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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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hält inne, kommt zu mir hoch, legt seine Wange an meine und küsst mich sehr, sehr zärtlich.
    »Ich liebe dich, Brix«, gesteht er mir in liebevollem Ton.
    »Ich liebe dich auch«, antworte ich ihm, und nun ist es mir wirklich egal, ob es schmerzt oder nicht, solange er nur glücklich ist.
    Er dringt in mich ein, und die Wucht der Emotion überfällt mich wie eine Welle. Vor meinem inneren Auge sehe ich einen Strudel bunter Sterne, der in mich stürzt, bis ich diese Sterne auch vor meinem eigenen Auge sehe, wie sie sich in das Kissen und das Leintuch des Hotelbetts bohren, als sich der Schleier der Lust über meinen Geist senkt und ich das Bewusstsein verliere, ich nur mehr noch – Shahins? ... meine ...??? – Bewegung in meiner Wahrnehmung spüre, und sonst nichts mehr ...
    Erst als er tief in mir noch einmal anschwillt und zu pulsieren beginnt, wird mir klar, dass er sich gleich in mir ergießen wird. Shahins Stimme an meinem Ohr, die ich nun erst wahrzunehmen beginne, flüstert mir ein »Komm« zu, während ich seine Hand an meinem Damm spüre, wie sie eine Stelle von der Größe eines Knopfs zu massieren beginnt, fast zeitgleich mit der Erlösung ... doch nicht in der Art, wie ich sie sonst kenne, sondern offensichtlich auf genau die Art und Weise, auf die Shahin immer genießt ... leise und entspannt, anstatt zu krampfen und mit angespannten Muskeln eine Entladung vorzunehmen.
    Ich fühle mich, als würde ich schweben, während ich in Wellen komme, deren Intensität kaum ab- oder zunimmt zwischen den Schüben, die mich überkommen, und die mich kaum Luft holen lassen, so schön, so wunderbar, so unvergleichlich ist das, was ich fühle. So intensiv, dass ich nicht stöhne, nicht schreie, nicht keuche, sondern einfach nur seinen Namen flüstere, und mir ... uns ... damit eingestehe, dass ich soeben die Erfüllung all meiner Sehnsucht gefunden habe.
    Es dauert keine drei weiteren Atemzüge, bis ich eingeschlafen bin.

89
    Brix
     
    Ich wache auf, und versuche zunächst einmal, herauszufinden, wo ich mich eigentlich befinde, so sehr bin ich noch gefangen in meinen Träumen, die in dieser Nacht seit langen Jahren zum ersten Mal wieder entspannt, friedlich und wie in meinen Kindertagen gewesen sind. Es ist Mittag, Shahin liegt neben mir unter der Decke, an mich gekuschelt, umarmt mich im Schlaf, und schlummert sanft und ruhig. Innerlich befreit öffne ich meine Augen, schaue ihn an.
    Am liebsten würde ich hier den ganzen Tag so liegen bleiben, aber ich weiß ziemlich genau, dass Shahin heute Nachmittag um vier einen Termin hat ... den Termin, der Grund genug für ihn war, mit mir nach Frankfurt zu fahren. Und ich habe Zeit für mich, denn er wird alleine gehen. Ich könnte inzwischen ... im Internet surfen ... Sport machen ... im Fitnessstudio des Hotels trainieren ... in die Sauna gehen ... und vermutlich vieles mehr. Zuerst jedoch wecke ich Shahin, damit er genügend Zeit hat, sich vorzubereiten und anzuziehen, bevor ich mich in die Halle begebe, um mir so etwas wie ein Frühstück zu besorgen – und ausgiebig nachzudenken, wie ich mir meine Zukunft vorstelle. Abgesehen davon habe ich zwar eine Ahnung, aber nicht so wirklich das Wissen darüber, was mein Freund plant, denn er hat sich zwar in Andeutungen geübt, jedoch – wie so oft – nichts Genaueres gesagt ... es hat auf jeden Fall etwas mit seiner Vergangenheit zu tun, und dieses Thema ist ein sehr unangenehmes Thema, so wie ich ihn verstanden habe. Ich weiß nichts, beziehungsweise nicht viel, nicht wirklich, nur das, was ich von Ducky gehört und bei ihm mitbekommen habe, aber beim Thema Frankfurt reagiert er panisch, ängstlich, in sich zurückgezogen und fast wie ein verschrecktes Reh. Ich muss dazu feststellen, es gefällt mir, ihn zu beschützen, weil es mir eine gewisse Macht gibt, die sehr beruhigend ist. Auch wenn ich diese Macht nie ausnützen würde, verschafft sie mir doch eine gewisse Sicherheit, die ich sonst nicht hätte. Und das Gefühl, nicht nur geliebt, sondern auch gebraucht zu werden, was mir seit ein paar Tagen wichtiger ist als je zuvor.
    Eine knappe Stunde später scheint Shahin auch Hunger zu verspüren, denn er kommt, fix und fertig angezogen und frisiert, zu mir auf die Terrasse des Hotels, wo ich nach meiner Sättigung noch einen Kaffee trinke und die zweite Zigarette rauche.
    »Gib mir auch eine«, bittet Shahin mich.
    Ich mustere ihn prüfend, weiß ich doch, dass er nur raucht, wenn er nervös oder völlig entspannt ist –

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