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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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nach dem, wer sich gerade im Séance-Zirkel befand.«
    »Aber sie kannten doch alle seine Geschichte«, gab ich zu bedenken. »Wie war das möglich?«
    »Es gibt immer Details, an die man zuerst nicht denkt – wie zum Beispiel die Lieblingsfarbe oder die Frage, ob jemand Eis mag oder nicht. Philips Persönlichkeit entwickelte sich mehr und mehr, je klarer die Einzelheiten wurden, die sich allerdings durch die Vorlieben der Séance-Teilnehmer definierten. Diejenigen, die am Dominantesten waren, übten den stärksten Einfluss aus. Aber wenn einer dieser Leute einmal nicht da war, änderten sich Philips Präferenzen. Zum Beispiel mochte eine Frau ein bestimmtes Lied nicht. Wenn sie da war, mochte Philip dieses Lied auch nicht, aber wenn sie nicht anwesend sein konnte, fand er es in Ordnung.«
    So etwas Ähnliches hatte ich auch in Tuckmans Gruppe
beobachtet. »Philip zeigte sich also auch, wenn nicht alle um den Tisch saßen?«, fragte ich und dachte dabei an Celias Erscheinungen ohne Ken oder Mark.
    »Oh, ja. Sie stellten nach einer Weile fest, dass Philip auch in Erscheinung trat, wenn nur vier von den acht Mitgliedern anwesend waren. Und dabei war es egal, wer das war.«
    Allmählich enttäuschte mich Tuckmans Gruppe und ihr offensichtlicher Mangel an Originalität. Ich fragte mich, wann sie das Muster des Philip-Experiments hinter sich lassen würde, und verstand immer weniger, warum Tuckman so sicher war, dass jemand seine Ergebnisse zu manipulieren versuchte, obwohl er im Grunde nur die alte Studie nachahmte.
    Albert begann durch das Zimmer zu schweben und betrachtete uns dabei so abfällig, als ob er unsere Unterhaltung geschmacklos fände. Gleichzeitig schien er sich jedoch nicht ganz davon losreißen zu können.
    Ben sprach weiter, ohne zu merken, dass mir ein wenig mulmig war. »Später stellten sie sogar fest, dass sie auch kleine psychokinetische Erlebnisse hatten, wenn sie allein waren.«
    »Und wie haben die sich geäußert?«
    »Es war nichts Spektakuläres und fand erst gegen Ende des Experiments statt. Einzelne Mitglieder bemerkten, dass sich Gegenstände bewegten oder Licht flackerte, als ob auf eine Frage geantwortet würde, wenn sie allein im Raum waren. Oder sie hatten das Gefühl, beobachtet zu werden. Vielleicht war das alles nur eine Frage der Suggestion und der Massenhysterie, aber die Gruppe führte solche Vorfälle auf Philip zurück, selbst wenn sie an verschiedenen Orten gleichzeitig passierten. Leider wurde keine dieser Erscheinungen,
die fast immer zu Hause stattfanden, irgendwie objektiv aufgezeichnet.
    Interessant war außerdem die Tatsache, dass es den Leuten nicht gelang, diese Erscheinungen hervorzurufen – ob nun gemeinsam oder einzeln -, wenn sie sich bewusst darum bemühten. Die Phänomene passierten nur dann, wenn die Mitglieder zwar erwartungsvoll, aber gleichzeitig entspannt waren und sich nicht auf das Erschaffen konzentrierten. Anfangs glaubten sie noch, dass sich das mit der Zeit ändern würde. Sie hofften, dass sie eines Tages eine sichtbare Erscheinung oder einen Apport auf Befehl erzeugen könnten, aber leider brach die Gruppe auseinander, ehe es derartige Fortschritte gab.«
    »Einen Moment – was ist ein Apport?«
    »Oh, sorry«, erwiderte Ben und räusperte sich. »Unter Apport versteht man im Okkultismus einen realen, greifbaren Gegenstand, der plötzlich aus dem Nichts erscheint. Normalerweise handelt es sich dabei um irgendetwas Wichtiges.«
    Ich lehnte mich auf dem Sofa zurück, auf dem ich zwischen den vielen Büchern gerade noch Platz gefunden hatte, und betrachtete den Band in meiner Hand. Er war weder dick noch schwer. Im Grunde sah er ziemlich uninteressant aus. Ich musste an Tuckmans Manipulationen und seine hochkomplexe Ausrüstung denken. »Hat sich die Philip-Gruppe in einem Labor getroffen?«
    »Nein, leider nicht. Das Ganze fand in einem Haus mit nur wenigen Aufnahmegeräten statt. Sie wurden auch nicht ständig beobachtet oder kontrolliert.«
    »Wie kann man sich dann sicher sein, dass es sich um keinen Schwindel handelte?«
    Ben lehnte sich in seinem Stuhl zurück und stellte die
Füße auf seinen vollgestellten Schreibtisch. Alberts Gestalt wurde schwächer und verschwand. Offensichtlich hatte er nun endgültig das Interesse an unserer Unterhaltung verloren.
    »Das ist die große Frage«, antwortete Ben. »Das meiste, was die Gruppe zustande gebracht haben will, ist theoretisch möglich, war aber bis dahin nur in einem kleinen Rahmen und recht

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