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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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standen.
    Mara lachte, wobei ich mir nicht sicher war, ob sie sich über mich oder ihren Mann amüsierte. »Mach dir keine Sorgen. Mein Kopf tut auch etwas weh. Du solltest dir einfach Zeit lassen, dann wird es schon«, erklärte sie und gähnte ausführlich. »Oje. So spät kann es doch noch gar nicht sein – oder?«
    »Es ist fast neun«, meinte Ben.
    »Was? Das ist ja unglaublich!« Sie warf einen Blick auf die Kaminuhr. »Oh, tatsächlich. Ich muss noch einige Seminararbeiten korrigieren.« Sie sprang auf und nahm mich hastig in die Arme. »Entschuldige die Hetze, Harper. Aber ich muss mich jetzt wirklich zurückziehen, um meine Studenten mal wieder in die Mangel zu nehmen. In ihren Aufsätzen geht es um Sedimente. Die meisten sind nicht einmal in der Lage, Sandstein von Zement zu unterscheiden, von einer korrekten Beschreibung ganz zu schweigen.«
    Mara eilte davon und ließ mich mit Ben alleine. »Du kannst gerne so lange bleiben, wie du willst«, erklärte dieser.
    »Ich sollte besser los.«
    »Hoffentlich nach Hause.«
    Ich nickte. »Jedenfalls bald.«

    Sobald ich in meinem Auto saß, ließ ich erschöpft den Kopf hängen. Der heutige Tag war besonders anstrengend gewesen, aber meine Müdigkeit hatte bereits vor der Séance am Mittwoch eingesetzt. Den Danzigers hatte ich nichts davon erzählt, da sie bestimmt darauf bestanden hätten, dass ich als Erstes an meine eigene Sicherheit denken müsste. Aber es ließ sich nicht leugnen: Ich hatte schon recht früh einen Faden des Poltergeists erwischt, doch seit Sonntag war die Verbindung stärker geworden. Am Sonntag war ich durch den Poltergeistnebel hindurchgegangen und hatte ihn seitdem anscheinend mit Energie versorgt, ohne es zu wissen. Auch wenn Carlos behauptete, dass ich nichts mit Marks Tod zu tun zu haben schien, war ich mir doch nicht sicher, ob das wirklich stimmte. Ich durfte nicht erlauben, dass sich dieses Wesen noch länger von mir ernährte. Gleichzeitig konnte ich es mir aber auch nicht leisten, die einzige Verbindung, die ich zu ihm hatte, einfach zu durchtrennen.
    Ich musste in der Lage sein, dem Poltergeist zu folgen. Leider hatte Maras Vorschlag nicht funktioniert. Es war einfach zu schwierig, zu ermüdend und zu langsam, um so Celias flinken Bewegungen durch das Grau zu folgen oder auch ihr auszuweichen. Die Kreatur hatte so große Geschwindigkeit und Kraft gezeigt, dass ich ziemlich eingeschüchtert war.
    Irgendetwas gab es, was ich noch nicht begriffen hatte. Es musste etwas Einfaches sein, da der Herr und Meister des Poltergeists es gelernt hatte, ohne vorher etwas über das Grau oder seine Energie zu wissen. Ich vermutete, dass es etwas war, das mit dem Grauwandeln in Zusammenhang stand und was ich bisher noch nicht gelernt hatte. Ich hatte erst so wenig von dem benutzt, was möglich war, weil
es keine anderen Grauwandler gab, die ich hätte fragen können – und weil ich es nicht wissen wollte. Ich tendierte dazu, alles auf besonders schwierige und langsame Weise zu erfahren, weil ich mich noch immer stur verhielt und mich dem Grau verweigerte.
    Da es keine anderen Grauwandler gab, konnte ich nur Carlos fragen, wenn ich Informationen brauchte. Seine Fähigkeiten als Totenbeschwörer schienen mit den meinen auf eine Weise zu korrespondieren, die ich nicht ganz verstand. Ich war mir nicht sicher, ob er das begriff, und ich wollte auch bestimmt keinen Vampir als Mentor (außerdem hatte er bereits einen Schützling). Aber ich brauchte Hilfe. Jeglicher Hinweis, der meinen Blickwinkel etwas verändern könnte, würde mir sicher weiterhelfen.
    Also fuhr ich wieder zu Adult Fantasies. Ich hatte Glück. Carlos saß in seinem winzigen Büro im Erdgeschoss.
    Der Raum war in Wirklichkeit ein kleines Lager samt Tisch und Stuhl. Carlos machte mir die Tür auf und sah mich scharf an. Wieder einmal hatte ich das Gefühl, als ob meine Wirbelsäule gefrieren würde, während sich mir gleichzeitig der Magen umdrehte.
    Er wirkte an diesem Abend besonders finster, sodass es mir noch schwerer fiel als sonst zu sprechen. Aber ich zwang mich dazu. »Ich habe noch eine Frage.«
    Er brummte mürrisch und ließ sich wieder hinter seinem Schreibtisch nieder. Den Blick richtete er auf einige Papiere, wofür ich sehr dankbar war. Seine volle Aufmerksamkeit war etwas, was ich nur schwer ertrug.
    Ich schloss die Augen. »Ich weiß, dass ich dich bereits einmal um Hilfe gebeten habe. Aber ich muss noch mehr über das Grau erfahren und wie ich mich darin bewegen kann.

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