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Polt.

Polt.

Titel: Polt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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war das einzige öffentliche Verkehrsmittel, das Breitenfeld mit dem Wiesbachtal verband, dreimal täglich immerhin, außer Sonntag. Polt stand zusammen mit ein paar jüngeren Leuten an der Haltestelle in Burgheim.
    Kurz vor sieben kam noch ein älterer Mann aus Brunndorf dazu, den er nur flüchtig kannte. Mit Leopold Windisch hatte Polt einmal als Gendarm zu tun gehabt. Er war abends mit einem jungen Kollegen im Dienstauto unterwegs gewesen, als sie unweit von Burgheim den Weinbauern auf seinem völlig unbeleuchteten Traktor fahrend ertappten. Windisch wurde gestoppt. Der jüngere Gendarm wollte die Papiere sehen, Windisch hatte keine, besser gesagt, er hatte schon welche, aber die lägen im Haus, in der Tischlade. Warum er denn ohne Licht unterwegs sei? Weil die Lichtmaschine kaputt ist. Egal, er fahre ja nie in der Dunkelheit. Aber jetzt, jetzt sei es doch dunkel! Also, den Motor abstellen, bitte, und zwar sofort! Stur verneinendes Kopfschütteln, bedrohliches Schweigen beiderseits. Ein ratloser Seitenblick des jungen Kollegen auf Polt, der neben ihm stand.
    »Sie sind der Herr Windisch, nicht wahr?«
    »Und Sie sind der Inspektor Polt, hab ich recht?«
    »Ja. Also, was war?«
    »Der Traktor ist abgestorben. Schon am Nachmittag. Nach der Arbeit ist mein Bub gekommen und hat ihn angeschleppt. Und wenn ich jetzt den Motor abstell, springt er nie wieder an. Versteht doch jeder, nur der junge Herr Gendarm nicht.«
    »Ja, was tun wir da, Herr Windisch? So ohne Beleuchtungweiter fahren dürfen S’ jedenfalls nicht. Wissen S’ was? Sie biegen jetzt auf den Feldweg da links ein, bleiben im Lichtkegel vom Dienstwagen, und wir fahren nach Brunndorf, zu Ihrem Haus. Dort schauen wir uns die Papiere an.
    Und spätestens in drei Tagen möchte ich den Traktor sehen - mit reparierter Lichtmaschine.«
    »Aber ich fahr ja nur am Tag.«
    »Herr Windisch!!«
    »Schon gut.«
    Das war lange her. Polt grüßte freundlich. »Was zu tun in Breitenfeld?«
    »Mit dem Advokaten reden. Mein Nachbar spinnt wieder einmal.«
    »Geht’s nicht auch friedlich? War billiger.«
    »Friedlich? Sind S’ deppert? ‘tschuldigung, Herr Inspektor.«
    »Bin kein Gendarm mehr.«
    , Ah so?« Eine weitere Unterhaltung hielt Leopold Windisch für verzichtbar und wandte sich ab.
    Polt war viel zu früh in Breitenfeld. Er trank Kaffee, las Zeitungen, und fand sich endlich in jenem Kinderfachgeschäft wieder, das er schon einmal aufgesucht hatte. Er verwickelte die junge Verkäuferin in ein ausführliches Gespräch über das Leben noch nicht geborener Säuglinge und kaufte dann eine winzige Strampelhose in geschlechtsneutraler Farbgebung. Nach kurzem Suchen fand er die Polizeidienststelle, trat ein und stand in einem kleinen Vorraum einem jungen Mann gegenüber, der ihn fragend anblickte.
    »Simon Polt mein Name. Der Bezirksinspektor Primi will unbedingt mit mir reden.«
    Der Polizist telefonierte kurz und drückte dann auf einen Schalter, der die offenbar gut gesicherte Tür hinter ihm öffnete. Polt ging weiter, sah ein annähernd vertrautes Bild vor sich, war aber irritiert, ohne zu wissen, warum. Ah, das war’s! In der Burgheimer Dienststelle hatte es immer irgendwie gerochen, nach den Leberkässemmeln seines gefräßigen Vorgesetzten, nach Putzmitteln, nach Mensch, nach Kaffee - hier roch es überhaupt nicht.
    Primls Stimme unterbrach seine Gedanken. »Herr Polt! In den Besprechungsraum bitte.« Primi ging voran, wies Polt einen Stuhl zu, setzte sich ihm gegenüber und schwieg. Polt betrachtete das Bild des Bundespräsidenten und dachte daran, dass ein gleiches oder ähnliches wohl auch in Karin Walters Schule hing, in einer Schule, die zusperren musste. Und wo, zum Teufel, war eigentlich Weitra? Irgendwann war wieder Primls Stimme zu hören. »Wie Sie sehen, habe ich mir diesmal die Mühe erspart, Ihnen entgegenzukommen.«
    »Es gibt ja den Autobus.«
    Primi drückte zwei weiße, viereckige Tabletten aus der Verpackung und schob sie in den Mund. »Sind S’ krank?«
    »Der Magen. - Die Flasche wird erkennungsdienstlich behandelt. Erste Ergebnisse liegen schon auf dem Tisch und gehen Sie nichts an.«
    »Welche Flasche? Ach so, die.«
    »Tun Sie nicht so unbeteiligt.«
    »Ich bin unbeteiligt. Gesehen hab ich sie halt, zufällig, und dem Norbert Bescheid gesagt. Man weiß ja nie.«
    »Zufälle gibt’s! Eine Flasche, die aus dem Nichts plötzlich auftaucht, dort liegt, wo sie vorher nicht gelegen ist, und dann kommt der Herr Polt und sagt: Jöhh! Da wird

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