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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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zurück. Oh – da wäre noch etwas. Phoebe Mason hat gedroht, Ihnen den Hals umzudrehen. Ich nehme zwar nicht an, dass sie es ernst meint, aber vielleicht sollte ich mich doch einmal näher in ihrem Antiquariat umsehen.«
    Super. Phoebe war also wütend genug, um vor einem Inspektor jemand anderem Gewalt anzudrohen. Mit einer zornigen Phoebe war wirklich nicht zu spaßen. Ich wühlte in den Schubladen meines Schreibtisches herum, bis ich volle Batterien für meinen Pager fand, die ich gegen die alten austauschte. Doch das Display blieb dunkel. Selbst das kleine grüne Power-Licht sprang nicht an.
    »Mist.«
    Ich klopfte mit dem Pager auf die Tischplatte. Der Deckel ging ab, und die Innereien fielen heraus. Nun kam ich so richtig ins Fluchen. Wann hatte dieses verdammte Ding den Geist aufgegeben? Es hätte zudem vibrieren sollen, als ich die Bürotür öffnete. Ich konnte mich überhaupt nicht
mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal dieses Vibrieren gespürt hatte.
    Ich rief also den Pager-Service an und holte mir so die eingegangenen Nachrichten ab. Dann bat ich die Dame am Telefon, mir bis auf weiteres alle Anrufe ins Büro durchzustellen. Neben einigen Nachrichten von Klienten hatte Phoebe tatsächlich dreimal versucht, mich zu kontaktieren. Auch wenn sie mir am liebsten den Hals umdrehen wollte, so musste ich doch erst einmal meine Rechnungen bezahlen. Ich rief also meine anderen Klienten an. Dazu gehörte ein Anwalt mit dem Herz eines besonders bösartigen Dämons, dem ich mich zuerst stellen wollte. Danach würde es wahrscheinlich geradezu erholsam sein, mit Phoebe zu telefonieren.
    Als ich sie im Laden anrief, schaltete sich nur der Anrufbeantworter ein. Der erklärte mir, dass Old Possum’s wegen eines Todesfalls in der Familie geschlossen sei. Soweit ich das wusste, hatte Phoebe noch nie zuvor das Antiquariat zugemacht – nicht einmal als Dyslexia, ihre uralte und ziemlich verwirrte Katzen-Queen, gestorben war und Phoebe drei Tage lang geweint hatte. Ich versuchte es also in ihrer Wohnung und danach im Restaurant ihrer Eltern. Nirgends hatte ich Glück. Schließlich kam ich auf die Idee, es im Büro des Antiquariats zu probieren.
    »Old Possum’s«, bellte Phoebe in den Apparat. »Wir haben geschlossen. Lassen Sie uns in Ruhe.«
    »Ich bin es – Harper.«
    »Du … Du!«, zischte sie.
    Ich seufzte. »Am besten komme ich zu dir. Dann kann ich dir alles erklären, und du kannst mich in Grund und Boden brüllen, wenn dir danach ist.«
    Sie begann sofort mit einer Schimpftirade, doch ich legte
einfach auf. Später würde ich mir bestimmt noch genügend Beleidigungen anhören müssen.
    Als Nächstes rief ich Inspektor Solis an, und wir vereinbarten, dass ich um fünfzehn Uhr bei ihm sein sollte. Dann verließ ich mit Tuckmans Akten unter dem Arm das Büro und machte mich auf den Weg nach Fremont.

ZEHN
    P hoebe war bereits so richtig in Fahrt, als ich an die Hin tertür von Old Possum’s klopfte. Sie riss die Tür auf und begrüßte mich mit einem zornigen Wortschwall.
    »Harper! Du bist so etwas von hinterhältig und gemein! Da stellst du mir diese ganzen Fragen und weißt in Wahrheit bereits, dass Mark tot ist! Ich hoffe, dass du einen verdammt guten Grund dafür hast, dich so schäbig zu benehmen. Los, rein mit dir, und dann will ich hören, was du zu deiner Verteidigung zu sagen hast.«
    Phoebe winkte mich mit finsterem Blick in das düstere Büro. Ich blieb trotzdem auf der Schwelle stehen. Leuchtend rote und weiße Zornesblitze fuhren aus ihr heraus und erfüllten die Luft mit einem seltsam sauren Geschmack nach Enttäuschung und Wut.
    Sie starrte mich an, bis die Funken schwächer wurden und ihre Unterlippe zu zittern begann.
    »Kommst du nicht herein?«
    Ich schaute betont langsam nach links und dann nach rechts, um den Raum in Augenschein zu nehmen. Die gro ßen Deckenleuchten waren ausgeschaltet, und nur zwei grüne Banker-Lampen warfen ein schwaches Licht auf den großen unordentlichen Schreibtisch.
    »Okay«, sagte ich.

    »Was suchst du?«
    »Ich suche Phoebe Mason.«
    »Was soll das …«
    »Sie sagte, sie würde mich als Obeah-Frau verfluchen, aber ich habe irgendwie das Gefühl, als ob das nicht so recht klappen würde. Deshalb wollte ich wissen, wo eigentlich die echte Phoebe steckt.«
    Sie hob ihre Hand und legte sie mir schwer auf die Schulter, was bei Phoebe, die nicht sehr groß war, etwas ungeschickt wirkte. Zum Glück waren ihre Wutanfälle genauso kurz wie ihr Körper.

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