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Polivka hat einen Traum (German Edition)

Polivka hat einen Traum (German Edition)

Titel: Polivka hat einen Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Slupetzky
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seiner Worte bleibt im Dunkel. Keine zehn Sekunden dauert das Gespräch, dann steckt der Fürst das Handy ein und dreht sich wieder um.
    «Verstärkung unterwegs?», fragt Polivka.
    «Nichts, was Sie irritieren sollte, Herr Bezirksinspektor. Die Bedingungen für unser Treffen hab ich schließlich eingehalten: Hergekommen bin ich nur mit dem Herrn Doktor Stranzer und mit meinem Fahrer.»
    «Es ist keine Kunst, aus einem Wort ein Ehrenwort zu machen, das man vorher einem anderen im Mund verdreht hat.»
    «Mag schon sein. Die eigentliche Kunst liegt aber im Verdrehen selbst. Das ist ja auch der Grund dafür, dass Amateure meistens Haare lassen müssen. Profis spalten sie.»
    Und wieder diese Übelkeit und dieses dumpfe Ziehen im Gekröse. Polivka macht einen tiefen Atemzug. Nicht unterkriegen lassen, denkt er, nicht von diesem unvermittelt aufgetauchten zweiten Feind, von diesem gleichsam gastroenterischen Klon des Fürsten, diesem inneren Oppitz, der ihn jetzt gemeinsam mit dem äußeren in die Zange nimmt. Nicht unterkriegen lassen …
    «Spalten Sie, so viel Sie wollen», stößt Polivka hervor. «Es kommt der Tag, an dem man Sie erwischen wird. An dem Sie auffliegen, mit Ihren ganzen miesen Machenschaften. Ich bin’s nicht, der Sie zur Strecke bringen wird, das hab ich schon begriffen, aber irgendwann wird’s irgendwem gelingen. Spätestens, wenn man die Gräber an der Brünner Straße findet und herauskriegt, für wen die drei Toten gearbeitet haben, wird man sich die ersten Fragen stellen. Und von den ersten Fragen ist es nicht mehr weit zur Wahrheit.»
    Oppitz hat aufmerksam zugehört. Jetzt formt er mit den Augenbrauen ein kleines Giebeldach und nickt bekümmert. «Ja, die toten Krieger, die sind wirklich ein Problem – für unseren armen Doktor Stranzer. In den Unterlagen von Smart Security Solutions ist nämlich vermerkt, dass sie für ihn im Einsatz waren. Der gute Gallagher, auf den ist immer schon Verlass gewesen. Er hat alles ganz genau dokumentiert: Im letzten Frühjahr hat der Stranzer vierzehn Leute bei ihm angemietet, offiziell zum Schutz verschiedener Personen und Objekte. Wenn jetzt drei davon als Leichen aufgefunden werden, gibt das selbstverständlich keine gute Optik. Noch dazu, wo sie auf einem Stückerl Land begraben sind, das zufällig dem Herrn Europaabgeordneten gehört. Ich hab ihm diesen Acker nämlich schon vor Jahren für einen Pappenstiel verkauft; er nimmt halt, was er kriegen kann, der alte Pfennigfuchser. Seither kriecht er seinen niederösterreichischen Parteigenossen in den Arsch und fleht und bettelt, dass sie ihm die Liegenschaft in Bauland umwidmen. Dass er in Wirklichkeit Besitzer eines kleinen exklusiven Friedhofs ist, das weiß er freilich nicht, der Stranzer. Wie Sie sehen, Herr Bezirksinspektor, hab ich meine Aufgaben gemacht: Bei dieser Art von wilden Deponien ist es immer vorteilhaft, wenn jemand anderer im Grundbuch steht.»
    Polivka schluckt, aber sein Speichel ist ein Pfefferkorn in einem Meer aus Chilisoße. Durch seine Speiseröhre steigt die Schärfe bis zum Gaumen, bis zum Zahnfleisch. Seine Zunge, taub und aufgeschwollen, kann die Sätze nur noch mühsam formen: «Er wird Sie ans Messer liefern, wenn’s ihm an den Kragen geht. Der Stranzer wird nach Strich und Faden auspacken.»
    «Sie meinen?» Oppitz wiegt den Kopf. «Am besten fragen wir ihn selber.» Eine kurze, auffordernde Geste zum Mercedes hin, und schon steigt Stranzer wieder aus dem Wagen. Die Mundwinkel mürrisch nach unten gezogen, streckt er Polivka und Oppitz mit betontem Stolz das Kinn entgegen: eine jämmerliche Pose, die an ein zurechtgewiesenes Kind erinnert, das um Haltung ringt, um eine Würde, die es niemals hatte. «Warum lässt du diese Frau so einfach gehen?», blafft Stranzer vorwurfsvoll.
    «Man muss eben manchmal loslassen können», gibt Oppitz amüsiert zurück.
    Im selben Augenblick wird auch die Fahrertür geöffnet, und der grau melierte Haarschopf des Chauffeurs taucht auf.
    Polivka blinzelt, wischt die trüben Schlieren weg, die ihm mit einem Mal vor den Pupillen hängen. Dann erkennt er ihn, den fürstlichen Chauffeur.
    Es ist John Gallagher.
    «So rasch begegnet man sich wieder, Herr Inspektor. Oder sollte ich Herr Jenö sagen?» Gallagher streicht sich den Anzug glatt und wechselt einen kurzen, ausdruckslosen Blick mit Oppitz. Gleich darauf umrundet er den Wagen, tritt zum Kofferraum und klappt den Deckel auf.
    «Da sehen Sie, welche Kosten Sie mir schon verursacht haben»,

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