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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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etwas.«
    »Einverstanden.« Er nahm einen weiteren Schluck Bier, ehe er fortfuhr. »Wenn es dir gelingt, dich dem Geist zu nähern, während der Mörder beschäftigt ist, solltest du ihn vom System trennen können. Die anderen Gruppenmitglieder werden sich nicht beklagen, denn schließlich benutzen sie den Geist ja meistens gar nicht.«

    »Sie benutzen ihn überhaupt nicht und werden sogar dazu ermutigt, ihn zu vergessen.«
    »Umso besser. Sobald er isoliert ist, sollte das System meiner Meinung nach in sich zusammenfallen. Vielleicht dauert es noch eine Weile, aber bestimmt nicht lange. Es sieht mir ganz nach einer systemimmanenten Instabilität aus. In der Physik fallen instabile Systeme nach und nach auseinander, sobald die Energiequelle ausfällt, die sie künstlich stabil hält. Du isolierst dieses Wesen also wie in einer Leidener Flasche und entfernst den Energiezufluss. Die Ladung sitzt einfach in der Flasche, bis sie sich von allein entladen oder auch aufgelöst hat.«
    »Halt«, sagte ich. »Eine Leidener Flasche ist doch eine Art Batterie, oder nicht?«
    »Eher wie ein Kondensator. Sie speichert den Strom auf zwei leitenden Flächen mit geringem Abstand. In einem Kondensator fließt Strom nicht, weshalb der Verlust auch nur langsam, die Entladung aber schnell vor sich geht. In Batterien wird Strom in einer chemischen Verbindung umgesetzt, wofür man Strom braucht. Sie entladen sich ständig. Aber egal, davon reden wir jetzt nicht … Um einen Geist zu fangen, würde man natürlich keine Leidener Flasche benutzen.«
    So abwegig kam mir die Idee nicht vor. Ich dachte an die silbernen Spiegel, die den Fluss der Energie im Grau unterbrachen, und dass Glas den ganzen Vorgang verlangsamte. Ich fragte mich, ob ich vielleicht eine Flasche finden konnte, in die ich Celia sperren konnte, bis ihr Herr und Meister zur Rechenschaft gezogen werden war.
    »Entschuldige, Quinton. Ich muss einen Anruf machen. Bin gleich zurück.«
    Ich eilte aus dem Pub. Vor lauter Aufregung hatte ich
vergessen, wie spät es bereits war. Als es mir einfiel, klingelte bei den Danzigers bereits das Telefon. Mara hob ab und klang ziemlich verärgert.
    »Es ist schon sehr spät. Ich hoffe also, es sind gute Nachrichten.«
    »Mara! Ich bin es, Harper. Es tut mir leid, euch jetzt noch zu stören.«
    »Ach, du«, antwortete sie und gähnte. »Ich dachte schon, es wäre der Dekan. Der Mann ist wirklich zu nichts zu gebrauchen, und außerdem leidet er unter Schlaflosigkeit. Was gibt es?«
    Ich erklärte ihr meine Idee. Sie gab einige interessierte Schnalzgeräusche von sich und musste dann erneut ausführlich gähnen.
    »Eine tolle Idee! Am besten kommst du morgen gleich zum Frühstück, und vielleicht fällt Ben und mir ja ein, wie sich das realisieren lassen könnte.« Gähnend verabschiedete sie sich.
    Ich kehrte zu unserem Tisch zurück und fühlte mich auf einmal wieder viel wohler in meiner Haut. Nicht nur Quintons Gesellschaft, sondern auch die Möglichkeit, vielleicht das Problem endlich gelöst zu haben, ließ mir die Welt fröhlicher erscheinen. Vor lauter Begeisterung vergaß ich sogar, Will anzurufen. Es fiel mir erst wieder ein, als es bereits zu spät war.

FÜNFUNDZWANZIG
    A m Samstag wachte ich mit einem Ruck auf. Plötzlich war mir klar: Es gab noch jemanden, der mir sagen konnte, wie mit dem Poltergeist umzugehen war.
    Sobald ich mich geduscht und angezogen hatte, erledigte ich einen Anruf und vereinbarte ein Treffen. Dann fuhr ich zu den Danzigers zum Frühstück.
    Ich traf Ben auf dem Bürgersteig vor dem Haus. Er ging beschwingten Schrittes auf den kleinen Rosenbogen zu, der in seinem Garten stand, und winkte.
    »Hi«, begrüßte er mich. »Schau mal, was ich hier habe.« Er hielt ein großes Glasgefäß hoch, das wie eine riesige, altmodische Glühbirne mit verlängertem Hals aussah. In der anderen Hand hatte er einen braunen Briefumschlag.
    »Was ist das?«
    »Es ist ein Alembik – das heißt, eigentlich eine Destillierblase. Sie besteht aus feuerfestem Glas. Einer unserer Chemieprofessoren wohnt hier ganz in der Nähe. Er hat sie mir überlassen. Oben am Hals fehlt ein kleiner Splitter, weshalb das Gerät für ihn nicht mehr brauchbar ist. Sobald diese Blasen angeschlagen sind, brechen sie ziemlich schnell oder sind nicht mehr steril. Ich will sie für ein Experiment benutzen und sehen, ob ich daraus nicht eine Flasche machen kann, in der du deinen Geist fangen könntest.«

    Endlich verstand ich, worum es ging. »Aha.

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