Ponyhof kleines Hufeisen - 02 - Max braucht ein Zuhause
sah, wie der Haflinger drohend die Ohren anlegte und wurde langsamer. Max hob den Kopf und sah sie an. Er war noch immer mager, auch wenn seine Mähne und der lange Schweif gebürstet waren. Ob er sie erkannte? Er wieherte nicht, aber als sie ihm die Arme um den Hals schlang, drückte er leicht den Kopf an ihre Schulter. Max war noch da! Sie hatten es geschafft! Sabine schluchzte auf.
„Vorsicht!“ rief da der Händler. „Der Haflinger beißt!“ Sabine duckte sich zur Seite weg, sie hörte die Zähne des großen Pferdes neben sich zuschnappen.
„Er ist gefährlich!“ erklärte der Händler. „Hat seinen Besitzer ins Krankenhaus befördert. Da mußte er weg!“ Schnell band er Max los und führte ihn zur Seite. In diesem Moment drehte sich das graue Pony um und wieherte durchdringend. Max antwortete, er scharrte heftig mit dem Vorderhuf.
Sabine sah das graue Pony an. Es war ein Shetlandpony mit dichter Wuschelmähne und langem Schweif. Als es den Kopf zur Seite drehte, sah Sabine, daß ein Auge milchig weiß getrübt war. „Ist es blind?“ fragte sie den Händler.
„Auf einem Auge“, er nickte. „Sonst fehlt ihm nichts.“ Er ging auf das Pony zu, öffnete ihm mit einer geschickten Bewegung das Maul. „Sehen Sie“, sagte er zu Cornelia, „sie ist höchstens zehn Jahre alt. Für ein Pony ist das gar nichts!“
„Und warum soll es geschlachtet werden?“ fragte Stefan mit rauher Stimme.
„Weiß ich nicht“, brummte der Mann. „Von den meisten Pferden weiß ich nichts. Dieses hier kommt irgendwo aus Niederbayern, glaube ich. Niemand wollte es kaufen, wegen des Auges.“ Er hob die Schultern. „Ich kann es auch nicht behalten, bei mir im Stall ist kein Platz mehr frei.“ Er sah das Pony an und fuhr sich durch die Haare. „Hören Sie“, wandte er sich an Cornelia, „es ist eigentlich schade drum. Wollen Sie es nicht kaufen? Ich mache Ihnen einen guten Preis!“
Sabine und Stefan blickten sich an. Noch ein Pony! Die kleine Stute tat Sabine leid. Am liebsten hätte sie hier alle Pferde mit nach Hause genommen, aber das war unmöglich, sie wußte es. „Cornelia!“ rief sie. „Du hast mal gesagt, du brauchtest ein Pony für die kleineren Kinder! Für die neue Gruppe!“
„Das stimmt“, Cornelia nickte. „Aber ob dieses hier geritten ist? Und warum ist es auf dem Auge blind? Ist es etwa mondblind?“
„Nein, nein“, versicherte der Händler. „Es war ein Unfall. Man kann die Narbe noch erkennen. Hier, das andere Auge ist völlig in Ordnung!“ Ob sich das Pony reiten ließ, wußte er allerdings nicht.
Cornelia strich dem grauen Pony über den Rücken und die Beine. Es schnaubte freundlich und stampfte mit den kleinen Hufen. Sabine spürte, daß Cornelia sich überlegte, ob sie noch ein Tier halten konnte oder nicht. Wenn das graue
Pony mitkam, würde es auch auf dem Ponyhof bleiben, dann übernahm Cornelia die Verantwortung für das Tier bis an sein Lebensende, das wußte Sabine. Und das konnte noch zwanzig Jahre sein! Sabine hatte schon von Shetlandponys gehört, die über dreißig Jahre alt geworden waren. Cornelia sah zu den Waggons hinüber. Gerade wurde ein braunes Pony über die Rampe geführt, drinnen polterten Hufe, schrilles Wiehern gellte über den Platz.
Cornelia band das Pony los. „Du wirst mitkommen“, sagte sie und strich ihm über den Hals.
Sabine und Stefan waren unheimlich froh. Während Cornelia die Formalitäten erledigte, brachten sie die Ponys zum Hänger. Das graue Pony ging ohne Zögern über die Laderampe. Max sah, wie die Kleine im Hänger verschwand. Er warf den Kopf hoch und wieherte. Einerseits wollte er gern mit, andererseits fürchtete er sich vor dem Hänger. Wohin würde er diesmal gebracht werden? Endlich ließ er sich von Stefan und Sabine auf die Rampe führen und marschierte in den Transporter. Stefan band ihn gut fest, warf den Ponys Heu vor und klappte die Rampe hoch. „Das hätten wir geschafft!“ Sabine lächelte Stefan erleichtert zu.
„Ich hatte schon damit gerechnet, daß es Schwierigkeiten beim Verladen gäbe“, meinte
Stefan, „aber die beiden wollen von hier fort, glaube ich!“
Sabine bedauerte alle Pferde, die zurückblieben, zutiefst. Noch immer wurde eines nach dem anderen in die Waggons geladen. Aber wenigstens ihren beiden Ponys war dieses Schicksal erspart worden. Sie würden es von jetzt an gut haben. Niemals mehr würden sie schlecht behandelt werden oder hungern müssen.
Die Heimfahrt verlief ohne Zwischenfälle. Es
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