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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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Überlegenheit aus, die ER mir immer zu spüren gibt, im »Turm« wie im Buchladen, die mich immer mehr von mir selbst abdriften lässt, in ein Verhalten, was nicht meines ist. Und das passt mir überhaupt nicht, weswegen er wohl mein Feind ist, oder etwas Ähnliches. Ich nicke überzeugt und schaffe es endlich, mich vom Bahnsteig loszureißen und zu gehen. Auf der Straße angelangt, atme ich erst einmal tief durch, was nach der schlechten Luft da unten richtig gut tut, und wende mich nach rechts, um an der Tankstelle drei Häuser weiter noch schnell Zigaretten zu holen, weil ich keine mehr habe, obwohl ich im Moment auch kein Verlangen danach verspüre.

23
    Shahin
     
    Und während ich noch überlege, was ich diesem Mann getan habe, dass er so mit mir umspringt, wird meine Aufmerksamkeit plötzlich von einem bebrillten Rentner (zumindest dem Aussehen nach) abgelenkt, der neben mir im Gang steht und etwas von einem Ausweis faselt. Genervt drehe ich mich zu ihm um und mustere ihn – schön überheblich von unten nach oben und wieder zurück.
    »Wie bitte?«, frage ich. Er scheint innerlich zu grinsen und wiederholt: »Ihren Fahrausweis bitte.«
    Es dauert einen Moment, bis diese Aussage meine Gehirnwindungen erreicht hat. »Merde«, fluche ich insgeheim, »Das wird eine teure Woche«, bevor ich – ganz so, als hätte ich ein Ticket – nach meinem Portemonnaie greife und meinen letzten 100-Euro-Schein zücke. Nun allerdings passiert etwas ganz Dummes – er meint lapidar: »Den kann ich Ihnen nicht wechseln – Ihren Ausweis bitte.« Na klasse, ausgerechnet den habe ich nicht dabei. Das wiederum scheint den älteren Herrn zu amüsieren – er nimmt mir den Hunderter ab, steckt ihn ein und meint, ich müsse dann bis zum Rathaus mitfahren, um dort mein Wechselgeld zu erhalten. Andererseits, jetzt an der Schlossstraße, meiner Haltestelle, auszusteigen, bedeutet einen Verlust von 60 Euro, und das finde ich auch nicht wirklich prickelnd, zumal der Hunderter mein letztes Geld ist. Und was tut ER? Er grinst einen der Kontrolleure, einen alten Türken an, wird NICHT kontrolliert, sondern als Kollege begrüßt. Kollege???? Hat der gerade »Kollege« gesagt? Und dann – und ich möchte am liebsten flüchten – sagt mein Traumtyp in der Bahn lachend folgenden Satz so laut, dass ihn der halbe Waggon mitbekommt: »Erst durfte er mich blasen, dann reiten und anschließend habe ich ihn zwei Stunden lang durchgefickt. Es wundert mich ehrlich gesagt, dass er schon wieder sitzen, beziehungsweise gerade stehen kann.« – und deutet dabei mit der Hand auf mich. Alles lacht, und ich kann es nicht fassen. Dann steigt er ausgerechnet an meiner Haltestelle aus und winkt mir provozierend zu. Na, der Tag ist ja wohl gelaufen.

24
    Shahin
     
    Verdammte Axt, was hab’ ich ihm nur getan???? Nur, weil ich ihn angemacht habe? Weil ich ihn scharf finde? Weil ich ihm seine Nummer mit dem Durchschnittstypen versaut habe? »Kollege«. Wie ein Fahrscheinkontrolleur – ich fange an, diese Typen zu hassen – sieht er nun auch nicht gerade aus. Und um mich herum grinst alles, während dieser Bekannte von ihm mich angrinst, eigentlich sogar sympathisch, und kein bisschen schadenfroh, eher peinlich berührt, ganz so, als wollte er das Verhalten von IHM entschuldigen. Am Rathaus Steglitz/Zehlendorf steige ich dann also mit den beiden Kontrolleuren aus, werde zur dortigen Polizeidienststelle geführt, und dort wird von dem älteren »Rentner« das Problem mit mir geschildert. Ich muss meine Personalien angeben und werde – wie ein Verbrecher – zunächst identifiziert, während die beiden Kontrolleure leise miteinander wispern. Der Alte eher abwertend, ich höre ein »typisch Ausländer« heraus, während der Türke mich dann doch eher interessiert mustert.
    Dann kommt einer der Polizisten zu mir und sagt, ich müsste noch ein bisschen hierbleiben, weil in der Datenbank der Polizei keine Daten über mich gespeichert wären und man zunächst eine andere Stelle anfragen müsste. Okay, ich verstehe. Ich sag nur »Meldesperre sechs.« Da bekommt kein normaler Polizist Auskunft.
    Jetzt grinsen beide Kontrolleure ziemlich schadenfroh und der ältere, deutsche, von beiden blubbert irgendwas von »Ich hab’s ja gewusst, irgendwas ist da faul, wird er denn gesucht?« zu einem der Polizisten. »Und schwul ist er auch noch!« anklagend hinterher. Okay, jetzt reichts mir. Ich stehe auf und gehe in Richtung des Tresens, wo der Kontrolleur sich gerade über

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