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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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den Tisch, daß der Wein überschwappte. „Nein! Und sie hätte es mir doch sagen können. Ich versteh’s nicht. Wir waren so gut miteinander.“
    „Wer kennt sich schon aus mit den Weibern. Na ja, jedenfalls hat der Pfarrer sogar in der Frauenrunde darüber gesprochen. Und es ist ihm geraten worden, die Köchin mit einem Geschenk zu versöhnen. Soviel steht fest.“
    „Ich trau mich gar nicht weiterzudenken.“
    „Ich tu’s für dich. Es könnte immerhin sein, daß der Pfarrer auf die Idee kommt, den alten Rotwein herzuschenken, und daß die Frauenrunde davon weiß. Gut möglich, daß unter den Frauen die eine oder andere ist, die mit der Amalie eine Rechnung offen hat. Und jetzt hört sie, wie der von ihr so verehrte geistliche Herr beinahe die Fassung verliert, weil ihn seine Köchin verläßt. Sie erkennt, daß er die Amalie sehr gern hat oder sogar liebt. Frauen spüren so was, hab ich mir sagen lassen. Zur alten Eifersucht kommt also plötzlich ein neuer Schmerz.“
    „Und sie gibt Gift in die Flasche oder tauscht sie mit einer aus, die sie zu Hause präpariert hat. Problem wär’s keines. Aber tut das eine fromme Frau?“
    „Frag mich was Leichteres. Ich werd noch einmal mit dem Pfarrer reden müssen. Eine andere Frage, Firmian. Kennst du den Peter Paratschek, den Wiener?“
    „Den? Ich bin so ziemlich der einzige, der ihn noch in den Keller einlädt. Macht sich nicht gerade beliebt mit seiner Art. Vor ein paar Tagen erst war er hier und ist über den Kameradschaftsbund hergezogen.“
    „Geht er am Sonntag in die Messe?“
    „Früher hat er sogar die Fürbitten gelesen. Seit ein paar Jahren ist er ausgetreten, wegen der Kirchensteuer. Warum fragst du?“
    „Nur so.“
    „Dann komm einmal mit. Ich laß dich was Besonderes kosten.“
    In einem mit Ziegeln ausgemauerten Seitengang stand ein kleineres Faß. Der Mesner strich bedächtig mit der Hand darüber. „Da hab ich seit drei Jahren einen Blauburger drin. War schön kräftig, als ich ihn eingefüllt habe. Wollte wissen, wie er sich so entwickelt.“ Firmian Halbwidl füllte erst den Weinheber, dann die Gläser. Feierlich hob er das seine. „Ordentlich dicht ist er.“ Dann führte er das Glas zur Nase, zuckte zusammen und kostete rasch. Im nächsten Augenblick schmiß er das Glas gegen die Wand und wandte sich ab.
    „Was ist, Firmian? Geht’s dir nicht gut?“
    „Der ist hin. Essigstich! Das gibt es nicht, das kommt nicht von selber. Nicht bei diesem Wein.“ Der Mesner drehte sich um. Sein Gesicht hatte scharfe Konturen bekommen, die Lippen zitterten, er hatte den Finger von der Öffnung des Weinhebers genommen, sein rechtes Hosenbein glänzte naß. „Wer tut mir so was an, Simon?“
    Der Tod und das Mädchen
    „Ein Essigstich sagst du? Bei einem Blauburger, drei Jahre im Faß und vor zwei Wochen noch in Ordnung? Da geb ich dem Halbwidl allerdings recht.“ Der Höllenbauer saß am Küchentisch, Polt ihm gegenüber.
    „Angenommen, jemand legt es darauf an, den Wein zu verderben – wie soll das funktionieren?“
    „Ein halber Liter Essigsäure aus der Drogerie und fertig. Eine schwere Gemeinheit. Kann einem leid tun, unser Sakristeidirektor. Hat fast nichts zum Beißen, und dann auch noch das. Wie geht’s weiter?“
    „Die Kollegen von der Kriminalabteilung und auch die Weinbauschule haben Proben bekommen. Aber es wird schon stimmen, was du sagst.“
    „Und wer den Wein vom Mesner ruiniert hat, wird auch den Giftsaft in den Wein gemischt haben, meinst du?“
    „Ist doch irgendwie logisch.“
    „Und warum das alles?“
    „Manchmal mein ich, daß ich es lieber nicht wissen möchte.“
    „Dann hast aber den falschen Beruf, Simon.“
    „Sag ich mir auch. Alsdann. Gute Nacht, Ernstl. Wo sind übrigens deine Frau und die Kinder?“
    „Beim Fernsehen.“
    Simon Polt ging zu seiner Wohnung im rückwärtigen Teil des Hofes. Ob der Firmian noch immer in seinem Keller stand, in seinem nunmehr entweihten Königreich? Polt sperrte die Tür auf, streichelte gedankenverloren seinen Kater, fütterte ihn, setzte sich ans offene Fenster und dachte nach. Plötzlich spürte er einen bitteren Geschmack im Mund. Unwillig schüttelte er den Kopf, holte tief Atem und stand auf. Er ging nach draußen, in den Hof. Das Licht aus dem Fenster fiel auf Sträucher, hohes Gras und Unkraut. Der alte Höllenbauer hatte hier einen kleinen Gemüsegarten gepflegt, bis er vor ein paar Jahren gestorben war. Simon Polt ließ alles verwildern, und es gefiel ihm gut

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