Poison (German Edition)
läuft meinen Körper herab, aber es bringt nichts. Es fühlt sich nur an, als wären seine Hände überall an meinem Körper. Das will ich nicht, auf gar keinen Fall! Also kaltes Wasser, abschrecken. Aber auch das hilft nicht. Fast schon panisch mache ich das Wasser aus, laufe nackt durch die Wohnung, trockne mich ab – und fühle mich immer noch erniedrigt. Wie vorhin, als er mir sein Handtuch zugeworfen hat, als wäre ich ein Stück Müll, ein Spielzeug, aber noch weniger wert. Benutzt und weggeworfen. Erniedrigt. Das ist es. Nichts anderes.
»Leck mich«, denke ich, und würde schon wieder am liebsten losheulen. Ein Blick in den Spiegel bestätigt mir, was ich befürchtet habe. Ich bin kurz davor, meine Fassung zu verlieren. Okay, er hat mich gefickt. Wir hatten guten Sex, denke ich. Rein professionell gesehen, versteht sich. Emotional, für mich, war er das Letzte.
Obwohl ... er hat nicht gezickt, hat es mir leicht gemacht, hat ein Kondom benutzt, ohne dass ich ihn dazu zwingen musste, Lube war auch da, hat sein Programm durchgezogen und ... mich am Kommen gehindert. Warum, verdammt? Und warum, zum Teufel, wollte er mich unbedingt küssen? Ist doch ein klarer Deal, du weißt schon. Wenn er den Hustler will, bekommt er das, was zu verkaufen ist. Den Körper. Meine Emotionen bleiben mir, meine Küsse denjenigen vorbehalten, für die ich etwas empfinde. Klar hätte ich ihn geküsst. Wenn er ehrlich gewesen wäre. Wenn er gesagt hätte, »Ich will dich... ficken« oder etwas in der Art. »I wanna fuck you«, usw. Oder rumkriegen, nehmen, dich. Aber die Ware unterscheidet sich, Baby.
Du machst es dir zu einfach, Sweetheart. Du denkst, du kannst alles kaufen. Geld verschafft dir Distanz. Geld gegen Leistung, wie? Liebe muss man sich verdienen, Hase.
»Armes Hasi«, denke ich. Als ich im Bett liege, zusammengerollt wie ein Baby im Bauch der Mutter, eingepackt in meine Decke, um endlich wieder Wärme und Geborgenheit in mir zu empfinden, mit stummen Blicken gen Decke, ganz so, als würde ich dort die Erleuchtung und dadurch die Erlösung aus meinen dumpfen Grübeleien finden, rekapituliere ich, was geschehen ist.
Die Gier, die Sehnsucht in seinen Augen. Mehr als nur der Wunsch nach Sex. Mehr als Geilheit. Das war mehr, verdammt. Warum hat er seinen Mund nicht aufgemacht? So sehr gehemmt kann ein Mann doch gar nicht sein. Als ob. Ich habe genau gesehen, wie du gelitten hast, Brix. Aber ich habe auch genau gesehen, dass es dir Spaß gemacht hat. Und du hast mir etwas beweisen wollen. Toller Beweis, mich zu reizen, mit meinem Körper zu spielen und dann abzubrechen. Viel deutlicher kannst du mir nicht zeigen, was du wirklich für mich empfindest, Idiot! Wie du zu mir kamst, fast rennend, als könntest du nicht erwarten, mich endlich anzufassen. Und dann deine Hände, deine Bewegungen, die so gar nicht zu deinen Worten gepasst haben?! Verarsch mich nicht, Kleiner. Okay, du bist gut im Bett. Du hast mich genau da gereizt, wo ich es brauche, und ich musste mich echt zusammenreißen, nicht doch emotional zu werden. Nein, ich habe es geschafft. Ich bin nicht ausgerastet und habe auch nicht nach mehr gebettelt – wobei, es war nahe dran, zugegeben, du hast es geschafft.
Du hast mich nicht geküsst, und du hast mich nicht kommen lassen. Asshole! Und du hast nichts, aber auch gar nichts verstanden. Ich will dich. Für länger, mindestens. Klar, ich wär mit deinem Cum auf der Brust nach Hause. War gar kein schlechtes Feeling, im Gegenteil. So, als wär ein Teil von dir bei mir. Als ob! Hoffentlich hast du es jetzt gerafft. No more business, babe. Das nächste Mal will ich dich als Mann, als Mensch. Gleichberechtigt, als Partner. Mich dir hingeben. Wenn du keine Beziehung willst, fuck you. Dann brauch ich dich auch nicht. Klar. Ich denke, in dieser Sache war ich deutlich.
Mhm, andererseits. Du hast Angst, dich hinzugeben. Du weißt nicht, was du willst. Mich? Dich? Deine Ruhe? Geliebt werden? Mehr? Du hast einen Fehler gemacht. Du hast mich zu tief in dich sehen lassen. Du hast zugelassen, dass ich DICH sehe und nicht nur deinen Körper. Du hast zugelassen, dass DU mich faszinierst, immer noch. Merde, ich will dich. Mehr als zuvor. Okay, ruf an. Mach schon. Sag mir, dass du mich liebst. Machst du sowieso nicht. Traust du dich niemals. Ich grinse innerlich bei dem Gedanken, dass er jetzt anruft. Ich habe seinen verletzten Stolz gesehen, weil ich sein Geld nicht genommen, sein Konzept, seinen Plan zerstört
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