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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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Tisch stammte aus der Kapitänskajüte eines alten Segelschiffes und war eines von vielen antiquarischen Stücken aus den großen Tagen der Seefahrt, die inmitten der zahllosen Bücher standen.
    Perlmutter öffnete eine Flasche Pouilly-Fumé und schenkte jedem ein Glas trockenen Weißwein ein.
    »Die Flasche
Airag
, die du mir aus der Mongolei geschickt hast, ist leider schon leer«, sagte er zu Pitt. »Wunderbares Zeug.«
    »Ich habe jede Menge davon getrunken, als ich dort war. Die Einheimischen trinken es wie Wasser«, erwiderte er. Er konnte sich noch gut an den leichten Bittergeschmack des aus vergorener Stutenmilch hergestellten alkoholischen Getränks erinnern.
    Perlmutter kostete den Wein, stellte dann sein Glas ab und klatschte in die Hände.
    »Marie«, rief er. »Sie dürfen die Suppe servieren.«
    Eine Frau, die eine Schürze umgebunden hatte, kam aus der Küche und trug ein Tablett voller Schalen. Sie war das genaue Gegenteil von Perlmutter, schlank und zierlich, hatte kurze schwarze Haare und kaffeebraune Augen. Wortlos, aber mit einem Lächeln stellte sie vor jeden Anwesenden eine Schale und verschwand wieder in der Küche. Pitt probierte die Suppe und nickte.
    »Vichyssoße. Sehr gut.«
    Perlmutter beugte sich vor und ergriff flüsternd das Wort. »Marie ist stellvertretende Chefköchin im Citronelle hier in Georgetown. Sie hat eine der besten kulinarischen Schulen in Paris besucht. Außerdem war ihr Vater Küchenchef im Maxim«, fügte er hinzu und legte die Fingerspitzen begeistert an den Mund. »Sie hat sich bereiterklärt, drei Mal die Woche für mich zu kochen. Das Leben ist schön«, rief er mit donnerndem Bass und lachte, dass die Speckfalten um sein Kinn in Wallung gerieten.
    Die drei speisten sautiertes Kalbsbries mit Risotto und Lauchgemüse, gefolgt von einer Mousse aux Chocolat. Hinterher seufzte Pitt zufrieden auf und schob den leeren Teller weg. Loren musste das Handtuch werfen, bevor sie mit ihrem Dessert fertig war.
    »Hervorragend, Julien, von Anfang bis Ende. Wenn du die Seefahrtsgeschichte mal satthast, hättest du eine große Zukunft als Gastronom vor dir«, sagte Loren.
    »Vielleicht, ja, aber ich glaube, das wäre mit zu viel Arbeit verbunden«, erwiderte Perlmutter lachend. »Außerdem vergeht die Liebe zur See niemals, wie du ja sicher von deinem Gatten weißt.«
    »Stimmt. Ich weiß nicht, was ihr beide mit euch anfangen würdet, wenn der Mensch nie zur See gefahren wäre.«
    »Ein blasphemischer Gedanke«, rief Perlmutter. »Was mich an etwas erinnert. Dirk, du hast am Telefon gesagt, es ginge um mehr als nur um ein köstliches Essen mit einem guten Freund.«
    »Ganz recht, Julien. Ich bin auf der Suche nach einem seltenen Mineral, das um das Jahr 1849 in der Arktis aufgetaucht ist.«
    »Klingt spannend. Weshalb interessierst du dich dafür?«
    Pitt berichtete kurz von der Bedeutung des Rutheniums und der Geschichte vom Erz der Inuit, die er bei der Bergbaugenossenschaft gehört hatte.
    »Die Halbinsel Adelaide, sagst du? Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, liegt sie südlich der King-William-Insel, mitten in der Nordwestpassage«, sagte Perlmutter und strich sich den dichten grauen Bart. »Und im Jahr 1849 waren Franklin und sein Trupp die einzigen Forscher, die in diese Gegend vorgedrungen sind.«
    »Wer war Franklin?«, fragte Loren.
    »Sir John Franklin. Ein britischer Marineoffizier und bekannter Polarforscher. Hat als junger Bursche auf der
Bellephoron
gedient und an der Schlacht von Trafalgar teilgenommen, wenn ich mich recht entsinne. Obwohl er mit neunundfünfzig Jahren schon ein bisschen über den Zenit war, ist er mit zwei robusten Schiffen aufgebrochen und wollte versuchen, die sagenumwobene Nordwestpassage zu finden und zu durchfahren. Um ein Haar hätte er es auch geschafft, aber dann blieben seine Schiffe im Eis stecken. Die überlebenden Männer mussten die Schiffe aufgeben und haben versucht, sich zu einem Pelzhandelsposten durchzuschlagen, der hundert Meilen weiter südlich lag. Franklin und sämtliche hundertdreißig Männer, die an der Expedition teilnahmen, kamen letztlich ums Leben, die größte Tragödie in der Geschichte der Polarforschung.«
    Perlmutter entschuldigte sich, begab sich in einen seiner Leseräume und kehrte mit etlichen alten Büchern und einem primitiv gebundenen Manuskript zurück. Er blätterte in einem der Bücher, hielt dann inne und las laut vor.
    »Da haben wir’s. Franklin brach im Mai 1845 mit zwei Schiffen, der
Erebus
und

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