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Ponyhof Kleines Hufeisen - 06 - Schnitzeljagd mit Hindernissen

Titel: Ponyhof Kleines Hufeisen - 06 - Schnitzeljagd mit Hindernissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pabel
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Schwarze Willi
    Den Weg durchs Moor kannte Sabine gut. Hier ritten sie gern, der Boden war weich, aber nicht zu weich; die meisten der kleineren Wege waren nur für Fußgänger und Reiter zugelassen und für Motorfahrzeuge gesperrt. Bald tauchten die Kiefern des Hochmoores vor ihnen auf. „Wollen wir traben?“ rief Sabine.
    Tina nickte, und Sabine übernahm die Führung. Sie ließ Sörli in gutem Mitteltempo tollen und hörte dem leisen Geräusch seiner Hufe auf dem Weg zu. Der Wind bauschte Sörlis dichte braune Mähne auf, der kleine Wallach schnaubte und kaute zufrieden auf dem Gebiß. Es roch nach Torf, Wasser und frischem Gras, die Sonne schien hell vom tiefblauen Himmel.
    Nach einer Kurve sah Sabine eine Spaziergängerin mit einem Dackel an der Leine vor sich gehen. Sie hob die Hand und nahm Sörli in den Schritt zurück. Oft genug hatte Cornelia ihnen eingeschärft, an Spaziergängern nur im Schritt vorbeizureiten, um niemanden zu erschrecken. Es gab Menschen und auch Hunde, die vor Pferden Angst hatten, also ritten die Reitschüler des Ponyhofes immer im Schritt, bis sie an den Fußgängern vorüber waren. Sie waren noch etwa hundert Meter von der alten Frau entfernt, als sie hinter sich plötzlich ein Motorrad aufheulen hörten. Sabine drehte sich im Sattel um und sah einen Fahrer auf einer schweren Maschine um die Kurve schießen.
    „Ich dachte, der Weg ist für Autos und Motorräder gesperrt!“ rief Tina erschrocken.
    „Ist er auch!“ Sabine lenkte Sörli vorsichtshalber zur Seite.
    Der Motorradfahrer kam mit großer Geschwindigkeit direkt auf sie zu gerast.
    Nun sah Sabine, daß er eine schwarze Kapuze trug, die sein Gesicht fast völlig verdeckte und nur einen schmalen Schlitz für die Augen freiließ. Ein eisiger Schreck durchfuhr sie. „Der Schwarze Willi!“ schrie sie. „Bring dich in Sicherheit, Tina!“
    Die Maschine war bereits gefährlich nahe. Sabine trieb Sörli mit aller Kraft an, fort vom Weg, fort von dem wahnsinnigen Motorradfahrer. Der Gedanke schoß ihr durch den Kopf, ob der feuchte Moorboden sie wohl tragen würde, aber es gab keine andere Möglichkeit auszuweichen. Aus den Augenwinkeln sah sie, daß auch Tina versuchte, Visier in die Wiese zu lenken. Erst wollte der Wallach nicht vorwärts, aber als er das Geräusch der heranrasenden Maschine hörte, floh er erschrocken mit großen Sätzen ins Moor.
    Als das Motorrad auf ihrer Höhe war, drückte der Fahrer gellend auf die Hupe. Der schrille Heulton erschreckte Visier so, daß er mit angstgeweiteten Augen stieg. Auch Sörli machte auf der Hinterhand kehrt und wollte davon. Sabine gelang es mit letzter Kraft, ihn zu halten.
    Tina schrie auf. Nun sah Sabine es auch: Eins von Visiers Hinterbeinen versank im weichen Moorboden!
    „Steig ab!“ schrie Sabine.
    Blitzschnell sprang Tina aus dem Sattel. Ohne das Gewicht seiner Reiterin gelang es Visier, sein Bein wieder aus dem Moorloch zu ziehen. Aber ehe die Mädchen Zeit hatten, Atem zu holen, hörten sie einen Aufschrei.
    Der Fahrer steuerte sein nächstes Opfer an. Sabine sah, daß er mit großer Geschwindigkeit donnernd auf die alte Frau und ihren Hund zuraste.
    „Dieser Scheißkerl!“ schrie Sabine.
    Die Frau hatte sich aus ihrer Erstarrung gelöst und versuchte, in die Moorwiese zu laufen. Dabei verfing sie sich in der Leine ihres Dackels, der wild bellend um sie herumsprang, und stürzte.
    Der Motorradfahrer raste an ihr vorbei, wieder heulte die Hupe auf, dann war der Fahrer um die nächste Biegung des Weges verschwunden.
    Die alte Frau versuchte aufzustehen, ihr Dackel kläffte hysterisch.
    „Ist alles in Ordnung?“ Sabine sah Tina an, die leichenblaß dastand und sich an Visiers Zügeln festklammerte.
    „Ich glaube schon“, flüsterte Tina heiser. „Aber Visier! Vielleicht hat er eine Zerrung oder so was ähnliches!“
    „Führe ihn ein Stück“, riet Sabine. „Wir müssen der Frau helfen!“
    Tina führte Visier mit zittrigen Knien an. Steifbeinig ging der große Braune mit.
    „Er lahmt nicht!“ rief Sabine. „Das ist noch einmal gutgegangen!“
    „So ein mieser Scheißtyp!“ Nun mußte auch Tina ihrem Zorn und Schrecken Luft machen. „Wie kann einer nur so gemein sein! Das ist ja wirklich kriminell!“
    Schnell führten sie ihre Pferde zu der Stelle, an der die alte Frau saß.
    „Hallo!“ rief Sabine. „Haben Sie sich verletzt?“
    Die Frau stöhnte und hielt ihr Knie umfaßt. „Mein Bein!“ Sie sah die Mädchen an. „Ich kann nicht

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