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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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ängstlich beiseite. Er wirbelte herum, wurde immer schneller. Rauch stieg vom Boden auf, wo sich das drehende Tischbein in die Dielen bohrte.
    Wieder machte der Tisch einen Satz und flammte blutrot auf.
    Dann brach er mit einem Krach, der den ganzen Raum erschütterte, auf dem Boden zusammen.
    Dort blieb er liegen. Seine Lebenskraft war erloschen. Alle schienen für einen Moment erstarrt zu sein, während sie um Luft rangen. Selbst von meinem Beobachtungsposten aus war das Schauspiel höchst beunruhigend gewesen, und die plötzliche Ruhe ließ auch mich benommen zurück.
    »Die Messgeräte funktionieren wieder einwandfrei. Auch die Temperatur kehrt wieder zu ihren normalen Werten zurück«, berichtete Dornier.
    »Okay«, sagte ich. »Das war irgendwie seltsam.«
    Tuckman wandte sich zu mir. »Genau das habe ich gemeint. Es ist einfach nicht möglich, was da passiert. Woher kommen solche Bewegungen?«
    Ich warf Dornier einen kurzen Blick zu. »Keine Ahnung. Passiert so etwas öfter?«

    »Das war bisher das Wildeste, was wir gesehen haben«, erwiderte er lässig. »Normalerweise gelingt ihnen eine solche Show nicht, wenn Mark fehlt. Manchmal schaffen sie zwar auch ohne ihn einige erstaunliche Dinge, aber so etwas bisher noch nie.«
    »Verstehen Sie jetzt, was ich meine?«, fragte Tuckman.
    Ich biss mir nachdenklich auf die Unterlippe. Zweifelsohne hatte sich jemand in diese Séance-Vorstellung eingemischt. Irgendetwas tat sich in dem schmalen Bereich zwischen der normalen und der paranormalen Welt. Aber ich wusste nicht, ob ich an Sabotage oder an etwas anderes glauben sollte. Leider hatte ich nicht sonderlich viel sehen können. Die wenigen Lichtblitze und Farbschlieren, die mir aufgefallen waren, hatten nicht sonderlich außergewöhnlich gewirkt und waren auch nur sporadisch aufgetaucht. Dennoch war ich mir sicher: Irgendetwas stimmte hier nicht – weder in der normalen Welt noch in der des Grau.
    Ich sah in den Raum hinüber. Die Teilnehmer schwirrten wie ein aufgeregter Schwarm Bienen durch das Zimmer. Der Tisch gab jetzt kein Lebenszeichen mehr von sich. Er lag an der gleichen Stelle, wo er zusammengebrochen war, während der Kronleuchter unheilvoll und bedrohlich über ihm hin und her schwang.
    »Kann ich eine Kopie der Aufzeichnung dieser Sitzung bekommen, damit ich mir das Ganze noch einmal ansehen kann?«, fragte ich.
    Tuckman war bereits fast aus der Tür. Er warf einen raschen Blick auf mich und dann auf seinen Assistenten. »Ja, sicher. Mach eine Kopie und gib sie Ms. Blaine, ehe sie geht. Ich muss schnell noch etwas mit der Gruppe besprechen.«
    Dornier begann seine Notizen und Kugelschreiber zusammenzusammeln, um dann Tuckman aus der Kabine zu
folgen. Die Tür ließ er angelehnt. Ich hörte, wie die beiden im Gang miteinander sprachen, während ich noch einmal den Séance-Raum betrachtete in der Hoffnung, im Grau doch noch etwas erkennen zu können. Aber aufgrund der Scheibe war meine Mühe vergebens.
    Die Leute, die sich noch im anderen Zimmer aufhielten, schienen sich inzwischen wieder beruhigt zu haben. Sie waren zwar noch so aufgeregt, als ob sie gerade einen Unfall heil überstanden hätten, aber etwas Unwirkliches lag wohl nicht mehr in der Luft.
    Tuckman tauchte einige Minuten später auf der anderen Seite der Glasscheibe auf. Er trommelte die Teilnehmer zusammen und drängte sie zum Gehen. Sobald alle verschwunden waren, verließ auch ich die Beobachtungskabine. Aus der offenen Tür des Séance-Zimmers drang ein seltsamer Geruch in den Flur hinaus. Es roch verbrannt und wie nach einer Jodtinktur.
    Langsam betrat ich den Raum, doch ich konnte nicht viel erkennen. Der Energieball war verschwunden, und auch die seltsamen Ranken und Fäden waren kaum mehr auszumachen – ganz gleich, wie sehr ich mich auch bemühte. Sonst gab es in dem Zimmer nichts zu sehen. Falls jemand etwas heimlich hineingeschmuggelt hatte, um diese erstaunliche Erscheinung zu erzeugen, so hatte er es auch ebenso heimlich wieder mitgenommen. Ich drehte mich um und ging hinaus.
    Dornier wartete bereits im Gang auf mich. Er hatte einen Stapel gelbe Papiere in der Hand.
    »Die musste ich erst übertragen«, sagte er und reichte mir eine DVD.
    »Danke, Terry.« Ich war froh, dass ich schon vorher seine Bekanntschaft gemacht hatte. Tuckman hatte sich nicht einmal
die Mühe gemacht, uns einander vorzustellen – ganz so, als ob sein Assistent nicht weiter von Belang wäre. »Kann ich Sie anrufen, falls ich noch irgendwelche Fragen

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