Poirot Rechnet ab
diese zwei Handlungen zu wiederholen? Sie saßen doch mit Ihrer Arbeit hier, sagten Sie?«
Céléstine setzte sich hin. Auf ein Zeichen von Poirot stand sie auf, ging in das anschließende Zimmer, nahm den Gegenstand von der Kommode und kam zurück. Poirot teilte seine Aufmerksamkeit zwischen dem, was sie tat, und einer Zwiebel von Uhr, die er in der Hand hielt. »Bitte noch einmal, Mademoiselle!«
Nachdem die Sache wiederholt worden war, schrieb er eine Notiz in sein Taschenbuch und steckte die Uhr wieder ein.
»Vielen Dank, Mademoiselle. Auch Ihnen, Monsieur, für Ihre Liebenswürdigkeit.« Er verbeugte sich gegen den Inspektor.
Den Inspektor schien diese übertriebene Liebenswürdigkeit zu amüsieren. Tränenüberströmt verließ Céléstine, begleitet von der Beamtin und dem Polizisten, das Zimmer.
Nach einer Entschuldigung bei Mrs Opalsen fing der Inspektor an, das Zimmer gründlich zu durchsuchen. Er zog die Schubladen heraus, machte die Schränke auf, riss das ganze Bett auseinander und klopfte den Fußboden ab. Mrs Opalsen sah skeptisch zu.
»Glauben Sie denn wirklich, Sie werden die Perlen finden?«
»Ja, ich bin überzeugt. Ihre Zofe hatte ja nicht die Zeit, sie aus dem Zimmer zu bringen. Dass Sie so bald den Diebstahl entdeckten, hat alle ihre Pläne über den Haufen geworfen. Nein, sie müssen hier sein! Eine von beiden muss sie versteckt haben – aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass es das Zimmermädchen war.«
»Mehr als unwahrscheinlich – unmöglich!«, sagte Poirot ruhig.
»Eh?« Der Inspektor starrte ihn an.
Poirot lächelte bescheiden.
»Ich werde es Ihnen beweisen. Hastings, mein Guter, nehmen Sie meine Uhr in die Hand, aber vorsichtig. Sie ist ein Familienerbstück! Eben habe ich festgestellt, wie lange Mademoiselle beim ersten Mal aus dem Zimmer blieb: zwölf Sekunden. Das zweite Mal fünfzehn Sekunden. Jetzt beobachten Sie bitte, was ich tue. Madame wird so gut sein, mir die Schlüssel zur Schmuckkassette zu geben. Ich danke Ihnen, Madame. Mein Freund Hastings wird so freundlich sein und ›los‹ sagen.«
»Los!«, sagte ich.
Mit beinahe unglaublicher Schnelligkeit zog Poirot die Schublade des Toilettentisches auf, öffnete die Kassette, wählte ein Schmuckstück aus, stellte die Kassette wieder zurück und schob die Schublade wieder zu. Seine Bewegungen waren blitzartig.
»Nun, mon ami?«, fragte er mich atemlos.
»Sechsundvierzig Sekunden«, antwortete ich.
»Sehen Sie?« Er sah sich um. »Die Zeit hätte dem Mädchen nie genügt, das Halsband auch nur herauszunehmen, geschweige denn, es zu verstecken.«
»Das schließt das Mädchen aus!«, sagte der Inspektor zufrieden, suchte weiter und ging dann in das Schlafzimmer der Zofe.
Poirot runzelte nachdenklich die Stirn. Plötzlich überfiel er Mr Opalsen mit einer Frage.
»Dieses Halsband – war doch bestimmt versichert?«
Mr Opalsen sah etwas überrascht aus. »Ja«, sagte er zögernd.
»Was will das schon heißen?«, sagte Mrs Opalsen, den Tränen nahe. »Ich will mein Halsband wiederhaben. Es war einzigartig! Geld ist kein Ersatz dafür.«
»Ich verstehe, Madame«, sagte Poirot tröstend. »Ich verstehe Sie sehr gut. Eine Frau liebt ihren Schmuck! Aber für Monsieur wird es doch sehr tröstlich sein, dass er versichert ist.«
»Natürlich, natürlich«, sagte Mr Opalsen unsicher. »Jedoch…«
Er wurde von einem Freudenschrei des Inspektors unterbrochen, der hereinstürzte und triumphierend seine Hand hochhielt. Freudig erhob sich Mrs Opalsen aus ihrem Stuhl.
Sie war völlig verändert.
»Mein Halsband! Mein Halsband!«
Sie presste es mit beiden Händen an ihren Busen. Alles stand um sie herum.
»Wo war es?«, fragte Mr Opalsen.
»Im Bett der Zofe. In den Sprungfedern der Matratze. Sie muss es dort versteckt haben, bevor das Stubenmädchen ins Zimmer kam.«
»Erlauben Sie, Madame?«, sagte Poirot sanft. Er nahm ihr das Halsband aus der Hand, besah es sich ganz genau und gab es ihr dann mit einer Verbeugung zurück.
»Es tut mir leid, Madame, Sie werden es uns überlassen müssen«, sagte der Inspektor. »Wir brauchen es für die Anklage. Aber Sie erhalten es so bald wie möglich zurück.«
Mr Opalsen verzog sein Gesicht.
»Muss das sein?«
»Ich fürchte ja, Sir. Es ist nur eine Formalität.«
»Oh, gib es ihm doch, Ed!«, rief seine Frau. »Ich fühle mich viel sicherer, wenn er es hat. Ich könnte keine Minute schlafen, aus Angst, dass es wieder gestohlen wird. Oh, dieses schreckliche Mädchen! Nie
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