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Polt.

Polt.

Titel: Polt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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der Herr Primi aber Augen machen. Ja, wofür halten Sie mich eigentlich?«
    »Darüber muss ich erst nachdenken.«
    »Auf das Ergebnis Ihrer Gedankenarbeit darf man gespannt sein. Darf ich wissen, was Sie kurz nach Sonnenaufgang in der Kellergasse zu suchen hatten? Sie werden wohl nicht die Nacht durchgesoffen haben?«
    »Nein. Ich war zu früh dran, hab mit dem Fahrrad einen Umweg von Brunndorf aus zur Grenze hin gemacht und war dann durch die Kellergasse zur Frau Habesam unterwegs.«
    »Aber Sie wohnen doch in Burgheim?«
    »Ich schon, aber die Karin Walter wohnt in Brunndorf. Ich hab sie nach Hause gebracht.«
    »Im Morgengrauen?«
    »Ja.«
    Primi lehnte sich seufzend zurück. »Ihr Privatleben möchte ich einmal haben. Sie sind dann also im zarten Licht der Morgenröte durch die Burgheimer Kellergasse gefahren und haben vor dem Presshaus von Norbert Sailer gebremst, das entnehme ich zumindest der Meldung meines Kollegen. Warum?«
    »Die Presshaustür war offen.«
    »Und Sie wollten was trinken.«
    »Doch nicht um die Zeit. Ich wollt sehen, ob der Norbert da ist oder ob er vielleicht vergessen hat, die Tür zuzusperren.«
    »Und dann sind Sie zum Weingarten dahinter gegangen, sonst hätten Sie die Flasche ja nicht entdecken können, zufällig, wie ich vermute.«
    »Ja, richtig. Weil im Presshaus und im Keller niemand war, hab ich dort eben auch noch nachgeschaut.«
    »Viel war von der Flasche nicht zu sehen. Sind Sie womöglich im regennassen Weingarten herumgestiefelt, so aus Jux und Tollerei?«
    »Nein, ich bin auf dem Güterweg stehengeblieben.«
    »Erstaunlich, ich muss schon sagen. An Ihnen ist ein Adler verlorengegangen, Herr Polt! Dunkles Glas, halb vergraben im dunklen Erdreich…«
    »Da war ein Sonnenreflex auf der Flasche.«
    »Wie der Zufall so spielt. Vorausschauend und klug von Ihnen übrigens, dass Sie auf Ihrem sogenannten Umweg den Sonnenaufgang abgewartet haben, sonst wär’s ja nichts geworden mit Ihrem famosen Reflex. Und Sie sind vermutlich unverzüglich zu Ihrem Freund geeilt, der zuvor um fünf Uhr früh im Weingarten gearbeitet hat, offenbar, weil ihm beim besten Willen keine angenehmere Beschäftigung eingefallen ist. Tolles Timing übrigens. Er war ja zwischendurch kaum eine Stunde zu Hause, weil er dann in den Dienst hat müssen. Na ja, Sie wissen eben, wann er wo anzutreffen ist, nicht wahr? Gute Freunde wissen alles voneinander, wirklich alles. Jetzt einmal ehrlich, Herr Polt: Fällt Ihnen nicht etwas mehr zu dieser Flasche ein, oder etwas, bei dem es mir weniger schwer fällt, daran zu glauben?«
    »Ich wüsst nicht, was. Aber darf ich auch was fragen?«
    »Meinetwegen.«
    »Dieses Bild im Illustrierten Heimatblatt… Irgendwelche Reaktionen?«
    »Sie wollen nur wissen, ob sich alle an die Schweigepflicht gehalten haben. Ich kann Ihnen gratulieren: ja. Störrisches Schweigen, dumpfes Schweigen, verlogenes Schweigen, grinsendes Schweigen, vielsagendes Schweigen, ratloses Schweigen… na gut. Noch eine Runde, die an Sie geht.«
    »Ich hab nichts gegen Sie, Herr Primi.«
    »Mir reicht es, wenn Sie mich nicht für voll nehmen. Und jetzt erzähl ich Ihnen noch etwas, das Sie vermutlich ohnehin wissen: Die Bruchflächen der Flasche und des Scherbens, den wir neben der Leiche gefunden haben, passen zusammen. Überrascht Sie nicht sehr, wie?«
    »Doch!«
    »Was sollen Sie sonst sagen, Herr Polt! Ich unterstelle nichts, ohne es beweisen zu können. Aber könnte es nicht sein, dass Sie oder Kollege Sailer oder Sie beide einen - na, sagen wir - spielerischen Umgang mit diesem Fall pflegen?«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie machen sich womöglich einen Heidenspaß daraus, mich und die restliche Polizei vor sich her zu treiben, uns zu beweisen, dass wir ohnedies nichts ausrichten können in diesem verdammten Filz aus falscher Kameraderie, bösartiger Bauernschläue und Schadenfreude!«
    »Ziemlich viel auf einmal. Kurz gesagt: Sie meinen, der Norbert, ich oder wir beide zusammen hätten die Flasche in den Weingarten gelegt und dann sozusagen entdeckt, nur um den Bezirksinspektor Primi zu ärgern?«
    »Ist das denn so weit hergeholt?«
    »Wir haben was Besseres zu tun.«
    »Oh ja. Mauscheln, Mauern, Hintertreiben, um irgendwann einen billigen Triumph einzufahren. Jetzt sage ich Ihnen was, Herr Polt: Ich habe gute Lust, mich dafür einzusetzen, dass der Kollege Sailer bis zur Klärung des Falles nicht nur von Ermittlungsergebnissen ferngehalten, sondern auch suspendiert wird.«
    »Dazu brauchen

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