Plötzlich verliebt (German Edition)
Blusen gefunden, die ich nicht mehr brauche«, hörte ich Molly aus ihrem Zimmer rufen. Unverzüglich rannte ich zu ihr, bevor sie es sich vielleicht doch anders überlegte. Ich nahm ihr die beiden Blusen ab und musste grinsend feststellen, dass darunter die war, die ich immer so bewundert hatte.
Eine zartrosa Chiffonbluse mit wundervollen Swarovski-Applikationen. Eigentlich so gar nicht mein Geschmack, aber in dieses Oberteil hatte ich mich verliebt, als ich es zum ersten Mal an Molly gesehen hatte.
»Schade, dass du so riesige Füße hast«, ließ ich Molly wissen, die entsetzt aufsah. »Ein paar neue Schuhe hätte ich nämlich auch ganz gut gebrauchen können«, fügte ich hinzu und trug meine neue Lieblingsbluse in mein Zimmer.
»Ich habe keine großen Füße. Meine Füße sind ganz normal«, rief Molly mir empört hinterher.
Kapitel 8
Am nächsten Morgen hätte meine Laune nicht besser sein können. Ich hatte zwar nur wenig geschlafen, weil mir unendlich viele Gedanken durch den Kopf geschwirrt waren, aber ich wusste jetzt endlich, was ich wirklich wollte.
Ich hatte das Für und Wider abgewägt und mich gefragt, was ich von meinem Leben erwartete. Schließlich kam ich zu der Erkenntnis, dass mir London guttun würde und mittlerweile freute ich mich sogar auf diese Erfahrung.
Damals, in der Schule, hatte ich nicht an dem angebotenen Austauschprogramm teilgenommen, was ich bitter bereut hatte. Doch nun bekam ich so etwas wie eine zweite Chance. Nur mit dem Unterschied, dass ich in London nicht die Schulbank drücken würde, sondern einer geregelten Arbeit nachgehen musste.
Als ich in unser Büro trat, saß Anabel schon hinter ihrem Schreibtisch und löffelte einen ihrer Müsli-Joghurts. Heute trug sie ein lavendelfarbenes Kostüm und ihre Haare hatte sie zu einem strengen Dutt frisiert.
Eigentlich war sie eine attraktive Frau, aber ihr mieser Charakter wog all ihre Schönheit auf. Sie sah erstaunt auf die Uhr.
»Was ist denn mit dir los? Ist deine Uhr defekt oder warum bist du so früh hier?«, erkundigte sie sich sarkastisch.
Die Aussicht, dass ich diese Frau für sechs Monate nicht sehen musste, ließ mich all meinen Groll vergessen. Ich war viel zu gut gelaunt und würde mir von ihren Bemerkungen nicht die Stimmung vermiesen lassen.
»Muss noch was Dringendes erledigen«, murmelte ich und schaltete meinen Computer ein. Ich würde ihr ganz bestimmt nicht von dem Austauschprogramm erzählen. Irgendwann würde sie ins Büro kommen und ich wäre einfach nicht mehr da. Das dumme Gesicht würde ich zu gerne sehen.
»Hast du im Lotto gewonnen?«, wollte sie wissen und deutete auf meine hellblaue Donna-Karan-Bluse, die ich gestern bei Molly ergattert hatte.
»Neidisch?«, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen und hielt ihrem Blick stand.
»Nein, nicht wirklich. Ich kaufe mir lieber Stücke aus der aktuellen Kollektion und nicht solche, die eigentlich schon längst aus der Mode sind«, antwortete sie schnippisch.
»Dann solltest du diese besagten Kleider vielleicht auch einmal anziehen«, murmelte ich so laut, dass sie mich gerade noch verstehen konnte. Anabel antwortete nicht und schenkte mir auch keinerlei Beachtung mehr. Ich sah auf meine Armbanduhr und eine innere Unruhe erfasste mich.
Es war kurz nach 9.00 Uhr. Ich musste bald in London anrufen, bevor Emma dort Feierabend machte. Doch wie sollte ich das anstellen, ohne dass Anabel etwas davon mitbekam?
Diese Entscheidung wurde mir glücklicherweise von Mr. Withford, unserem Abteilungsleiter, abgenommen. Er streckte seinen Kopf durch den Türspalt und sah sich suchend um. Als er Anabel erblickte, nickte er ihr knapp zu.
»Kommen Sie bitte kurz in mein Büro.« Automatisch stand auch ich auf, weil wir immer zusammen zu Withford gingen, wenn er etwas mit uns zu besprechen hatte.
»Sie können hier bleiben. Ich brauche nur Ihre Kollegin«, erklärte er mit ausdrucksloser Miene. Täuschte ich mich oder benahm er sich seltsam? Normalerweise hatte Withford immer ein Lächeln auf den Lippen, wenn wir uns sahen, aber heute wirkte er sogar ein wenig mürrisch. Und weshalb wollte er nur Anabel sehen? Sollte ich mir Sorgen machen? Meine Kollegin erhob sich und verlies hinter Mr. Withford das Büro.
Was war das denn gewesen? Argwöhnisch sah ich Anabel nach, als sie das Zimmer verließ. Was wollte der alte Withford von ihr? Und wieso taten sie so geheimnisvoll? Normalerweise holte er uns gemeinsam zu sich, wenn etwas Wichtiges anlag.
Ich rief
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