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Polt.

Polt.

Titel: Polt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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hob ruckartig den Kopf. »Da kommt wer, und zwar im Eilschritt!«
    Jetzt hörte auch Polt Geräusche. Die Tür wurde so heftig aufgerissen, dass sie gegen die Wand krachte. Ein großer, dicklicher Mann trat rasch auf Polt zu und packte ihn am Hemdkragen. »Ja, sag einmal, du Hundsfott, haben s’ dir ins Hirn g’schissen?«
    Polt befreite sich mit einem kräftigen Schlag. »Könnt mich nicht erinnern, Herr Rohringer. Und per Du sind wir auch nicht miteinander.«
    »Fehlt grad noch, mit einem Arschloch, wie Sie eines sind!«
    »Aber! Vielleicht wär’s besser, wenn Sie mir einfach sagen, was Sie ärgert.«
    »Das weiß er doch, der Herr Gendarm, der arbeitslose Nichtstuer! Schwärzt mich bei der Polizei an. Na, dem Primi hab ich Bescheid gesagt, dass er die Engel singen gehört hat. Und Ihnen treib ich das Spitzelwesen auch noch aus!«
    »Ich hab dem Primi nur gesagt, was jeder weiß, damit er keine unnötige Arbeit hat. Es war also nichts mit Ihnen und der Leiche im Weingarten?«
    »Leider nicht.«
    »Leider?«
    »Es war mir ein Vergnügen gewesen, dieser Bestie von Sailer ein faules Ei zu legen, wirklich eine helle Freude, können S’ mir glauben.«
    »Wissen S’ was, Herr Rohringer? Sie sind ein widerlicher Mensch.«
    »Muss es auch geben. Und: Einmal noch so eine Aktion, Herr Polt, und Sie schaun sich die Erdäpfel von unten an!«
    Rohringer wandte sich zum Gehen, blieb dann aber neben dem Herd stehen und griff blitzschnell zur Kanne mit dem heißen Wasser. Noch schneller allerdings und mit erstaunlicher Kraft schlug Frau Habesam ihre Krücke auf Rohringers Handgelenk und sorgte mit Nachdruck dafür, dass die Hand noch ein Weilchen auf der heißen Kochplatte zu liegen kam. »So, Sie Maulheld! Wir zwei gehen jetzt. Verstanden?«
    »Ja, schon gut, Sie alte Vettel.«
    Polt streichelte beruhigend seinen Kater. »Soll mir recht sein, Czerno. Die Polizei braucht ja nicht alles zu wissen und mich geht Gott sei Dank nicht alles was an. Und die Frau Habesam hab ich ganz schön unterschätzt. Ich mein, den Hieb mit der Krücke hätt ich ihr jederzeit zugetraut. Aber so ein soziales Verhalten… Naja, vielleicht hat sie selber auch irgendwie Dreck am Stecken. Nicht meine Sache jedenfalls.«
    Es war gegen zehn und Polt dachte gerade gähnend darüber nach, ob er schon schlafen gehen sollte, als sich ein drittes Mal an diesem Abend Besuch ankündigte: Karin Walter klopfte leise an und kam gleich in die Küche, weil sie Polt durchs Fenster gesehen hatte. »Ich weiß, es ist spät, Simon. Hast noch Zeit für mich?«
    »So viel Zeit gibt es gar nicht, wie ich hab, wenn du da bist.«
    »Danke, Lieber! Ich komm aus der Schule.«
    »Jetzt? Mitten in der Nacht?«
    »Ja, eine Versammlung von Lehrern und Eltern. Ist hoch hergegangen dabei.«
    »Das klingt aber gar nicht gut.«
    »Recht hast. Im Herbst wird es keine Volksschule mehr in Burgheim geben. Aus, vorbei, Simon. Es ist zum Heulen.«
    »Ja, und was wird aus dir?«
    »Ich weiß nicht. Natürlich könnt ich jetzt erst einmal in Karenz gehen und darauf warten, ob die Sache später vielleicht anders ausschaut. Aber ich bring’s einfach nicht zusammen, die Dinge so treiben zu lassen.«
    »Was heißt das, Karin?«
    »Dass ich bald einmal die Weichen stellen muss und will. Es gibt sogar schon ein Angebot.«
    »Na also! Gratuliere!«
    »Tu das nicht. Ich könnt ins Waldviertel gehen, nach Weitra, sogar als Direktorin. Verdammt weit weg, Simon, zu weit weg fürs Zusammensein.«
    »Wie denkst du darüber?«
    »Gar nicht. Die Frage ist: Wie denken wir darüber.«
    »Da muss ich erst nachdenken.«
    »Aber nicht jetzt. Bist müd, Simon?«
    »Ja, schon.«
    »Ich auch…«
     
    Glück und Glas
     
    Gegen ein Uhr früh wachte Simon Polt auf. Da war viel zu viel Nacht um ihn, viel zu viel Platz für Gedanken, Ahnungen und Angst. Karin Walter schlief fest. Polt grübelte. Er hatte lange zufrieden allein gelebt. Jetzt lag da jemand neben ihm und er war einsam. Aber er spürte auch Zärtlichkeit in sich, ganz ungeheuer viel davon. Doch was damit anfangen, ohne Karin aufzuwecken? Es war eben alles nicht so einfach. Mit dieser Erkenntnis gab sich Polt vorerst zufrieden. Er schaute ins Dunkel, das Dunkel schaute zurück, und der Schlaf wollte nicht kommen. Dann hörte Polt, dass es zu regnen begann. Nach und nach umfing ihn das leise Rauschen dicht und dichter und er schlief endlich ein.
    Das leise Knarren des Holzbodens ließ ihn aufwachen. »Wie… was … wer…« Er machte Licht und sah eine

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