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Polt.

Polt.

Titel: Polt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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Aber vielleicht über Umwege die weiß ja so gut wie alles und noch mehr. Warum fragst du?«
    »Weil sie so vorsichtig mit dem Fall umgeht, fast schon sensibel.«
    »Die? Wie man sich täuschen kann wird wohl auch ihre Schlag gekriegt haben, irgendwann, und hat ein bissl zu gut gelernt, sich davor zu schützen.«
    »Wie gut kennst du eigentlich die Birgit Sailer?«
    »Wir sind fast Freundinnen. Sie das uneheliche Kind einer widerspenstigen Mutter, ich eine Ausgeburt der Ehehölle, das passt ganz gut zusammen. Nur in letzter Zeit hat sie sich mehr und mehr zurückgezogen. Ich weiß eigentlich nicht warum.«
    »Vielleicht will sie dich nicht mit ihren Sorgen belasten. Ist ja auch eine saublöde Situation für den Norbert und sie.«
    »Da kennst du Frauen aber schlecht! Die hängen sich ihre Kümmernisse geradezu lustvoll gegenseitig um den Hals. Wenn’s allerdings wirklich ernst wird… hmweißt was, ich red einmal ganz offen mit ihr.«
    »Wird gut sein. Und danke!«
    »Danke wofür? Ich tu’s ja auch für mich. Übrigens bekommen wir lieben Besuch: deine Karin.«
    »Ah ja? Sie wird mein Fahrrad gesehen haben. Darf sie was wissen, Grete?«
    Sie hob gleichgültig die Schultern.
    »Wie war’s bei der Frau Hahn?«
    »Wie immer, Karin. Sie hat versucht, mich zu verführen, und ich hab mich erfolgreich gewehrt.«
    »Mach keine blöden Witze. Eines Tages passiert’s.«
    »Ja, am Sankt Nimmerleinstag.« Polt griff in seine Tragtasche. »Ich war in Breitenfeld und hab uns was mitgebracht. Schau einmal: 100 % Baumwollfrottee natur!«
    Karin Walter blieb stehen. »Mein Lieber! Du kannst es wohl nicht erwarten. Aber jetzt im Ernst: Warum warst du bei der Frau Hahn?«
    »Sie kennt den Toten.«
    »Was!«
    »Ja, aber ohne irgendetwas Konkretes über ihn zu wissen.« Polt erzählte andeutungsweise. Dann spürte er Karins Hand auf der seinen. »Ist was?«
    »Weiß nicht. Ist ja lange her, mehr als zehn Jahre. Gesehen hab ich diesen Menschen nie, wie schon gesagt, aber vielleicht was gehört, das auf ihn zutreffen könnte. Lass mich nachdenken. Wenn mir was einfällt, sag ich’s dir.«
    »Und nicht gleich dem Primi, wenn’s leicht geht.«
    »Du hast dich also wieder hineinziehen lassen, Simon?«
    »Ja und nein. Ich wird mich natürlich davor hüten, mich in Ermittlungen einzumischen. Aber dass sich die Polizei hier aufführt wie ein Elefant im Porzellanladen, will ich nicht.«
    »Wenn das nur gut geht.«
    »Ist hoffentlich bald vorbei.«
    Es war schon Abend geworden, und die beiden schoben ihre Fahrräder durch die nur matt erleuchtete Hintausgasse von Brunndorf. Bald standen sie vor dem kleinen Haus der Lehrerin.
    »Magst mit mir abendessen, Simon? Nur was Kaltes. Kochen will ich heute nicht mehr.«
    »Da fragst du noch?«
    Polt schob den leeren Teller von sich. »Gut war’s und schön haben wir’s miteinander. Und weißt du was, Karin? Dabei soll es bleiben.«
    »Ich versteh nicht recht.«
    »Kommt gleich. Ich hab nämlich nachgedacht. Ich geh mit dir nach Weitra. Auch wenn’s in der hinteren Mongolei liegt.«
    »Wie soll denn das funktionieren, Simon?«
    »Der Kater zieht eben auch um. Mit dem Kirchenwirt kommen der Sepp und der Friedrich auch ohne mich zurecht. Die Frau Habesam wird einen anderen finden, und irgendeine Arbeit gibt es für mich überall. Mir ist ja nicht bald was zu blöd.«
    »Simon, du Lieber! Äußere Umstände lassen sich regeln. Aber ich würd mir ewig Vorwürfe machen, dass ich dir deine Freunde weggenommen hab, dein Dorf, deine Presshäuser und Weinkeller. Das geht nicht gut, sag ich dir. Da bleib ich schon lieber im Wiesbachtal und wird halt Nachhilfelehrerin.«
    »Sehr schön. Und ich darf damit leben, dass ich dir deinen Beruf verpatzt hab. Nichts da!«
    »Simon?«
    »Was?«
    »Wenn wir beide so stur bleiben, sitzt du eines Tages allein in Weitra und ich allein in Brunndorf.«
    Beide lachten, dann lachten sie nicht mehr. Polt stand auf, ging auf die Lehrerin zu und berührte zögernd ihr Haar. »Ich geh dann, Karin.«
    »Warum?«
    »Alleinsein üben.«
     
    Polizeistunde
     
    Schon wieder Samstag… In den vergangenen Tagen hatte es Polt irgendwie geschafft, den wenig erfreulichen Lauf der Dinge zu verdrängen. Frau Habesam war offenbar ganz froh darüber, dass heikle Themen ausgespart blieben, mit Karin Walter verband ihn liebevolle Ratlosigkeit, und beide vermieden es, Fragen zu stellen, auf die es ohnehin keine Antwort gab. Jetzt war Polt wieder einmal Wirt, nicht mehr und nicht weniger, und

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