Polifazios Vermächtnis (German Edition)
Güldenen Wald und Delvariels Haus an der Quelle des Cedaron zu denken. Himbi und Mugel konzentrierten sich und dachten an nichts anderes mehr. Wieder begann Himbis Hand, in der sich der Portalstein befand, zu zittern. Zwar konnten sie den Wirbelsturm dieses Mal nicht sehen, doch spüren konnten sie diesen ganz genau. Heftiger Wind wehte ihnen plötzlich ums Gesicht, und nur einen kleinen Augenblick später wurden sie erneut ins Auge des Wirbelsturms gesogen. Nach einigen Minuten im Inneren des Sturmes wurden sie ruckartig wieder hinausgeschleudert. Beide fielen weich auf eine Decke aus grünem, würzig duftendem Moos. Als sie ihre Augen wieder öffneten, stellten sie erleichtert fest, dass sie sich im Güldenen Wald befanden. Vor ihnen befand sich der kleine Berg, in dem sich Delvariels Wohnung befand. Doch ihre anfängliche Freude wandelte sich einen Augenblick später wieder in Enttäuschung und Frust. Sie hatten versagt. Und nun mussten sie Delvariel die schlechte Nachricht darüber bringen, dass Zeliath Harizum ihnen die Dolche abgenommen hatte.
„Es nützt ja alles nichts!“, seufzte Himbi und richtete sich auf.
Anschließend half er Mugel beim Aufstehen. Dann gingen sie gemeinsam in Delvariels Wohnung. Diese saß in ihrem Wohnzimmer und braute gerade an einigen Tinkturen, als die beiden Gefährten eintraten. Als sie die beiden sah, ließ sie sofort alles stehen und liegen und ging auf die beiden zu. Betroffen und beschämt sahen Himbi und Mugel auf den Boden. Sie schafften es nicht, ihr in die Augen zu sehen.
„Also ist Harizum euch zuvorgekommen“, sagte Delvariel mit besorgter Stimme.
„ Nein, wir hatten die Dolche bereits in unseren Händen. Doch bevor wir den Portalstein aktivieren konnten, kam Zeliath und versetzte uns in einen todesähnlichen Schlaf. Als wir wieder erwachten, waren er und die Dolche weg.“ versuchte Himbi zu erklären. „Was ist mit eurer Begleiterin und eurem Esel?“, fragte Delvariel nach einem Augenblick.
Himbi und Mugel sahen sich geschockt an.
„Bruno!“, sagten sie gleichzeitig.
Sie hatten bei all der Aufregung ihren treuen Esel Bruno am Fuße des Berges vergessen. Doch wie hätten sie auch zu ihm gelangen sollen? Schließlich waren sie in der Höhle eingeschlossen gewesen, und hatten den eigentlichen Weg nach draußen nicht gekannt. Spätestens jetzt waren die beiden Freunde stimmungstechnisch endgültig an ihrem Tiefpunkt angelangt. Nicht nur, dass Harizum Levicia getötet und ihnen die Dolche geraubt hatte. Nein, jetzt mussten sie feststellen, dass sie ihren Esel im tiefsten Derramoth zurückgelassen hatten. Mugel wurde schlecht. Ihm war der störrische Esel während ihrer langen Reise sehr ans Herz gewachsen.
„Ich bin sicher, dass Bruno seinen Weg zurück in die Heimat finden wird. In ihm steckt mehr, als ihr vielleicht schon wisst. Doch sagt, was ist mit eurer Begleiterin geschehen?“ hakte Delvariel nach.
Schließlich war es Mugel, der ihre Frage beantwortete.
„Sie ist tief im dunklen Berg Trohl geblieben. Sie hat es nicht geschafft.“ antwortete er trocken.
Dann fingen sie an, Delvariel die ganze Geschichte, die sie im Berg Trohl erlebt hatten, zu erzählen. Sie ließen nichts aus. Die Botschaft Callduys, der Saal des Leidens und Levicias Verrat. Delvariel hörte sich die ganze Geschichte nachdenklich und mit besorgtem Gesichtsausdruck an.
„Was ihr da erzählt ist höchst bedenklich!“, sagte sie, nachdem Himbi und Mugel zu Ende erzählt hatten. „Wenn Zeliath Harizum jetzt im Besitz der Dolche ist, dann wird es nicht mehr lange dauern, bis er den dunklen Fürsten wieder zu neuem Leben verhelfen wird. Nicht auszudenken, was mit diesem Kontinent geschehen wird, wenn er Erfolg hat.“ fügte sie nach einer kurzen Atempause hinzu.
„ Aber wir müssen doch irgendetwas tun können? Es muss doch eine Möglichkeit geben, um Harizum das Handwerk zu legen!“ sprudelte es aus Himbi heraus.
„ Du hast ein tapferes und mutiges Herz lieber Himbi. Doch, wenn Harizum es schafft, Polifazio wieder zu beleben, dann gibt es nichts, das ihn aufhalten kann. Du kennst die Geschichte von Polifazios Bannung vor 2000 Jahren. Damals bedurfte es dafür der dreizehn besten Magier aller Zeiten, nur um einen einzigen Mann aufzuhalten. Alle dreizehn bezahlten dafür mit ihrem Leben. Außerdem nahmen sie all ihr Wissen und ihre Zauberkraft mit in ihre ewiglichen Gefängnisse. Mit den dreizehn Magiern ging fast sämtliches
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