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Polarrot

Polarrot

Titel: Polarrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Tschan
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Druckvorschriften, gopferdammi“, rief er, während er wütend die Kisten auf den Kopf stellte und die am Boden verstreute Holzwolle durchwühlte.
    Entnervt setzte er sich auf den Stuhl. „Für das, Yves, für diese unvollständige Lieferung, habe ich nicht noch einen weiteren Goldbarren gewechselt und ein Vermögen ausgegeben.“
    Er ging vor das Haus, machte ein Feuer und dachte nach. Welcher Raum seines Haus war einem Panzer am ähnlichsten? Und – eigentlich war das gar nicht so risikolos, was er, was sie da tun wollten. Wie ist das eigentlich mit dem Funk? Kann da jeder mithören? Die Deutschen mit den gleichen Geräten sicher. Die hören eh alles. Denken sie dann, sein Dachstock – ja, der Dachstock ist der richtige Ort – sei dann einer ihrer Panzer? Was macht einer ihrer Panzer so ganz allein in der Schweiz? Verirrt? Gefangen? Muss man den befreien? Aber merken die Deutschen überhaupt, dass es ein Gerät von ihnen ist? Und die Schweizer? Denken sie, es sei ein deutscher Panzer? Stünden sie dann gleich mit Artillerie und Kavallerie vor seinem Haus? Und wenn er nicht mehr funken würde, würden die Deutschen dann denken, die Schweizer hätten ihren Panzer zerstört und zur Rache die Schweiz besetzen? Also, den Krieg so schwerwiegend beeinflussen, das wollte er dann doch nicht.
    So beschloss er, sich zuerst einmal ein wenig über das Funken und die damit zusammenhängenden Gefahren zu informieren. Unterdessen könnte er ja den Dachstock zur Panzerfunkstation umbauen. So mit Röhren, durch die man die Antenne ausfahren und wieder einziehen kann. Und ein bisschen abdichten, war es doch recht zugig in dem Dachstock. Und einen Radioapparat könnte er sich auch anschaffen. Vielleicht nicht schlecht, wenn er sich ein wenig auf dem Laufenden über die Geschehnisse außerhalb der Schweizer Grenzen hielt und so rechtzeitig mitbekam, wann die Zeit da sei, um die Geschäfte wieder aufzunehmen.
    Auf der anderen Seite des Doubs, in der Mairie von Charmauvillers beobachtete der provisorische Bürgermeister Yves Ueberschlag die kurz nach seiner Ernennung aufkommende Hektik in Form von zusätzlichen Soldaten, dem Aufstellen von Mörsern und ein paar Artilleriegeschützen sowie dem Besuch eines Majors auf der Mairie.
    Von „Verärgerung des Führers über die Schweiz“, „elf abgeschossenen Fliegern“, „Zusammenzug großer Panzerverbände an der Grenze“ sowie „Druck aufbauen“ war die Rede.
    Hitlers Zorn über die abgeschossenen Flugzeuge wurde von der Schweiz mit wirtschaftlichen und politischen Zugeständnissen besänftigt, was sich auch auf den aufgebauten Druck in Charmauvillers auswirkte. Ein paar Mörser, Kanonen und Soldaten wurden abgezogen.
    Als dann Anfang August das deutsch-schweizerische Wirtschaftsabkommen unterzeichnet wurde, das die Schweiz zwang, Deutschland einen Clearingkredit von 124 Millionen Franken zu gewähren, ein Geleitscheinsystem für die Exporte einzuführen, die Lieferung von 5.600 Tonnen Aluminium zuzusichern sowie zu dem Versprechen, Waffen zukünftig ausschließlich an das Dritte Reich zu verkaufen, nahm der Druck sogar soweit ab, dass der Leutnant mit seiner Staffel das Dorf räumte und das Schicksal von Charmauvillers und dessen knapp dreihundert Einwohnern in Yves’ Hände legte.
    Um welches Yves sich auch kümmerte, indem er sich im Wirtshaus ausgiebig über die allgemeine Stimmung erkundigte. Die allgemeine Meinung war, dass man zuerst einmal abwarten müsse, das Weideland pflegen, mehr Kartoffeln und Gemüse anbauen, die Kühe melken und den Käse in zwei Qualitäten einteilen sollte: die bessere für den eigenen Bedarf, die schlechtere für die Boches.
    Nachdem dies alles entschieden war und weitere Zeit ereignislos vorüber strich, entschloss er sich, mit Breiter Kontakt aufzunehmen. Yves installierte die Funkanlage in einer Scheune, in der es einen in den Felsen gehauenen Gemüse- und Obstkeller gab.
    Im Gegensatz zu Breiter hatte Yves noch die Möglichkeit gehabt, sich ein paar Kenntnisse in Sachen Telegraf anzueignen. Der Sohn des Bürgermeisters war ein fanatischer Telegrafist und hatte immer wieder die Wichtigkeit seiner Tätigkeit und wie entscheidend die prompte und fehlerfreie Weitergabe von Nachrichten gerade am Rande der Republik sei, betont. Was er unterstrich, indem er bereits vor der Besetzung von Paris seiner Familie, die sich Hals über Kopf in den Süden abgesetzt hatte, gefolgt war.
    Das Anschließen an eine Autobatterie sowie die Inbetriebnahme von

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