Ponyhof kleines Hufeisen - 02 - Max braucht ein Zuhause
Wichtigste. Es begann leicht zu regnen, zuerst nur ein paar Tropfen, dann immer stärker. Die Reiter banden ihre Regenmäntel los und zogen sie an. Wolkenmähne tänzelte, das raschelnde Material regte sie auf. Die Regenmäntel waren groß, sie reichten bis über die Knie und schützten den gesamten Sattel vor Nässe. Eine Reithose trocknete ja schnell, aber das Leder des Sattels brauchte Tage, bis es wieder richtig trocken war. Sie waren nur noch ein paar hundert Meter vom Ponyhof Kleines Hufeisen entfernt, als es heftig zu regnen begann. Doch Cornelia trabte nicht an, sie ließ die Pferde im strömenden Regen bis zum Stall gehen. Sabine hatte den Eindruck, daß die Pferde gern durch den Regen gingen, ihre Leiber dampften, bestimmt tat ihnen die Abkühlung nach dem scharfen Ritt gut. Vor dem Stall saßen sie ab. Ein Windstoß fuhr durch den alten Birnbaum und trieb einen ganzen Schwung wirbelnder Blätter herunter. Herbst! Mit einem Mal war Sabine kalt. Der Sommer war vorbei!
Der Tagesritt
„Die Pferde lassen wir über Nacht im Stall“, kündigte Cornelia an. „Heute wird es kalt werden, und da können sie nicht mehr richtig trocken werden, ehe es dunkel wird.“
Die Kinder sattelten im Stall ab. Draußen rauschte gleichmäßig der Regen, das Unwetter hatte sich verzogen.
Sabines Gedanken wanderten zu Max. Wie mochte es dem Kleinen gehen? Hatte er eine gute Box? Einen Unterstand, der ihn vor Sturm und Regen schützte? Wurde er gut gefüttert und versorgt? Sorgfältig rieb sie Skjoni trocken, dann brachte sie ihn in eine Box, die dick mit sauberem
Stroh eingestreut war. Erst als alle Pferde gefüttert und versorgt waren, gingen die jungen Reiter ins Haus.
„Wie wäre es mit einem warmen Tee?“ Da brauchte Cornelia nicht zweimal zu fragen. Draußen zog dichter Nebel auf, die Bäume troffen vor Nässe, und es wurde langsam dunkel.
„Hoffentlich haben wir bei unserem Ritt nicht so ein Wetter“, meinte Katrin und starrte in den Regen hinaus.
„In den Nachrichten wurde gesagt, das es noch mal richtig schön warm werden soll“, verkündete Stefan. „Bis zum Winter ist noch Zeit!“
„Mein Opa sagt es auch“, rief Marei. „Er hat den Hundertjährigen Bauernkalender und darin steht, daß wir noch einen schönen Altweibersommer kriegen! Wir werden noch baden gehen können!“
Baden! Sabine hatte eine Idee. „Wir könnten mit den Pferden schwimmen gehen! Das wäre doch toll!“
„Schwimmen? Mit den Pferden?“ Marei kriegte große Augen. „Hast du das schon mal gemacht?“ Cornelia kramte im Bücherregal und holte ein großes Fotoalbum heraus. Bald saßen alle um den Tisch und sahen Fotografien an.
„Da ist Glofaxi!“ rief Michaela und deutete auf das Bild des Islandschimmels.
Cornelia zeigte ihnen Bilder von ihren Pferden, als sie noch Fohlen waren, und da gab es auch Fotos, auf denen sie in einem See schwammen. Sie sahen nur die Köpfe der Pferde, ihre Reiter hielten sich an der Mähne fest oder schwammen neben den Tieren.
„Ist das schwierig?“ fragte Katrin interessiert. „Nein, man muß nur aufpassen, daß man über dem Pferd schwimmt und nicht getreten wird. Und selbstverständlich müssen die Pferde den Kopf frei haben!“ erwiderte Cornelia.
„Das ist ganz wichtig“, betonte Stefan. „Ich habe einmal von einem Pferd gehört, das ertrunken ist!“ „O nein!“ Sabine sah den jungen Mann erschrocken an. „Dann sollten wir es lieber lassen! Ich dachte nicht, daß das Schwimmen mit Pferden gefährlich wäre!“
„Ist es auch nicht“, beruhigte Stefan sie, „man muß es nur richtig machen. Das Pferd war noch an Land, auf Trense mit einem engen Martingal gezäumt. Es hatte Angst und wurde angetrieben - da ist es auf einmal mit einem großen Satz in tiefes Wasser gesprungen. Mit dem Martingal konnte es aber den Kopf nicht hochnehmen und ist ertrunken. Mein Großvater hat mir das oft erzählt!“ „Schrecklich!“ Cornelia schüttelte den Kopf. „Ich verwende grundsätzlich keine Martingals!“ sagte sie zu Stefan.
„Martingal?“ Marei wußte nicht, was das war.
Cornelia erklärte ihr, wie ein Martingal ver-schnallt wurde, und was es bewirkte. „Natürlich sollen Pferde den Kopf nicht zu hoch nehmen“, sagte sie, „aber warum tun sie es denn? In den meisten Fällen doch nur, weil der Reiter eine zu harte Hand hat und ihnen im Maul reißt. Anstatt daß der Reiter an sich arbeitet und etwas lernt, wird eben ein Martingal eingeschnallt, damit dem Pferd der Kopf nach unten
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