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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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vorhatte, ein paar Dinge auszulassen.
    Ich holte tief Luft und atmete dann langsam wieder aus, während ich mit dem Bleistift auf die Tischunterlage klopfte. »Was wollen Sie wissen?«, fragte ich. »Es scheint mir eine ganz schön gemischte Gruppe zu sein.«
    »Inwiefern?«

    »Haben Sie bereits mit ihnen gesprochen?«, wollte ich wissen.
    »Mit einigen.«
    »Mit wem?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Also gut«, gab ich nach. »Einzeln betrachtet scheinen alle recht normal zu sein, aber als Gruppe gibt es viele sexuelle und sonstige Spannungen. Es geht um Macht und um auffällige Unsicherheiten. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob Tuckman das Ganze nicht absichtlich so inszeniert hat, damit genau diese Gruppendynamik entsteht.«
    Solis gab ein Grunzgeräusch von sich.
    »Keiner von ihnen war ganz ehrlich zu mir«, fuhr ich fort. »Aber ich untersuche natürlich auch keinen Mordfall. Da wäre es vielleicht etwas anders.«
    »Möglicherweise. Mrs. Stahlqvist behauptet, mit Bertha Landes verwandt zu sein.«
    Ich dachte an den Geist von Bertha Landes, den ich auf der Toilette des Kinos getroffen hatte. »Das stimmt nicht. Sie sind nicht verwandt.«
    »Sind Sie sich da sicher?«
    »Einfache Detektivarbeit.«
    »Es wäre nett, wenn Sie etwas genauer sein könnten.«
    Nun, ich hatte nicht vor, ihm von dem Geist zu erzählen. Aber ich hatte schließlich die Geschichte auch aus anderer Quelle bestätigt gefunden. »Die Sekretärin des Rainier-Clubs erklärte mir, dass die Familie Knight, zu der Carolyn Knight-Stahlqvist gehört, nach Seattle kam, bevor Bertha Landes aus Indiana hier eintraf. Carolyn schien das nicht zu wissen, als sie ihre Geschichte erzählte oder vielleicht wusste sie auch Dinge, die anderen nicht bekannt waren. Jedenfalls war sie einer Lüge überführt worden und durfte
deshalb dem Club nicht beitreten. Die Sekretärin schien es zu genießen, mir die Sache in aller Breite noch einmal darlegen zu können.«
    Solis’ Schweigen zeigte mir, dass er nachdachte. Ich konnte beinahe seine schläfrige Miene vor mir sehen, die er immer bekam, wenn sich die Rädchen in seinem Gehirn in Bewegung setzten.
    »Da gibt es noch etwas, das für Sie vielleicht interessant sein könnte«, fuhr ich fort. »Vor einigen Tagen hat mir Mrs. Stahlqvist erzählt, dass sie eine Brosche verloren hat, die angeblich Bertha Landes gehörte. Für sie ist sie ein wichtiges Erbstück. Nach einiger Zeit gab sie zu, das Schmuckstück am Tag von Marks Tod bei ihm in der Wohnung vergessen zu haben. Am Sonntag tauchte es plötzlich während der Séance wieder auf und wurde Mrs. Stahlqvist ins Gesicht geschleudert.«
    »Dann hatte sie die Brosche also doch nicht vergessen? Warum behauptet sie dann so etwas?«
    »Sie tauchte auf recht dramatische Weise während der Sitzung auf, und Mrs. Stahlqvist ist sich sicher, dass einer der anderen Teilnehmer sie geworfen haben muss. Das würde natürlich bedeuten, dass sie zuerst aus Lupoldis Wohnung gestohlen wurde. Falls sie die Brosche tatsächlich dort vergessen hat. Aber da sie offenbar recht gerne schwindelt, könnte sie auch in diesem Fall gelogen haben. Vielleicht hat sie die Brosche dort gar nicht vergessen, sondern diese Geschichte nur erfunden, um zu erklären, warum ihre Spuren am Tatort sind, oder um den Verdacht auf einen der anderen Teilnehmer zu lenken.«
    »Hm. Klingt fast wie eine Geschichte von Agatha Christie.«
    »Ja, stimmt.«

    »Wenn sie die Brosche vergessen hat und jemand anders sie dort gefunden hat …«
    Ich musste grinsen. »Ist alles ziemlich kompliziert, nicht wahr?«
    Wieder Schweigen. Ich hätte mich eigentlich dafür schämen müssen, seine Verärgerung lustig zu finden, aber dem war nicht so. Wenn das Ganze eine Sherlock-Holmes-Geschichte gewesen wäre, hätte sie vermutlich den Titel Der Fall der falschen Brosche gehabt . Und das amüsierte mich. Ich musste plötzlich an Celias Tendenz denken, Dinge zu stehlen.
    »Kommissar – wurde eigentlich irgendetwas aus Lupoldis Appartement entwendet?«
    »Das lässt sich nicht so leicht feststellen. Schließlich wissen wir nicht, was er alles besessen hat.«
    »Würden Sie es mir denn überhaupt sagen?«
    Wieder herrschte Schweigen. Offenbar dachte er erneut nach, und als er antwortete, klang er sehr vorsichtig. »Wenn Sie mich nach einem bestimmten Gegenstand fragen würden, könnte ich Ihnen möglicherweise nicht direkt antworten.«
    Ich dachte scharf nach. Solis öffnete mir hier eine Tür. Die Sache mit der

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