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Polt.

Polt.

Titel: Polt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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Zunge vernehmen. »Der Friedhof ist doch gleich hinter der Kellergasse ob wir einen Leichenzug…«
    »Nein, Sepp, man kann auch übertreiben. Immer schön schlicht und authentisch bleiben, nicht wahr? Das lernt man in der Politik. Das war’s also, meine Herren, darauf trinken wir!«
    Polts Gäste blieben noch eine gute Weile im Keller, dann mahnte Norbert Sailer zum Aufbruch, weil er heim zu seiner Frau wollte.
    Wenig später standen die Männer vor dem Presshaus in der Kellergasse. Dunkel war es und sehr still, viel zu still.
    Tags darauf war Simon Polt wieder in Frau Habesams Kaufhaus tätig. Es gab nicht viel zu tun an diesem Vormittag, daher zeigte sie gebieterisch auf einen Sack mit dunklen gescheckten Bohnen. »Ich glaub, ich bin die Letzte, die so was noch offen verkauft, Simon! Jetzt holst du dir ein großes Sieb und schüttelst das Glumpert durch. Keine Mausbemmerln in meinen Bohnen! Sauber muss es sein und hygienisch, sag ich immer! Übrigens war die Leich im Weingarten ein Fremder. Das weiß ich von der Widl Herta, die es vom Lust Herbert weiß, und der hat’s vom …«
    Polt unterbrach sie. »Das hätt ich Ihnen auch sagen können. Übrigens: Da kommt Kundschaft!«
    »Zeit war’s! Da schau her, die Sailer Birgit! Dass mir die auch einmal die Ehre gibt!«
    »Sie haben ja recht, Frau Habesam! Wenn ein privates Geschäft zusperrt, jammern alle. Aber eingekauft wird im Supermarkt. Ich wird mich bessern, versprochen! Hallo, Simon!«
    »Grüß dich!«
    Frau Habesam rollte auf Polt zu. »Denk an deine Karin und hör auf zu balzen. Was darf’s denn sein?«
    Birgit Sailer kaufte ein, viel mehr als sie wirklich brauchte, argwöhnte Polt. Und sie war ziemlich blass. Die junge Frau wandte sich zum Gehen, zögerte. »Du, Simon?«
    »Ja?«
    »Kommst heute zum Mittagessen? Tät mich freuen.« Sie warf einen scheuen Blick auf Frau Habesam. »Mich und den Norbert.«
     
    Mahlzeit
     
    Mittagessen bei Norbert und Birgit Sailer! Das war natürlich eine vielversprechende Alternative zu Frau Aloisias kulinarischer Verwertung von Altbeständen. Andererseits … Polt empfand mehr Widerwillen denn je, sich mit Polizeiarbeit, geschweige denn mit einer Leiche zu befassen. Nicht zuletzt dank Karin Walter war es ihm ganz gut gelungen, das grausige Bild beiseitezuschieben. Birgit hingegen war es nicht vergönnt auszuweichen. Für sie und ihren Mann gehörte der Tote im Weingarten zum nunmehr bedrückenden Alltag, und Bastian Primls insistierender Eifer würde verlässlich dafür sorgen, dass es dabei blieb. Noch etwas: Norbert Sailer war in den letzten Jahren als Polizist sehr erfolgreich gewesen und stand ganz offen zu seinem Ehrgeiz, es rasch weiter zu bringen. Einer wie er weckte nicht nur neidlose Anerkennung im Kreis der Kollegen, und so mancher sah ihn vermutlich - wenigstens für einige Zeit - ganz gerne in einer geschwächten Position. Andere hingegen, die sonst Norbert Sailers Nähe suchten, legten vorerst wohl eher Wert auf eine gewisse Distanz. Menschen mit Problemen waren eben weniger attraktiv, und Polt gestand sich beschämt ein, dass dies auch für Freunde galt. Dennoch gab er sich redlich Mühe, dem Mittagsmahl mit Vorfreude entgegenzusehen, und nahm sich vor, ein mitfühlender und verständiger Gast zu sein.
    Die Chancen auf eine glaubwürdige Befolgung seiner guten Vorsätze stiegen merklich, als er, erwartungsvoll schnuppernd, in die Küche kam. »Schweinsbraten, hab ich recht?«
    Birgit Sailer lächelte vergnügt. »Mit verboten viel Knoblauch, Simon, und verführerisch flaumigen Semmelknödeln.«
    »Wo ist der Norbert?«
    »Sollt längst da sein. Eigentlich hat er schon dienstfrei, aber du kennst ihn ja: Bevor nicht alles erledigt ist… Magst ein Bier?«
    »Freilich. Macht ja nichts, wenn’s ein müder Nachmittag wird, im Kaufhaus.«
    »Wie kommst du denn aus mit unserer nachrichtendienstlichen Zentrale?«
    »Mit Frau Aloisia? Ganz gut.«
    »Ich würd ja gern öfter zu ihr einkaufen gehen. Aber die eine Hälfte vom Sortiment hat überhaupt kein Ablaufdatum und bei der anderen liegt es ziemlich weit zurück.«
    »Sie wirft halt nicht gern was weg. Aber ihr Kaufhaus ist schon eine eigene Welt, allein der Geruch, diese Mischung aus Kernseife, Leberkäs und Schokobananen - und jeden Tag riecht’s wieder ein bissl anders. Das richtige Biotop für einen dörflichen Dinosaurier, wie ich einer bin.«
    »Hoffentlich stirbt deine Gattung noch lang nicht aus, Simon! Weißt was? Wir essen jetzt einmal. Meine Begabung

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