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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Totenkammern. Diese Entdeckung rief großes Interesse in der Welt hervor. Es schien das Grab König Men-her-Ras zu sein, eines dieser Schattenkönige der achten Dynastie, aus der Zeit, in der das alte Königreich zu verfallen drohte.
    Aber bald geschah etwas Bedeutsames. Sir John Willard starb ganz plötzlich an einem Herzschlag.
    Die Zeitungen nahmen sensationslüstern die Gelegenheit wahr, die alten abergläubischen Vermutungen, die mit dem Unglück bringenden Schicksal gewisser ägyptischer Schatzkammern zusammenhingen, Wiederaufleben zu lassen. Die Unglücksmumie im Britischen Museum (diese staubige, alte Klamotte) wurde mit frischem Eifer wieder hervorgeholt; von dem Museum wurde alles abgeleugnet, aber trotzdem verfolgte alles die sensationellen Vermutungen.
    Zwei Wochen später starb Mr Bleibner an akuter Blutvergiftung, und Tage später erschoss sich ein Neffe von ihm in New York. Der Fluch von Men-her-Ras wurde Tagesgespräch.
    Zu diesem Zeitpunkt erhielt Poirot eine kurze Notiz von Lady Willard, der Witwe des toten Archäologen, die ihn bat, sie in ihrem Hause in Kensington Square aufzusuchen. Ich begleitete ihn.
    Lady Willard war eine große, schlanke Dame in tiefer Trauer. Aus ihrem schmalen Gesicht blickte der Kummer.
    »Sehr freundlich von Ihnen, Monsieur Poirot, so rasch zu kommen!«
    »Ganz zu Ihrer Verfügung, Lady Willard. Sie wollten mich zurate ziehen?«, sagte Poirot.
    »Sie sind, wie ich weiß, Detektiv, aber ich brauche nicht nur in dieser Eigenschaft Ihren Rat. Ich weiß, dass Sie eigene Ansichten, Fantasie und Welterfahrung haben. Sagen Sie mir, Monsieur Poirot, was halten Sie von übernatürlichen Dingen?«
    Poirot zögerte einen Augenblick. Er dachte. Schließlich sagte er: »Damit wir uns nicht missverstehen, Lady Willard. Es handelt sich hier wohl nicht um eine allgemeine Frage? Ich nehme an, Ihre Frage nimmt auf den Tod Ihres verstorbenen Gatten Bezug?«
    »Ja«, gab sie zu.
    »Wünschen Sie, dass ich die näheren Umstände seines Todes untersuche?«
    »Ich möchte, dass Sie feststellen, was davon Zeitungsgeschwätz ist und was davon durch Tatsachen belegt werden kann. Drei Todesfälle, Monsieur Poirot… jeder einzelne erklärlich, aber zusammengenommen sicherlich ein beinahe unglaubwürdiges Zusammentreffen. Und das alles innerhalb eines Monats nach der Öffnung des Grabes! Ist es Aberglaube? Oder ein Fluch, der sich auf ungewöhnlichen Wegen erfüllt? Die Tatsache bleibt – drei Todesfälle! Und ich habe große Angst – es könnte nicht bei drei bleiben.«
    »Für wen fürchten Sie?«
    »Für meinen Sohn. Die Nachricht vom Tod meines Mannes erreichte mich im Krankenbett. Mein Sohn, der gerade aus Oxford zurück war, reiste sofort nach Ägypten. Er brachte die – die Leiche heim, aber jetzt ist er trotz meiner inständigen Bitten wieder zurückgefahren. Er ist von der Arbeit so fasziniert, dass er die Absicht hat, seines Vaters Platz einzunehmen und die Ausgrabungen weiterzuführen. Sie mögen mich für eine törichte, abergläubische Frau halten, Monsieur Poirot, aber ich habe Angst! Angenommen, der Geist des toten Königs ist noch immer nicht zufrieden? Ihnen kommt es vielleicht unsinnig vor…«
    »Nein, durchaus nicht, Lady Willard«, sagte Poirot schnell. »Ich selbst glaube an die Macht des Aberglaubens, eine der mächtigsten Kräfte, die unsere Welt kennt.«
    Ich sah ihn überrascht an. Poirot abergläubisch? Das war mir neu. Aber der kleine Mann meinte es anscheinend völlig ernst.
    »Ich soll also meine schützende Hand über Ihren Sohn halten? Ich werde mein Möglichstes tun.«
    »Auch gegen die okkulten Kräfte?«
    »In den Büchern des Mittelalters, Lady Willard, werden Sie viele Wege finden, wie man der schwarzen Magie entgegenarbeiten kann. Vielleicht waren die Menschen damals klüger als wir mit unserer aufgeblasenen modernen Weisheit. Aber kommen wir zur Sache. Ihr Gatte war seit jeher ein begeisterter Ägyptologe, nicht wahr?«
    »Ja, seit seiner Jugend. Er war eine der größten lebenden Autoritäten auf diesem Gebiet.«
    »Aber Mr Bleibner war, soviel ich weiß, nur mehr oder weniger ein Amateur?«
    »Ja. Er war ein sehr wohlhabender Mann, mit vielen Interessen. Nachdem es meinem Mann gelungen war, ihn für die Ägyptologie zu interessieren, finanzierte er das Ausgrabungsunternehmen.«
    »Wie war das mit seinem Neffen? Wissen Sie überhaupt noch etwas von ihm? War er überhaupt ein Mitglied der Expedition?«
    »Ich glaube nicht. Von seiner Existenz erfuhr ich

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