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PopCo

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Titel: PopCo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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ich rauche einfach ein, zwei Joints am Tag. Das wurden dann schnell etwa zehn
     pro Tag. Aber immerhin rauche ich keine Zigaretten mehr.»
    «Ist in den Joints etwa kein Tabak?», fragt Ben lachend.
    «Doch, schon, aber das weiß das Höhere Wesen vielleicht nicht.»
    «So ein Höheres Wesen weiß doch alles», sage ich.
    «Nicht unbedingt», sagt Esther. «Denk nur an die Newcomb-Paradoxie.»
    Ben lacht so sehr, dass ich fürchte, er wird bald zu weinen anfangen.
    «Esther, du spinnst echt total», stößt er mühsam hervor. «Was zum Geier ist die Newcomb-Paradoxie?»
    «Die Newcomb-Paradoxie?», wiederholt Esther. «Tja, dabei geht es im Wesentlichen um zwei Kisten. Man hat folgende Informationen:
     Kiste A enthält eintausend Pfund, Kiste B enthält entweder eine Million Pfund oder gar nichts.» Sie unterbricht sich kurz,
     um einen weiteren Veggie-Bär zu nehmen und ihm den Kopf abzubeißen, dann schaut sie zu Ben hinüber, der inzwischen aufgehört
     hat zu lachen. «Hast du dich wieder beruhigt, Ben? Schön. Also, das Höhere Wesen kann in die Zukunft schauen, und auf der
     Grundlage deiner Wahl, die er/sie/es schon vorher kennt, kommt entweder eine Million in die Kiste B oder eben nicht. Wenn
     das Höhere Wesen voraussieht, dass du dich dafür entscheiden wirst, den Inhalt beider Kisten zu nehmen, lässt er/sie/es
     Kiste B leer. Geht die Voraussage aber dahin, dass du nur den Inhalt von Kiste B wählen wirst, legt das Höhere Wesen eine
     Million Pfund hinein.»
    «Dann gibt es also vier mögliche Ergebnisse», mische ich mich ein. «Man geht entweder mit eintausend Pfund, einer Million
     und eintausend Pfund, einer Million Pfund oder mit leeren Händen nach Hause.»
    «Ja, mathematisch betrachtet ist das so», sagt Esther.
    «Wie kann man denn mit der Million und den tausend Pfund nach Hause gehen?», fragt Ben mich.
    «Ihr haltet jetzt beide mal den Mund», sagt Esther. «Lasst mich doch erst mal fertig erzählen. Das Höhere Wesen trifft seine
     Vorhersage also eine Woche, bevor dir die Kisten zur Auswahl angeboten werden. Die Vorhersage ist zu fast hundert Prozent
     korrekt. Das Höhere Wesen weiß, was du tun wirst, und füllt die Kisten entsprechend. Kiste A enthält die tausend Pfund, Kiste
     B enthält, je nach Art der Vorhersage, eine MillionPfund oder gar nichts. Wenn das Höhere Wesen glaubt, dass du dich nur für Kiste B entscheiden wirst, ist die Million drin.
     Wenn er/sie/es aber glaubt, dass du beide Kisten nehmen wirst, bleibt die zweite Kiste leer. Dein Ziel ist, bei diesem Spiel
     maximal erfolgreich zu sein: Du willst mit so viel Geld nach Hause gehen wie möglich. Und das Höhere Wesen kann im Nachhinein
     am Inhalt der Kisten nichts mehr ändern. Was also tust du?» Sie grinst uns an und nimmt sich noch einen Bären.
    «Kiste B nehmen», sagen Ben und ich wie aus einem Mund.
    «Das dachte ich auch!», sagt Esther. «Aber wenn man mal logisch darüber nachdenkt, müsste man sich eigentlich im letzten Moment
     umentscheiden und doch beide Kisten nehmen. Das Höhere Wesen hat ja schon vor einer Woche die Million in die Kiste B getan,
     auf Basis der Vorhersage dessen, was du tun wirst. Es liegt auf der Hand, dass du dich für Kiste B entscheiden wirst, weil
     du nur so ganz sicher an die Million kommst. Aber dein Ziel ist ja, so viel Geld wie möglich mit nach Hause zu nehmen, also
     kannst du, nachdem du dich einmal für die Kiste B mit der Million entschieden hast, im letzten Moment beschließen, dass du
     doch auch Kiste A nehmen willst, die ja in jedem Fall tausend Pfund enthält. Warum solltest du dir die entgehen lassen?»
    «Moment mal», sagt Ben. «Wenn das die logische Handlungsweise ist, wird das Höhere Wesen doch genau das vorhergesehen haben.
     Und wenn die Prophezeiung besagt, dass du so handeln wirst, ist auch keine Million in der Kiste B   …»
    «Dann ist es aber trotzdem vernünftiger, beide Kisten zu nehmen, damit man wenigstens mit tausend Pfund und nicht mit ganz
     leeren Händen nach Hause geht», überlege ich laut.
    «Was dann letztlich nur wieder heißt, dass es am allervernünftigsten ist, Kiste B zu wählen, weil man nur so an die Million
     kommt», sagt Ben.
    «Und damit wären wir dann wieder am Anfang», sagt Esther.«Du nimmst Kiste B, weil das die einzig vernünftige Entscheidung ist. Aber nimmst du danach im allerletzten Moment nicht vielleicht
     doch noch Kiste A?»
    «Nein», sagt Ben. «Nur Kiste B.»
    «Aber das Höhere Wesen kann im Nachhinein doch

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