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Pommes rot-weiß

Pommes rot-weiß

Titel: Pommes rot-weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Güsken
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eine Spur Ungeduld mit, »er ist in der Familie sozusagen derjenige, der für solche obskuren Einfälle in Frage kommt. Tilo ist für Scherereien zuständig.«
    »Nachdem wir das überprüft haben, sollten wir uns der Möglichkeit stellen, dass der Mann Ihretwegen den lebendigen Vorwurf spielt.«
    Mein Auftraggeber deutete fragend auf sich selbst und lächelte pikiert, als hätte ich ihn darum gebeten, sich vor mir auszuziehen. »Meinetwegen?« So bizarr sie auch sein mochte, die Vorstellung schien ihn zu amüsieren.
    »Es geht um einen Mordfall, der sich ereignete, als Sie für die Firma Nordrhein-Stahl tätig waren. Sie waren damals als…«
    »Ach…« Schon war es mit dem Amüsement zu Ende. Martens verzog das Gesicht wie in einem plötzlichem Schmerz und richtete die Handflächen in einer um Gnade flehenden Geste zur Zimmerdecke. »Nicht schon wieder!«
    »Die Geschichte ist Ihnen also bekannt?«
    »Welche meinen Sie, Kittel? Die mit Theuerzeit oder die mit Mölling?«
    »Es geht um den Tod eines gewissen Mölling. Haben Sie ihn gekannt?«
    »Nur flüchtig. Er machte einen auf Menschenfreund und Messias, aber in Wirklichkeit war er alles andere als das. Soviel ich weiß, lebte er ziemlich über seine Verhältnisse. Soll sogar vor Erpressung nicht zurückgeschreckt haben.«
    »Aber das ist doch schon eine ganze Menge, was Sie über ihn wissen.«
    »Im Fall Theuerzeit ist er allen Beteiligten mit seinen unangenehmen Fragen auf die Nerven gefallen. Und wer unangenehme Fragen stellt…«
    »… über den kursieren unschöne Gerüchte?« Sein strafender Blick streifte mich. »Der muss damit rechnen, dass auch seine eigene schmutzige Wäsche eines Tages auf der Leine hängt.«
    »Und wie geht die andere Geschichte?«
    »Theuerzeit war einer der Wortführer der Belegschaft. Spielte sich als Volksheld auf, so eine Art Robin Hood. Als er Selbstmord beging, wollte Mölling daraus für sein Blatt ein packendes Arbeitermelodram spinnen, in der ich die Rolle des Ausbeuterbösewichts spielen sollte. Robin Hood und der Sheriff von Nottingham, so in der Art.«
    »Ich kenne die Geschichte aus dem Englischunterricht.«
    »Die Presse kann mit alltäglichen Sachen nichts anfangen. Die braucht Helden auf der einen und Bösewichter auf der anderen Seite. Aber dann fand die Kripo zum Leidwesen der Schreiberlinge heraus, dass es nur ein stinknormaler Selbstmord war. Damit war die schöne Story geplatzt.«
    »Doch dann wurde Mölling umgebracht.«
    »Aus der Luft gegriffene Mutmaßungen und skandalheischender Klatsch – alles wurde wieder ausgepackt. Ich war immer noch der Sheriff, nur die Rolle des Robin Hood hatte jetzt Mölling. Glücklicherweise hatte die Öffentlichkeit allmählich genug davon.«
    »Ist der Mord inzwischen aufgeklärt worden?« Martens zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wie gesagt, der Mann war kein Heiliger. Wahrscheinlich hat er es mit seinen Erpressungen zu weit getrieben.«
    »Sagt Ihnen der Name Melanie Storck etwas?«
    »Nicht das Geringste. Müsste man die kennen?«
    »Sie gehört zu der Öffentlichkeit, die von der Geschichte nicht genug bekommen kann. Möglicherweise hat sie beschlossen, Ihnen mit einer stummen, düsteren Gestalt vor dem Haus schlaflose Nächte zu bereiten. Das aber würde nur klappen, wenn Sie genau wüssten, worum es geht.«
    Martens warf einen Blick auf seine Uhr. Er bezahlte mir ein fürstliches Honorar, damit er sich selbst mit diesen Dingen nicht herumschlagen musste. In Gedanken war er schon bei seiner sportlichen Verabredung.
    »Gratuliere, Kittel! Also, dann reden Sie doch mit dieser Person und machen Sie ihr klar, dass ich mir das nicht weiter bieten lasse.«
    »Sie wissen also nicht, worum es geht?«
    »Nein, das weiß ich nicht!« Martens musste seine Stimme zurückhalten, dass sie nicht genervt klang.
    »Soll ich ihr Geld anbieten?«
    »Wenn Sie zu viel davon haben. Aber am besten geben Sie ihr den guten Rat, ihre Zeit nicht damit zu vertrödeln, alte Feindbilder aufzuwärmen. Es gibt so viele Dinge, für die es sich lohnt einzutreten: Klimaschutz, Robbenbabys… Für Leute wie diese Frau…«
    »Storck. Es ist aber bis jetzt nur eine Vermutung.«
    »Dann klären Sie das.«
    »Tilo hat mit der Mölling-Geschichte nichts zu tun, oder?«
    »Tilo? Nein, nicht direkt.«
    »Nicht direkt, was heißt das?«
    »Offiziell war er dabei. Damals bildete ich mir noch ein, ich könnte meine Firma eines Tages auf ihn überschreiben.«
    »Und welche Rolle hat er

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