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Polt.

Polt.

Titel: Polt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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nicht mehr hinkommen. Was wirklich zum Wegschmeißen ist, trägst du nach hinten in den Hof, und am Freitag kriegt’s die Müllabfuhr. Alles andere bringst auch herunter. Abwaschen, Abstauben und irgendwo hinlegen, wo’s trocken bleibt. Und sei gefälligst nicht so großzügig wie bei den Salzgurken. Am Sonntag veranstalten wir zwei dann einen großen Flohmarkt. Es muss Geld ins Haus!«
    »Aber Sonntag hab ich Dienst im Kirchenwirt.«
    »Soll dich einer von deinen Vereinsbrüdern vertreten. Alles klar?«
    »Ja, Frau Aloisia.«
    Es dämmerte schon, als Polt nach Hause kam. Er war müde. Frau Habesams Dachboden hatte sich als Sperrmüll-Lager von furchterregenden Ausmaßen präsentiert. Czernohorsky widmete sich seinem gefüllten Napf mit gutem Appetit, warf Polt einen abschätzenden Blick zu, entschloss sich zu einer versöhnlichen Geste und strich um die Hosenbeine seines Mitbewohners. Er ließ es sogar zu, dass Polt ihn aufhob und an sein Gesicht drückte. »Bist auch kompliziert, Kater, aber einfacher kompliziert.« Er setzte Czernohorsky sanft auf seinen Lieblingspolster, aß lustlos irgendwas und trank den Rest von Sepp Räuschls Wein, doch nicht, weil er Lust daraufhatte, schon eher, um sich ein wenig zu betäuben. Er wartete geduldig, bis die Gedanken schwerfällig wurden und sich später langsam an die Nacht verloren. Er schlief nicht gut, träumte viel, und in einem dieser Träume schrillte das Telefon. Der Traum riss ab, das Geräusch blieb. Polt stand verwirrt auf und nahm den Hörer ab.
    Norbert Sailer rief an. Das sei nicht seine Art, so mitten in der Nacht, doch diesmaldie Birgit ist weg! Nein, bei keiner ihrer Freundinnen. Einfach weg. Und Angst habe er, Angst wie noch nie im Leben. »Kommst am besten zu mir«, sagte Polt. Dann griff er nach seinem Bademantel und ging in die Küche, um Kaffee zu kochen. Nur wenige Minuten später war Norbert Sailer da. »Danke, Simon, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Jetzt trink einmal Kaffee. Oder magst ein Bier zur Beruhigung?«
    »Nein, lieber nicht.«
    »Wissen die Kollegen in Breitenfeld Bescheid?«
    »Das fehlte gerade noch.«
    »Warum eigentlich? Ach so …« Polt dachte nach. »Fahr mir jetzt nicht an den Hals, Norbert. Vielleicht bin ich dran schuld, dass die Birgit weg ist.«
    »Jetzt versteh ich gar nichts mehr.«
    Polt berichtete von seinem Gespräch und er ließ dabei kaum etwas aus, erzählte aber nichts davon, dass Geiger Birgit besucht hatte. Norbert Sailer hörte ruhig zu, und irgendwann glaubte Polt sogar die Andeutung eines Lächelns im Gesicht seines Freundes zu erkennen.
    »Du hast nicht anders können, Simon, sie hat nicht anders können. Und dann hat sie die Nerven weggeschmissen, weil sie mich belastet hat, indirekt wenigstens. Diese Frau ist viel zu gut für mich. Möchtest du eine Geschichte hören, Simon, eine über mich, und es ist die Geschichte eines Feiglings.«
    »Den Feigling nehm ich dir nicht ab.«
    »Du wirst schon sehen. Was dir die Birgit erzählt hat jedes Wort stimmt. Die kann gar nicht lügen, höchstens mir zuliebe und dann tut ihr das sehr weh. Die Geschichte eines Feiglings, hab ich gesagt, nicht wahr? Es ist auch die Geschichte eines Versagers.«
    »Jetzt hörst aber auf! Grad du …«
    »Grad ich. Ein Versager als Mann, verstehst? Impotenz, ich will, aber ich kann nicht. Eher psychisch bedingt, glaub ich, ist aber ohnehin egal, das Ergebnis bleibt das gleiche. Das ändert nichts daran, dass wir einander lieben, ganz wild und stark, so kitschig das vielleicht klingt. Aber sie ist jung, Simon. Unerfüllte Sehnsucht ist schwer auszuhalten, und genau darum soll sie ihren Rudi Weinwurm haben.«
    »Ausgerechnet den?«
    »Ausgerechnet den. Ich bin vielleicht tolerant als Ehemann, viel zu tolerant wahrscheinlich, aber nicht blöd. Außer einer Erektion bringt der Rudi nichts mehr zusammen, eine harmlose Null als Persönlichkeit, aber nicht unsympathisch. Ich bin sogar ganz gut mit ihm, damit ich immer die Kontrolle darüber habe, wie sich die Sache entwickelt. Aber da entwickelt sich nichts, rein gar nichts. Soll sich die Birgit bei ihm holen, was sie braucht. Mehr wird sie mit so einem Menschen nie verbinden. Und nur das ist mir wichtig, verstehst du?«
    »Nein. Ja, meinetwegen.«
    »Hat sie dir erzählt, warum sie mit dem Weinwurm…«
    »Nein.«
    »Siehst du, so ist sie. Die würd sich eher die Zunge abbeißen, als etwas Schlechtes über mich zu sagen, oder auch nur was Peinliches.«
    »Mein ich auch. Und

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