Polivka hat einen Traum (German Edition)
dem zwei Spaten stecken. Beiderseits des Haufens wird das Mondlicht von zwei schwarzen Umrissen verschluckt. Es sind zwei längliche, frisch ausgehobene Gräber.
«Polivka, was ist da hinten? Was …» Sophie verstummt. Durchs Gras nähern sich schwere Schritte. Männerstimmen werden laut.
«Und er will nicht dabei sein?»
«No, he … Well, es ist sein Schwester.»
«Kaum zu glauben, wenn man sie so ankuckt. Geile Titten, lecker Arsch … Wir könnten …»
«What?»
«Wir könnten sie noch ’ne Weile am Leben lassen.»
«You’re a rutting pig, dude. Immer denken mit dein Schwanz.»
«Man gönnt sich ja sonst nichts. Es wäre doch schade drum.»
«And what about Hervé?»
«Hervé? Der ist ’ne taube Nuss, der hört uns nicht.»
Die beiden Männer – einer schwarzhaarig und einer blond – sind bei den Gräbern angelangt; der Blonde tritt zu Polivka und zieht ihn an den Haaren nach hinten, bis er auf den Rücken kippt. «How touching», säuselt er in mitleidsvollem Tonfall. «Eine Cop, das betet an sein eigenes Grab.»
Der Schwarze beugt sich breitbeinig über Sophie. Sie spuckt ihm ins Gesicht, der Mann lacht auf. Er hebt sie an den Achseln hoch und schleift sie zu den Gräbern, wuchtet sie dort rücklings auf den Erdwall. Als sie schreien will, stopft er ihr eine Handvoll Erde in den Mund. Er presst ihr seinen linken Ellenbogen auf die Brust, um sie am Boden zu fixieren, während er ihr mit der anderen Hand die Hose aufknöpft. Seine routinierten, fast gelangweilten Bewegungen zeugen von jahrelanger Kriegserfahrung. Mit geübtem Griff reißt er Sophie die Bluse auf.
«Isn’t she lovely …», summt sein blonder Kamerad, der Polivka halb aufgerichtet und – die Finger nach wie vor in dessen Haaren vergraben – gegen seine Schienbeine gelehnt hat. «Look at her, my darling. Aber nur ein bisschen, nicht zu viel; du wirst sonst passen nicht in deine Grab.» Mit seiner freien Hand greift er nach Polivkas Gesicht und zieht ihm die geschlossenen Augenlider hoch.
Polivkas Kehle ist wie zugeschnürt. Mehr als ein mattes Röcheln bringt er nicht hervor.
Das leise Klirren einer Gürtelschnalle. Und die raschen, flachen Atemzüge von Sophie. Der Mann vor ihr klappt jetzt ein Messer auf. Er bückt sich und durchtrennt das Klebeband an ihren Knöcheln, zerrt ihr dann die Hose und den Schlüpfer von den Hüften, drückt ihr mit den Knien die Schenkel auseinander. «Banzai, Baby …»
Eine Wolke schiebt sich vor den Mond. In ihrem Schatten blitzt ein Funke auf, ein dumpfer Knall zerreißt die Nacht.
Der Schwarze stutzt, die Hand an seinem erigierten Glied. Er stößt ein Seufzen aus und bricht über Sophie zusammen. Mit der Trägheit eines Sandsacks rollt er seitlich weg und stürzt ins linke der zwei Gräber.
Fast synchron kippt Polivka zur Seite: Sein Bewacher hat ihn losgelassen, um sich – den Geräuschen seiner Schritte nach zu schließen – in das andere der beiden Erdlöcher zu flüchten.
Die Wolke zieht nach Osten weiter, und der Mond tritt wieder auf den Plan. Sein Schimmer streicht über Sophies entblößte Lenden, über ihre weiße Brust und ihren lehmverschmierten Mund. Er streicht auch über Polivka, den kalten Schweiß auf seiner Stirn, die tiefen, dunklen Augenringe.
Und er streicht über Hervé, der mit gestrecktem Arm vor ihnen steht. Die schallgedämpfte Glock-Pistole, die er in der Hand hält, funkelt auf, als würde sie vom Mond geküsst.
Hervé geht wortlos zu Sophie und schließt die Bluse über ihrem nackten Oberkörper, zieht ihr notdürftig die Jeans hoch, greift dann hinter sie und löst das Klebeband von ihren Armen. Rechts von ihm schiebt sich ein blonder Haarschopf aus der Grube, eine Hand und eine Waffe …
«Achtung!», hört sich Polivka mit heiserer Stimme brüllen. Doch zu spät: Sein Schrei wird überdeckt von einem weiteren Blitz, von einem weiteren Knall.
Mit einem Hechtsprung schnellt Hervé nach vorn und landet auf dem Boden. Er sucht aber keine Deckung hinter seiner Schwester, sondern wirft sich schützend zwischen sie und das Pistolenfeuer. Noch im Sprung reißt er die Glock hoch und drückt ab. Er scheint den roten Fleck nicht zu bemerken, der sich direkt über seinem Bauchnabel gebildet hat.
Stakkatoartig dröhnen jetzt die Schüsse durch die Nacht, die Luft ist rauchgeschwängert. Nach nur wenigen Sekunden hat Hervé das halbe Magazin geleert – vergeblich: Seine Projektile bleiben schmatzend in der Erde stecken, denn der Gegner hockt gut abgeschirmt
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