Poltergeist
sich bequem, riss das Mäulchen auf und gähnte ausführlich.
»Toll. Jetzt muss ich ihn erst aus deinen Klamotten bringen, nach West Seattle fahren, um ihn dort abzuliefern, und dann sofort zurückkommen, damit ich noch vor drei hier bin«, stöhnte ich.
»Ich kann auf ihn aufpassen.«
Ich sah ihn überrascht an. »Was?«
»Kein Problem. Ich mag Frettchen. Wenn du mir seine Leckerlis anvertraust, kann er ruhig bei mir bleiben, bis du fertig bist. Danach können wir uns wieder treffen, um uns die DVDs anzusehen.«
Ich war mir nicht sicher, ob das eine so gute Idee war. »Ich habe aber keine Ahnung, wie lange das hier dauert«, gab ich zu bedenken.
Quinton zuckte mit den Schultern. »Er kann auch die ganze Nacht bei mir bleiben, wenn es sein muss – und du nichts dagegen hast. Ich weiß, was Frettchen fressen. Und wenn er zu sehr durchdreht, kann ich ihn an die Leine nehmen. Genügend warme Taschen habe ich auch, in denen er schlafen kann. Von mir aus kann Chaos also ruhig bei mir bleiben.«
Ich dachte einen Moment lang nach. Ich mochte Quinton, und ich hatte ihm bei einigen seltsamen Aufträgen bereits mein volles Vertrauen geschenkt – einschließlich eines Jobs, der uns beide hätte hinter Gitter bringen können. Ich vertraute ihm also genug, um mein Leben und meine Freiheit in seine Hände zu legen. Dann konnte ich ihm ja wohl auch mein Haustier anvertrauen. Trotzdem war ich nervös und holte erst einmal tief Luft.
»Na ja … Also gut. Er darf aber nichts mit Zucker essen, das wirkt nämlich wie Speed auf ihn. Und auch nichts mit Gummi …«
Quinton grinste und klopfte mir beruhigend auf die Schulter.
»Okay, verstanden. Also die Atkins-Frettchen-Diät: keine Kohlenhydrate, keinen Zucker. Ehrlich – ich hatte schon öfters mit Frettchen zu tun. Chaos wird sich bei mir wohlfühlen. Darauf kannst du dich verlassen.«
Ich musste lachen. »Gut. Ich schicke dir eine Nachricht, sobald ich fertig bin.«
Quinton nahm die Sachen für Chaos, steckte sie in seinen Rucksack, und wir gingen nach unten. Ich erwischte den pelzigen kleinen Verräter dabei, wie er genüsslich an Quintons Hals nuckelte, als wir eine Sandwichbar aufsuchten, um uns etwas zu essen zu holen. Eine dreiviertel Stunde später kehrte ich in den Beobachtungsraum zurück.
VIER
S ieben Leute hatten sich im Séance-Raum eingefunden. Sie saßen noch nicht um den Tisch, sondern standen um ihn herum und berührten nur vorsichtig mit ihren Fingerspitzen die Platte aus Eschenholz.
Sie hielten die Köpfe gesenkt und blickten auf eine Vase mit Blumen, die in der Mitte des Tisches stand. Ein tragbarer CD-Player stand im Raum und spielte leise Glenn Millers Version des Songs »Imagination«.
Die Leute hatten sich nach und nach eingefunden. Während sie darauf warteten, ob das achte Mitglied ihrer Gruppe noch auftauchen würde, alberten sie herum und rissen Witze.
Es war eine interessante Mischung: zwei offensichtliche Paare – eines davon im Studentenalter und aus verschiedenen ethnischen Gruppen, das andere mittleren Alters und eher nordisch aussehend -; eine Frau, die auf mich wie eine gehetzte Hausfrau wirkte; ein junger Mann aus dem Mittleren Osten mit einem frechen Lachen; und ein weiterer Mann, der den Eindruck erweckte, als ob er früher einmal beim Militär gewesen wäre. Bisher hatte ich den verschiedenen Gesichtern noch keine Namen zuordnen können, da sich in den Akten keine Fotos befunden hatten.
Nachdem sie einander begrüßt und miteinander geplaudert
hatten, beschlossen sie nach einer Weile, dass der Achte im Bunde wohl nicht mehr käme und es an der Zeit sei, sich an die Sitzung zu machen. Sie stellten sich um den Tisch.
Der Army-Mann betrachtete die Blumen und sagte: »Guten Abend, Celia. Bist du da?«
Der Tisch gab zwei schnell aufeinander folgende Klopfgeräusche von sich. Ich war überrascht. Als ich unter dem Tisch nachgesehen und ihn untersucht hatte, war mir nichts aufgefallen, was ein solch hohles, klares Geräusch hätte hervorrufen können. Ich war mir auch sicher, dass seitdem nichts hinzugefügt worden war. Zumindest nicht offiziell, und nichts, das groß genug war, um es von der Kabine aus zu sehen.
Tuckman beugte sich zu mir, ohne den Blick von der Szene auf der anderen Seite des Spiegels abzuwenden. »Zweimal Klopfen für Ja – so lautet der Code.«
Ich nickte. »So kenne ich das auch.«
Ich versuchte in das Grau zu sehen, um herauszufinden, was sich in dem Bereich zwischen der normalen und der paranormalen
Weitere Kostenlose Bücher