Polt.
eben nicht.« Frischauf blickte animiert in die Runde. ,Also! So ungefähr werdet ihr ja schon Bescheid wissen. Ich fasse das Wesentliche kurz zusammen.« Er redete dann ziemlich viel und wandte sich endlich an Simon Polt. »Und? Was jetzt?«
»Kosten wir erst einmal. Ein Grüner!« Polt öffnete die Flasche, roch prüfend am Korken, füllte die Gläser und hob das seine gegen das Licht. »Die Farbe passt, würd ich meinen.« Er führte das Glas zur Nase. »Und er riecht doch glatt so, wie er riechen sollte.«
Sepp Räuschl warf Friedrich Kurzbacher einen schnellen Blick zu. »Na, na!«
Dann wurde gekostet. Ein Schweigen folgte, das Polt ein wenig unruhig werden ließ. Dann hob der Kurzbacher den Kopf. »Das ist aber keiner aus dem Vorjahr.«
»Doch, Friedrich, doch.«
»Der Ernstl versteht was vom Wein, aber zaubern kann auch er nicht.«
Polt grinste. »Nein, kann er nicht. Ich erzähl einfach, was ich mitbekommen hab beim Helfen. Erst einmal ist er so vorgegangen wie du auch.«
»Na also. Und dann?«
»Hat er ihn eineinhalb Tage auf der Maische stehen lassen, zur Fermentation. Vor dem Pressen dann Aktivkohle, und in den Most so ein Pulverwart, ich hab’s: Degustin. Aber da war noch was …«
Norbert Sailer hob sein Glas und trank ein zweites Mal. »Prepur wahrscheinlich, Simon, das nimmt die Gerbstoffe heraus.«
Räuschl schnaubte empört. »Alles Chemie.«
»Kasein, Sepp, halb so schlimm. Und dann war der liebe Ernst Höllenbauer auch noch sehr vorsichtig mit dem Aufzuckern da wird schnell einmal das Aroma dünn. Was ist mit dem Roten, Simon?«
Polt öffnete eine Flasche Blauen Portugieser. »Sogar in diesem Teufelsjahr ein hoher Ertrag, obwohl kräftig ausgedünnt worden ist. Aber die Trauben sind nicht richtig reif geworden. Der Most war viel zu hell. Der Ernstl hat mit Blauburger nachgeholfen. Jetzt passt die Farbe.«
»Nicht nur die Färb.« Sepp Räuschl setzte sein Glas ab. »Und was jetzt?«
»Ein Gelber Muskateller. Na, das war vielleicht ein Kampf gegen die Säure im Most!«
Als alle gekostet hatten, ergriff wieder Norbert Sailer das Wort. »Also da ist ihm was gelungen, deinem Freund und Quartiergeber, Simon! Elegant und duftig, dieser Wein, nicht so stark und aufdringlich wie in den vergangenen Jahren. Irgendwelche Gegenstimmen?«
Alle schwiegen beifällig, dann leerte der Bürgermeister ungeduldig sein Glas. »Ans Werk, meine Herren! Wir müssen strategisch denken! Hölzerne Weinpressen, die noch verwendet werden, gibt es meines Wissens nur noch in deinem Keller, Norbert, und in deinem, Sepp, also im unteren Drittel der Kellergasse und ziemlich weit oben. Was gibt’s ganz unten, am Anfang herzuzeigen? Weißt du was, Simon?«
»Naja, vielleicht. Da geht der alte Hans Hornung noch Tag für Tag in den Keller.«
»Perfekt. Dem verpassen wir einen Freund, der auch nicht viel jünger ist. Also: Hans Hornung steht in der Presshaustür, der Herr Kurzbacher gesellt sich zu ihm, und die zwei reden von alten Zeiten. Dann kommt ein Fremder, da nehmen wir meinen Wiener Schwiegersohn, und der lässt sich erzählen.«
Sepp Räuschl hatte indes nach der Flasche mit dem Muskateller gegriffen und schenkte sich ungeniert nach. »Trinken darf er auch, der Fremde?«
»Und ob!« Der Bürgermeister strahlte. »Überall, wo eine Presshaustür offen steht, wird er eingeladen, und es werden viele Presshaustüren offen stehen, und in irgendeinem Keller wird ich auch noch eine größere Verkostungsrunde zuwege bringen. Du, Norbert, erklärst ihm dann, wie eine Baumpresse funktioniert, und bei dir, Sepp, erfährt er zu guter Letzt, wo der liebe Gott wohnt. So viel zur Rahmenhandlung. Aber wir brauchen mehr Personal, viel mehr Personal! Was ist, Simon?«
»Naja. Ich könnt mir vielleicht Schulkinder von der Karin Walter ausborgen und eine Kellergassenführung machen.«
»Perfekt! Und der Reiter Loisl hat doch vor einer Woche ganz groß den Sechziger im Presshaus gefeiert. Wird er eben noch einmal feiern. Mit Blasmusik. Und Pfarrer. Und… Jetzt hab ich’s: der Radwandertag! Die touristische Dimension der Kellergasse! Radler in Massen, promilleträchtige Labestationen! Zähe Greise, fesche Burschen, bezaubernde Wiesbachtalerinnen! Und eine Tombola!«
Friedrich Kurzbacher kratzte sich am Kopf. »Aber der Radwandertag ist doch erst im Spätsommer.«
»Wird vorverlegt, Friedrich. Sollen s’ im Sommer noch einmal fahren meinetwegen. Weitere Ideen?«
Nach einer Weile ließ sich Sepp Räuschl mit schwerer
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