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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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lieber, wenn Vater nicht weiß, wohin ich gehe«, teilte ich ihnen kurz vor meiner Abreise mit. »Er wirbelt immer so viel Staub auf, wenn er seine Nase in Dinge steckt, um die ich mich kümmere.«
»Du solltest nicht so über deinen Vater reden, Pol«, tadelte Beltira mich sanft.
»Nun, tut er es oder tut er es nicht?«
»Ja, schon gut, du hast vermutlich recht, aber es ist nicht sehr nett, es so offen auszusprechen, nicht wahr?«
Ich mußte lachen und stellte sie dann meiner kleinen Familie vor. Was den Grund meiner Geschäftsreise anging, hielt ich sie bewußt im unklaren. Dann begab ich mich in den angrenzenden Wald und nahm die Gestalt des Falken an. Ich hätte vermutlich auch einen Adler wählen können, aber Adler sind nach meinem Empfinden ein wenig zu sehr von sich selbst eingenommen. In gewisser Weise sind die Adler die Arender der Vogelwelt. Falken sind viel aufmerksamer und haben eine Leidenschaft fürs schnelle Fliegen. Jedesmal, wenn zwei Falken sich begegnen, veranstalten sie ein spontanes Wettfliegen, eine Neigung, die während der Brunstzeit zu gewissen Schwierigkeiten führt.
Auf schnellen Schwingen verfolgte ich also meinen Weg über die cherekische Meerenge und diesen Flickenteppich aus verschiedenen Braun und Grüntönen, der Sendarien heißt. Von meiner hohen Warte mehrere Tausend Fuß über dem Boden konnte ich sehen, wie ordentlich und sauber Sendarien wirklich war, eine Tatsache, die ich von Herzen billigte. Ordnungsliebe ist vielleicht keine Kardinaltugend, aber sie ist wichtig.
Für die Nacht ließ ich mich auf einem Baum im asturischen Wald südlich des Camaarflusses nieder. Mit dem ersten Tageslicht am nächsten Morgen schwang ich mich wieder in die Lüfte. Ich überquerte ganz Mimbre und einen Teil von Tolnedra, bevor ich die nächste Rast einlegte.
Kommt schon, sprecht es ruhig aus. Ja, es ist eine sattsam bekannte Tatsache, daß zwischen Val Alorn und Sthiss Tor mehr als tausend Meilen liegen, eine Entfernung, die kein Vogel unter der Sonne in drei Tagen zurücklegen kann. Also habe ich gemogelt. Ist eure Frage damit beantwortet?
Es war feucht in Sthiss Tor, und ich hasse Gegenden, wo die Luft so schwül ist. Ich landete auf einem Baum außerhalb der schreiend bunten Mauern der Stadt des Schlangenvolks und erwog mein weiteres Vorgehen. Den Gedanken an meine bevorzugte Alternativgestalt verwarf ich umgehend, da es in Nyissa nun wirklich keine SchneeEulen gibt und weiße Vögel zudem im Dunkeln aufzufallen pflegen. Die Lösung war natürlich ziemlich einfach, lag mir aber nicht sonderlich. Fledermäuse sind sicher hart arbeitende, fleißige Tiere, die ihre Mütter lieben, aber aus irgendeinem Grund habe ich stets eine Art grundloses Vorurteil gegen sie gehegt. Sie haben ja so häßliche Gesichter! Ich knirschte mit dem Schnabel und wechselte meine Gestalt.
Man muß sich erst daran gewöhnen, so viel steht fest. Der Flug einer Fledermaus gleicht in nichts dem eines Vogels. Federn sind manchmal unpraktisch, aber das Fliegen erleichtern sie enorm. Eine Fledermaus muß sich ihren Weg durch die Luft im wahrsten Sinne des Wortes mit Klauen bahnen. Das gelang mir nach einer Weile ganz gut, mich hingegen an das Steuern nach Echos zu gewöhnen, dauerte ein Weilchen länger. Wußtet ihr, daß Fledermäuse das tun? Glaubt mir, sie quieken nicht aus purem Vergnügen. Ihr glaubt es nicht, wie scharf ihre Ohren sind. In dieser Gestalt konnte ich das Surren eines Moskitos auf dreihundert Schritt Entfernung hören.
Ich flitzte hoch in die Luft, überquerte die ekelerregend bunte Stadtmauer und flog dann kreuz und quer durch die stinkenden Gassen auf den grotesken Palast zu, der den Mittelpunkt von Sthiss Tor bildete. Dann flog ich über die Palastmauer und hängte mich mit dem Kopf nach unten an die abstoßende Statue eines Geschöpfes, das nur der kranken Phantasie eines mit Drogen vollgepumpten Bildhauers entsprungen sein konnte. Ich beobachtete, wie mehrere Würdenträger durch ein breites Tor aus und ein gingen. Sie waren alle ein wenig feist und hatten nicht ein einziges Barthaar. Ich habe nie ganz den Grund für jenen nyissanischen Brauch eingesehen, warum alle Diener der Schlangenkönigin unbedingt Eunuchen sein müssen. In Anbetracht des berüchtigten sexuellen Appetits dieser langen Reihe von Salmissras erschien mir dieses Vorgehen immer als Verschwendung, um es gelinde auszudrücken. In diesem Augenblick begann ich meine Abneigung gegen Fledermäuse zu überdenken. Das Gesicht einer Fledermaus

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