Poison (German Edition)
Gedanken an mein Erlebnis mit IHM in den Bann gezogen. »Er hat dir aber ziemlich deutlich gesagt, dass er dich liebt«, erinnert mich meine Tante. »Shahin – was für ein hübscher Name übrigens – hat dir nur gesagt, dass er mehr von dir will als deinen ... ähm ... Sex. Und das Angebot, eine Beziehung zu führen, war mehr als deutlich. Ich denke, er weiß ziemlich genau, dass er dich liebt, aber er kennt, im Gegensatz zu dir die Regeln, Brix.« Ich lausche gebannt. »Lass’ dich auf das Abenteuer ein, wenn du ihn willst, Sonnenscheinchen. Er wird dich nicht verletzen, im Gegenteil.«
»Glaubst du?« Meine Stimme klingt ziemlich unsicher, denke ich.
»Ja. Und wenn du absolut nicht klarkommst, dann rede ich mit ihm, einverstanden?«
Ich nicke, und meine Tante steht auf, schließt mich in die Arme, drückt mir einen Kuss auf die Wange und – verschwindet, löst sich einfach in Luft auf. Panik in meinen Augen, dann aber die Einsicht, dass sie ja schon einmal wiedergekommen ist. Ich stehe auf, laufe ins Bad und will mir gerade das Gesicht waschen, als ich den Lippenstift in meinem Gesicht bemerke. Okay, das ist der Beweis, dass sie wirklich da war. Zurück im Wohnzimmer gieße ich erst einmal Johnny nach, das brauche ich jetzt. Fuck! Fuck! Fuck! Ihn jetzt auf dem Handy anrufen, wird wohl keinen Sinn machen. Bei ihm vorbeifahren? Er braucht Zeit, ich kann es mir denken. Denn egal wie stark er ist – ganz im Gegensatz zu mir, bemerke ich jetzt – auch er wird seinen Abstand brauchen.
Ist das Liebe? Sich zu sorgen, wie es dem anderen geht, und sich jederzeit in ihn hineinversetzen zu können? Ich beschließe, dass ich morgen auf jeden Fall zu dieser Underwearparty gehen möchte – und WENN ich ihn treffe, werde ich alles daran setzen, das zu klären. Obwohl ich den Abend auf meinem Dach mit Dope, Whisky und Tabak beschließe, bin ich am nächsten Morgen fast topfit und hin- und hergerissen.
53
Brix
Klar, dass ich mir all diese süßen Jungs in einem Hauch von Nichts nicht entgehen lasse. Auch wenn ich mich bei dem Gedanken ertappe, mich zu fragen, ob ER wohl auch da sein wird, bleibe ich dabei doch relativ ruhig, denn es werden wohl genügend Hotties da sein, um mir zu geben, was ich brauche – Ablenkung. Von mir, meiner Dummheit und von IHM, von Shahin. Was für ein Name. Das Arabisch-Wörterbuch im Internet sagt, er bedeutet »Löwe«. Oder war’s »Falke«? Ich weiß es nicht mehr, ist auch eigentlich egal, »Löwe« passt nach meiner Meinung besser. Und so ist er auch, wie eine große Katze, anmutig, elegant und lasziv, und dann, später, leidenschaftlich, kraftvoll, stark. Wobei, es war schon eine scharfe Nummer mit ihm, der Gedanke, gesehen zu haben, wie sein heißer Körper sich unter meinen Stößen wand, macht mich jetzt schon wieder scharf. Verdammt! Ich muss herausfinden, ob er mir wirklich genauso wenig widerstehen kann wie ich ihm. Dann ist es einfacher, für uns beide.
»Geteiltes Leid ist halbes Leid«, sagte meine Tante immer. Okay, er leidet. Hat sie gesagt, und sie hat mich nie belogen. Verdammt, aber ich will doch gar nicht, dass er leidet. Und da ist sie wieder, die verfluchte Reue, ganz besonders nach dem gestrigen Abend. Und der Wunsch, ihn in die Arme zu schließen und zu halten, bis die Stürme dieser rauen Zeit vorüber sind und wir das Leben genießen können. Schon wieder, dieses »Wir«. Was ich jetzt brauche, ist ein ganz einfaches Mittel: »Elf minus fünf. Ergibt Sex.« Am besten einen willigen Typen, der die Beine breitmacht für mich, und dabei den Mund hält. Laufen ja genügend von der Sorte ’rum und himmeln mich an. Hey, wundert mich keinen Meter. Man hat ja schließlich einen Ruf zu verteidigen, und der sagt ganz klar, dass ich gut bin. »Gut« ist gar kein Ausdruck, aber für die breite Masse genügt diese Umschreibung. Vor allem ist es eine Ehre für diejenigen, die ich mir nehme. »Sex mit Brix ist wie ein Sechser im Lotto«, sagen sie, und »Brix Mendelssohn ist der beste Lover in Berlin«. Hat Gilbert mir mal gesteckt, ist noch gar nicht so lange her.
WENN ich sie mir denn nehme, die meisten, die von mir träumen, fallen sowieso nicht in mein Raster. Nehmen wir zum Beispiel Ducky. Er sieht ganz passabel aus, ist sogar sportlich, hat einen Hauch der großen weiten Welt an sich und träumt, seit wir uns kennen, von einer Nummer mit mir. Schön für ihn. Denn Ducky kann seine Klappe nicht halten, und ich kann nun mal nicht auf Typen, die mir beim Sex dann
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