Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
Schultern, silber gesträhntes dunkles Haar und einen schön gestutzten Bart. Seine Manieren waren ausgezeichnet. Wenn er sich verneigte, glich es einem Kunstwerk, und seine Sprache war so sehr mit Komplimenten verbrämt, daß er oftmals mehr als eine Viertelstunde brauchte, um einen einzigen Satz zu Ende zu bringen.
Dennoch mochte ich ihn. Ist das nicht merkwürdig? Vielleicht ist es ein Charakterfehler von mir. Gute Manieren sind eine solche Seltenheit, daß ich wuchernde Satzungetüme und alle erdenklichen Verbeugungen und Kratzfüße ertrage, nur um der gedankenlosen Unhöflichkeit zu entgehen, die in der übrigen Welt gang und gäbe ist.
»Mylady Polgara«, begrüßte mich der kastanienbraun gekleidete Baron im Hof seiner grimmigen Feste, »die Mauern meines armseligen Hauses erbeben bis in ihre Grundfesten im Angesicht der geschätzten Gegenwart der höchsten Dame dieser Welt , und doch will es mich bedünken, als sei dies alles nichts im Vergleich zu den majestätischen Bergen, welche anläßlich der überwältigenden Empfindung, Euch vorbeischweben zu sehen, von heftigen Fieberkrämpfen ergriffen und bis in die Eingeweide der Erde hinunter erschüttert worden sein müssen.«
»Fürtrefflich gesprochen, Mylord«, beglückwünschte ich ihn. »Mit Freuden würde ich an diesem glücklichen Orte verweilen, um mehr und mehr Euren wohlgesetzten Worten zu lauschen, zwänge nicht bittere Notwendigkeit, die grausamste aller Herrinnen, mich zu unangemessener, ja gar unziemlicher Hast.« Auch ich habe meine arendischen Heldenepen gelesen, und wenn Baron Mandorin sich eingebildet haben sollte, er könne mich in Grund und Boden reden, so hatte er sich gründlich getäuscht. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, daß die beste Art, mit Arendern umzugehen, darin besteht sie bewußtlos zu reden. Das einzige Problem hierbei ist, daß sie so gefühllos wie Steine sind, so daß man viel Zeit dafür braucht.
Schließlich geleitete Baron Mandorin mich in sein privates Studierzimmer, einen mit Bücherregalen gesäumten und mit blauen Teppichen und Vorhängen ausgestatteten Raum im Ostturm seiner Burg, und wir kamen zum Geschäftlichen – nachdem er mir ein Kissen geholt, um es mir zusätzlich zu den Polstern des Sessels in den Rücken zu schieben, einen Teller mit Naschwerk in Reichweite meiner Hand auf den blankpolierten, dunklen Holztisch gestellt, eine Kanne Tee bestellt und mir einen Schemel neben den Sessel gerückt hatte – nur für den Fall, daß ich müde Füße hätte.
»Kennet Ihr meinen Vater, Mylord?« fragte ich.
»Den Heiligen Belgarath?« antwortete er. »Fürwahr, Mylady, ich kenne ihn gut – erhöbe sich an dieser Stelle nicht die Frage, ob denn irgendein Mensch in dieser Welt eine solch herausragende Persönlichkeit überhaupt wahrhaft zu kennen vermag.«
» Ich kenne ihn, Mylord, und mein Vater ragt wahrlich nicht immer heraus. Manchmal hält er sich ganz schön krumm, aber wir schweifen ab. Mir ist zu Ohren gekommen – und meinem Vater ebenfalls –, daß hier in Arendien Zwist und Hader herrschen.«
Mandorin setzte eine betrübte Miene auf. »Das, werte Dame, ist die beiläufigste Zusammenfassung etlicher Äonen arendischer Geschichte, die zu vernehmen ich je das traurige Vergnügen hatte. Doch fürwahr, aus Zwist und Hader nährt sich das arendische Wesen.«
»Ja, das blieb mir nicht verborgen. In diesem besonderen Fall jedoch haben Zwist und Hader ihren Ausgang außerhalb der Grenzen dieses höchst unseligen Reiches genommen. Wacune wurde von Uneinigkeit zerrissen, und Asturien mußte jüngst den Sturz seiner Regierung hinnehmen.«
»Eure trefflichen Worte erwecken den Anschein, als seien diese Ereignisse bereits in die Annalen der Geschichte eingegangen, Mylady.«
»Fürwahr, Mylord, dem ist so.«
»Darf ich die törichte Vermutung hegen, es sei Eure liebreizende Hand gewesen, welche die Wogen der Mißgunst in den nördlichen Herzogtümern glättete?«
»Nun denn, ich hatte meinen Anteil daran«, räumte ich bescheiden ein. »Ich enthüllte Herzog Kathandrion von Wacune die wahre Herkunft eines fremden Aufwieglers und reiste sodann nach Vo Astur weiter und stürzte die Regierung des untauglichen Herzogs Oldoran. Nun bin ich nach Mimbre geeilet.«
»Ich vernehme einen gewissen unheilverkündenden Unterton in Euren edlen Worten, Mylady.«
»Grämet Euch nicht, Baron Mandorin. Euer Herz ist rein, und nichts habt Ihr von mir zu befürchten. Ich bezweifle, daß ich Gelegenheit erhalten werde, Euch in eine

Weitere Kostenlose Bücher