Ponyhof Kleines Hufeisen - 12 - Der neue Reitlehrer
gefrühstückt. Als sie in die Küche kamen und Cornelia sich aufatmend auf die gemütliche Eckbank fallen lassen wollte, zuckte sie erschrocken zurück. Auf ihrem Kissen lag eine tote Maus. Daneben saß Grauchen, die rundliche Ponyhofkatze, und sah sie leise schnurrend an. Ihr Schwanz war malerisch um die Vorderpfoten geschlungen, sie hatte offenbar nicht vor, die Maus selbst zu fressen.
„Ach du lieber Himmel! So hatte ich mir das Frühstück eigentlich nicht vorgestellt!“, Cornelia lachte.
„Das ist dein erstes Hochzeitsgeschenk!“, sagte Sabine kichernd.
„Na, du bist gut! Vielen Dank, Grauchen!“, sagte Cornelia und strich der grauen Katze sanft über den Kopf. Sie nahm das Kissen vorsichtig und trug die tote Maus hinaus in den Garten.
Das Frühstück wurde von zahllosen Telefonanrufen unterbrochen. Manche Anrufer wollten schon gratulieren, andere fragten nach der Zeit der Trauung, Cornelias Tante hatte sich verfahren.
„Nun müssen Sie sich aber umziehen“, mahnte Sabines Mutter mit einem Blick auf Cornelias Stallkleidung.
„Ach Gott, ja!“ Cornelia sprang auf und warf einen gehetzten Blick auf die Uhr. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass es am Hochzeitsmorgen hier derart hektisch zugehen würde“, rief sie unter der Tür.
Sabine zog sich auch um. Die Reiter hatten ausgemacht, helle Reithosen und dunkle Pullover zu tragen. Ihre helle alte Hose wurde Sabine allmählich etwas klein, sie saß sehr stramm. Hoffentlich platzt keine Naht auf! Nur mit Mühe bekam sie schimpfend den Reißverschluss zu. Sie trug meistens Jeans oder dunkle Reithosen, die nicht so schnell schmutzig wurden. Die hellen Hosen waren für Turniere oder besondere Anlässe reserviert. Endlich war sie fertig. Die Mutter hatte Sabines schöne blonde Haare eingeflochten, die Frisur sah toll aus, fanden die beiden. Schnell lief Sabine nach draußen.
Die Pferde des Ponyhofes bildeten das Geleit der Hochzeitskutsche. Carola Brückmaier wollte ihren Turnierpferden den Trubel nicht zumuten und war deshalb an diesem Morgen nicht da. Sie würde erst später in der Kirche erscheinen. Und niemand vermisste sie.
Marei hatte die Mähnen der Pferde wieder einmal wunderschön eingeflochten. Darin war sie Meisterin, sie hatte es von ihrer Großmutter, der Altbäuerin, gelernt.
Die Kutsche stand fertig da, alle warteten nur noch auf Cornelia.
Volker, der Bräutigam, stand nervös neben der Kutsche und sah abwechselnd auf seine Uhr und dann zum Himmel. Noch schien die Sonne, aber über dem Chiemsee brauten sich bereits dunkle Wolken zusammen. Volker öffnete den Kasten unter dem Kutschbock, ging ins Haus zurück und verstaute vorsichtshalber mehrere Schirme und ein paar Regenumhänge darin.
Auch sein stämmiger Freund Herbert, der das Brautpaar kutschieren wollte, wirkte in seinem schwarzen Anzug und dem Zylinder richtig feierlich.
Endlich kam Cornelia. Sie sah wunderschön aus. Die jungen Reiter, die ihre Lehrerin eigentlich nur in Reitkleidung kannten, staunten.
„Meine Güte, sie ist ja kaum wieder zu erkennen“, flüsterte Katrin Sabine zu. Die beiden sahen Cornelia kritisch an, waren aber beeindruckt.
Cornelia trug ein Chiemgauer Festbrautkleid mit passendem altem Silberschmuck, auch Volker trug die alte Chiemgauer Festtracht. Er half Cornelia in die Kutsche, und die Reiter stiegen auf. Sie gaben dem Brautpaar das Geleit zur Kirche, die im nächsten Ort lag.
Die standesamtliche Trauung hatte schon vor zwei Tagen stattgefunden. Nur Trauzeugen und Eltern waren dabei gewesen, die anderen Freunde und Verwandten kamen erst heute zur kirchlichen Trauung. Der Hochzeitszug bewegte sich langsam in Richtung Rimsting. Das Wetter war gut, es sah sogar so aus, als ob die Regenwolken nach Süden hin abziehen würden.
„Volker, hast du nicht gerade ein Miauen gehört?“, fragte Cornelia auf einmal.
Volker sah sich um, aber es war keine Katze zu sehen. „Ich hab nichts gehört“, sagte er und nahm Cornelias Hand. „Vielleicht hat sich eine unterm Sitz versteckt.“ Er lachte. Nach einiger Zeit aber hörten sie beide ein klägliches, lang gezogenes Miauen. „Hier ist eine Katze, Volker!“, rief Cornelia. „Es klingt wie unser Leo! Ist er etwa mitgefahren?“ Volker sah unter der Bank nach.
Der Kutscherfreund Herbert hielt, um zu sehen, ob Leo heimlich mitgefahren war oder irgendwo eingeklemmt wurde. Er fand nichts, das Miauen war verstummt. Doch kaum fuhren sie an, miaute es von neuem.
„Es kommt aus dem Kutschkasten!“, rief
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