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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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»Ehrlich nicht?«
    Er schüttelte lächelnd den Kopf und verschwand dann die Treppe hinunter, den Rucksack über einer Schulter.
    Gerade als ich zu Tuckman trat, ertönte das Heulen von Sirenen und das Kreischen von Bremsen auf der Straße. »Verzeihung«, sagte ich und berührte ihn am Arm, um seine Aufmerksamkeit von der hysterischen Patricia abzulenken, die sich noch immer ihr blutendes Ohr hielt. »Hier wird es gleich von Polizisten nur so wimmeln. Sie sollten sich besser darum kümmern, die Leute zusammenzuhalten …«
    In diesem Moment stürzten einige Sanitäter die Treppe hinauf. Wayne schickte sie als Erstes zu Ken und kehrte dann zu seinem Platz oben an der Treppe zurück, wo er darauf achtete, dass sich niemand davonstahl.
    Tuckman wirkte etwas verwirrt. »Was? Warum?«
    »Ich vermute, dass Inspektor Solis Sie und Ihre Gruppe
unter Beobachtung hat. Außerdem hat bestimmt jemand vom Campus aus die Polizei gerufen. Solis’ Leute werden gleich hier sein. Sie sollten Ihre Gruppe beisammenhalten und sie dazu bringen, dass sie vernünftige Aussagen machen. Kein Kommissar der Welt wird Ihnen nämlich abnehmen, dass Ihr Spielzeug-Geist durchgedreht ist und ein paar Leute attackiert hat – vor allem nicht, wenn Ihr Assistent letzte Woche unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist.«
    Er holte tief Luft. Sein Blick war verschleiert. Ich beugte mich vor und sah ihn an. »Verstehen Sie mich, Professor Tuckman? Hallo?«
    Er blinzelte mehrmals. »Ja, ja … Ich glaube schon.« Dann schüttelte er sich. »Ich soll sie also beisammenhalten. Bleiben Sie hier, oder müssen Sie sich um anderes kümmern?«
    Ich lächelte. »Es gibt noch einige Dinge, die ich erledigen muss. Aber ich muss auch bald einmal ausführlicher mit Ihnen sprechen. Doch fürs Erste kann das warten.«
    »Okay.« Er nickte und lief dann durch die Gruppe, um hier und da beruhigend auf die Leute einzureden und zu versuchen, das Chaos etwas einzudämmen.
    Für einen Moment beobachtete ich die Geistermacher, die sich allmählich von Tuckman beruhigen ließen. Sie waren allesamt verängstigt und verwirrt. Noch immer hatten sie nicht begriffen, welche Kraft sie mit dem Poltergeist freigesetzt hatten. Zumindest die meisten von ihnen verstanden das nicht. Aber einer oder vielleicht auch mehrere von ihnen gaben nur vor, es nicht zu wissen.
    Ich verließ das Gebäude, bevor die Polizei eintraf. Schließlich hatte ich eine Verabredung, die ich nicht versäumen durfte. Nicht einmal wegen Solis.

ZWANZIG
    C arlos blieb einen Moment vor dem Gebäude stehen, um es zu betrachten, so wie auch ich das eine Woche zuvor getan hatte. Der Nebel aus gelber und schwarzer Energie, der nach Mark Lupoldis Tod über dem Haus gehangen hatte, war schwächer geworden und beschränkte sich nun vor allem auf einen Punkt vor seinem Fenster.
    Die Polizeiwagen und die Absperrungen waren inzwischen verschwunden, doch noch immer herrschte eine Atmosphäre von Gewalt und Bedrückung.
    Carlos sagte kein Wort, bis wir oben angelangt waren und vor Marks Appartement standen. Die Tür war zwar zugezogen, aber da sie ein altes Schnappschloss hatte, das noch dazu keine Sicherheitsmechanismen besaß, ließ sie sich mit einer Kreditkarte problemlos öffnen.
    »Wenn sich jetzt schon Schlösser durch Geld bestechen lassen, leben wir in finsteren Zeiten«, bemerkte er.
    Ich zog eine Augenbraue nach oben. Von Carlos hatte ich noch nie einen Witz gehört. »Normalerweise funktioniert das auch nicht«, erwiderte ich. »Aber zum Glück haben wir es hier mit einem billigen Schloss in einem heruntergekommenen Mietshaus zu tun.«
    Ich machte die Tür hinter uns zu, damit wir uns ganz auf den Tatort konzentrieren konnten. Zum Glück hatte der
Vermieter das Appartement noch nicht renovieren lassen, und so waren die Blutflecken und Marks Körperabdruck noch immer an der Wand.
    Carlos betrachtete alles genau und nickte dabei immer wieder. Trotz seiner Größe bewegte er sich völlig lautlos. Er hielt die Hände ausgestreckt, als ob er etwas berühren wollte, was für mich unsichtbar war.
    Ich ließ mich ins Grau sinken und hoffte, dort das zu erkennen, was er sah. Ein kalter silberner Nebel schlug über mir zusammen, durchzogen von dem phosphorisierenden Licht energiegeladener Gegenstände. Es wimmelte nur so von Geistern und Erinnerungen. Frühere Mieter hatten hier überall ihre Spuren hinterlassen, sodass ich einen wahren Pfad von Geisterabdrücken um das Bett, in der Küchenzeile und im Bad

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