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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Kindern wird, mag eine andere Frage sein.
    Das war eine ziemlich freudlose Einschätzung, doch sie enthielt auch ein Körnchen Wahrheit. Toxicon, die Erde und ein paar andere konföderierte Welten litten unter ihrer Überbevölkerung.
    Ich verbrachte etwa eine Stunde mit der Bibel, und hätte ich die Möglichkeit gehabt, einen der Gegenstände zu behalten, es wäre die Bibel gewesen.
    Manche seiner Kommentare waren sardonisch. »Siehe, ich gehe heute dahin wie alle Welt« aus dem Buch Josua wurde von der Bemerkung Wie wir alle begleitet.
    »Seine Familie«, sagte Alex, »wollte nicht, dass er an dem Flug teilnimmt, weil er zu gefährlich war. Ferner Raum, unbekanntes Land.«
    »Er hätte auf sie hören sollen.«
    »Ursprünglich sollten nur zwei Schiffe nach Delta Karpis fliegen. Dann ist jemand von der Vermessung, allem Anschein nach Jess Taliaferro, der Direktor der Einsatzleitung, auf die Idee mit dem Prominentenflug gekommen. Er hat ein paar Leute ausgewählt, die besonders großzügige Spenden geleistet hatten, und ihnen sozusagen in Anerkennung ihrer Verdienste die Show ihres Lebens bieten wollen.«
    »Damals muss das nach einem guten Schachzug ausgesehen haben«, bemerkte ich.
    »Sie haben alle möglichen Leute als Redner vor dem Start eingeladen. Es gab sogar eine Band.«
    »Wie alt war Urquhart?«
    »In den Sechzigern.« Immer noch relativ jung. »Er hatte einen Sohn.«
    Im Lehrbuch Prediger Salomo, neben der Passage »Sei nicht allzu gerecht«, hatte er geschrieben: Alle Dinge, auch die Tugenden, sind in Maßen am besten.
    »Er hat zwei Amtsperioden lang dem Rat angehört«, sagte Alex. »Einer der besten Ratsherren, die wir je hatten. Aber 1361 hat er die Wahl verloren. Offenbar wollte er die Leute dazu bringen, keine Kinder mehr zu bekommen.«
    Ich zeigte ihm die Passage in der Genesis.
    Alex nickte. »Das überrascht mich nicht. Er hat sich Sorgen über das ungezügelte Bevölkerungswachstum gemacht. Hier merkt man davon natürlich nichts, aber es gibt eine Menge Orte, an denen das ein echtes Problem darstellt. Er selbst ist bettelarm in Klyrnor aufgewachsen. Sein engster Jugendfreund hat unter Anämie gelitten und ist nie wieder ganz gesund geworden; seine Mutter ist im Kindbett gestorben, als er gerade vier Jahre alt war, und sein Vater hat sich zu Tode gesoffen. Du solltest bei Gelegenheit einmal seine Autobiografie lesen.«
    Und Lukas: »Aus deinem Munde richte ich dich.« Eine Warnung für Autoren. Und für Politiker.
    Im Buch Ruth hatte er ihr berühmtes Versprechen gekennzeichnet: Wo du hingehst, da will auch ich hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch… Angesichts der Umstände seines Verschwindens auf unheimliche Weise passend.
    »Er hat sich zu seiner Zeit eine Menge Feinde gemacht«, fuhr Alex fort. »Er mochte keine Lobbyisten. Er war nicht käuflich. Und er ließ sich offensichtlich auch nicht einschüchtern.«
    »Klingt, als wäre er ein guter Ratsvorsitzender gewesen.«
    »Dafür war er zu ehrlich.«
    Ich blätterte immer noch in der Bibel. »Hier ist noch etwas aus dem Lukas-Evangelium: ›Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern.‹« Er hatte die Stelle unterstrichen, aber keinen Kommentar hinterlassen. Ich fragte mich, wann genau er das getan hatte.
    »Einer seiner Biografen«, sagte Alex, »zitiert ihn folgendermaßen: Er soll Taliaferro gesagt haben, die Gelegenheit zu bekommen, die Zerstörung einer Sonne mit anzusehen, habe ihn gezwungen, darüber nachzudenken, wie sehr sich die Skalen menschlicher und kosmischer Aktivität doch unterscheiden. Wer weiß, so habe er gesagt, was Delta Kay hätte hervorbringen können, wäre dem System genügend Zeit vergönnt gewesen?«

 
SECHS
     
     
Wir schulden es Madeleine English und ihren sechs Passagieren, die Wahrheit zu suchen und nicht zu ruhen, bis wir sie gefunden haben.
    Aus den Gründungspapieren der Polaris-Gesellschaft
     
    Garth Urquhart hatte meine Neugier geweckt. Ich warf einen Blick in die Akten und sah ihn in Aktion während seiner Jahre als Senator und später als Angehöriger des Rats, sah, wie er für sich oder andere in den Wahlkampf zog, sah, wie er Auszeichnungen für seine Beiträge zu den diversesten humanitären Bemühungen entgegennahm, sah, wie er eine Wahl verlor, weil er sich weigerte, von seinen Grundsätzen abzuweichen.
    1359, sechs Jahre vor dem Geschehen an Bord der Polaris, war er eingeladen worden, bei einer Veranstaltung des Weltverbands der Physikwissenschaftler zu sprechen. Er hatte die

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