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PopCo

PopCo

Titel: PopCo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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Gespräch hatten wir ja bereits. Ich stelle
     mir vor, wie er jetzt in seinen Geländewagen steigt, um Milch für seine Frau zu holen, und sich dabei über das seltsame Mädchen
     amüsiert, das er gerade getroffen hat, dieses winzige Atom eines winzigen Moleküls von dem, was unsere Firma gerade metaphorisch
     darstellen soll. (Ein Virus vielleicht? Ein Topf mit grünem Glibber, wie man ihn im Spielzeugladen kaufen kann? Ein Bienenstock
     voll fleißiger Insekten?) Mein Hirn hört nicht auf, mir diesen abgehackten Mac-Film vorzuspielen: Mac, wie er seine Eröffnungsrede
     nach dem Mittagessen durchgeht, abfälligen Gedanken über seine Untergebenen nachhängt und von einem Cricket-Spiel mit den
     Mitgliedern des PopCo-Aufsichtsrats träumt. Dann ist mein Kopf plötzlich wie leergefegt, und ich habe nicht eine einzige Idee
     mehr. Kein Spielzeug, keine brauchbaren Gedanken, gar nichts. Meine innere Neun- bis Zwölfjährige hat sich in ihren Schmollwinkel
     zurückgezogen und findet das alles viel zu erwachsen. Ich gähne. Und obwohl ich noch versuche, dagegen anzukämpfen, beschränkt
     sich mein Innenleben plötzlich auf ein eindringliches Flüstern, und ein langsam verschwimmendes Bild führt mich in den Schlaf,
     obwohl ich immer noch aufrecht auf dem Bett sitze und irgendwie auf den Feind warte.

KAPITEL VIER
    Trotz wirrer Träume darüber, das Mittagessen zu verpassen (was natürlich die Krönung wäre, nachdem ich so demonstrativ vier
     Stunden zu früh angekommen bin), bin ich pünktlich um halb eins wach, geduscht und umgezogen. Zu den Dingen, die ich noch
     in meiner Tasche habe, gehört auch eine kleine aufblasbare Tasche mit Saugnäpfen, der Prototyp eines Produkts, das nie realisiert
     wurde. Es sollte
Hide It!
oder so ähnlich heißen – Hauptsache mit Ausrufezeichen. (In letzter Zeit herrscht bei uns eine gewisse Ausrufezeichenmanie,
     vermutlich irgendein ironisches oder sogar postironisches Japanzitat.) Das Ganze war so gedacht, dass man seine Sachen darin
     verstaut, dann die Luft rauslässt und die Tasche mit Hilfe der Saugnäpfe an einem geheimen Ort anbringt, wo der Feind sie
     nicht finden kann. Es fiel dann aber beim Produkttest durch, weil die Saugnäpfe nicht mehr hielten, wenn die Tasche zu voll
     war. Schade: Die ersten Fokusgruppen waren begeistert davon gewesen. Ursprünglich sollten die Taschen Teil meiner KidTec-,
     KidSpy- und KidCracker-Sets werden und unterschiedliche Tarnmotive bekommen, doch die, die ich für mich behalten habe, ist
     noch der transparente Prototyp. Ich lege meine Kreditkarte und zwei, drei andere wichtige Dinge hinein und befestige das Täschchen
     an der Unterseite des Holzschränkchens. Falls tatsächlich noch andere Leute in diesem Zimmer schlafen, muss ich natürlich
     weitere Maßnahmen ergreifen, aber für den Moment genügt das.
    Ich habe keinen Schimmer, wo das Mittagessen stattfindet. Vermutlich im Haupthaus, das Mac als «nobel» bezeichnet hat. Ich
     beschließe, rüberzugehen und es herauszufinden. Draußenvor der Scheune laufe ich einem Trupp Leute in die Arme, die mit Koffern und Taschen anrücken. Der Nebel hat sich verzogen,
     und es ist auch nicht mehr still. Bei all dem Reden und Husten und dem Motorenlärm der anfahrenden Taxis sind die gedämpften,
     atemlosen Laute der Kids-Labor-Spiele nicht mehr zu hören. Von den Leuten, die mir entgegenkommen, kenne ich niemanden.
    Die diesjährige POW wird nicht nur für das ganze I D-Team aus Battersea ausgerichtet, von dessen Mitgliedern ich viele auch nur vom Sehen und Hallo-Sagen kenne, sondern will verschiedene
     Spezialabteilungen aus Großbritannien (beispielsweise die Videospielentwickler, vermute ich, obwohl ich mir da nicht ganz
     sicher bin) sowie die englischsprachigen I D-Teams aus Island und Spanien zusammenbringen. Das habe ich der Rundmail an alle Abteilungen entnommen, die mir letzte Woche nach
     Hause geschickt wurde. Die Gruppe, die jetzt in die Scheune kommt, muss wohl aus Island sein. Eine Frau hat ihr rosagefärbtes
     Haar zu zwei Rattenschwänzen gebunden. Sie trägt das Tour- T-Shirt einer obskuren Indie-Band und ein nietenbesetztes Halsband, und ihr Rucksack ist mit Buttons gespickt, außerdem hängen etliche
     bonbonbunte Dinge daran: Schlüsselanhänger, Bänder, ein kleiner, weicher Plüschaffe. Als sie gerade Blickkontakt aufnehmen
     will, sehe ich hinter ihr Dan, der wild gestikuliert. Ein paar Handzeichen später machen wir uns in die Gegenrichtung davon.
    «Wo ist denn

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