Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PopCo

PopCo

Titel: PopCo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
Vom Netzwerk:
Cayenne-Schokolade (laut Etikett Zartbitterschokolade mit Chili), noch eine Tafel Schokolade mit Nüssen und Orangeat,
     drei Macadamianuss- und drei Fruchtriegel, eine kleine Papiertüte mit Lakritz, eine Schachtel mit biologischen Colafläschchen,
     eine Schachtel mit biologischen Ananasbonbons und eine mit sogenannten Veggie-Bären, die genauso aussehen wie Gummibärchen.
    «Warum heißen die denn Veggie-Bären?», frage ich Ben, während ich die Schachtel öffne und den anderen davon anbiete.
    «Weil sie vegetarisch sind», sagt er und nimmt sich eines.
    «Ach so.» Ich erinnere mich an meine Studienzeit. «Ohne Gelatine, richtig?»
    «Genau», sagt Ben lächelnd. «Keine geriebenen Schweinefüße, kein Rinderhirn.»
    «Hmm, lecker, Schweinefüße», sagt Esther und nimmt sich ein paar Gummibärchen.
    «Klappe, Esther», sagt Ben. Dann sieht er mich an. «Das macht sie schon die ganze Zeit, seit der Rückfahrt.»
    «Ich kann doch auch nichts dafür, dass ich Lust auf Fleisch habe», verteidigt sich Esther.
    «Ich dachte, du bist auch Veganerin», sage ich zu ihr.
    «Bin ich auch. Aber trotzdem habe ich ständig Lust auf Fleisch. Je schlimmer, desto besser. Ich finde das ja selbst ganz furchtbar,
     aber so ist es. Kommt wahrscheinlich daher, dassich meine gesamte Kindheit bei McEkel verbracht habe. Die tun garantiert was in ihr Zeug, das abhängig macht. Manchmal habe
     ich richtig Lust zu sterben. Meine Theorie ist nämlich, dass man nach dem Tod in den Himmel kommt und alles machen kann, was
     man will, weil es ja nicht mehr real ist   … Und wenn ich dann dort bin, kann ich sagen: ‹Hey, Höheres Wesen, ich möchte dann jetzt bestellen. Ich nehme den extragroßen
     Hamburger mit Käse und Fritten und Extragurke, dazu eine Extraportion Fritten und eine Portion Zwiebelringe und einen Erdbeershake   …›»
    «Gibt’s im Himmel denn kein Happy Meal?», frage ich lachend.
    «Keine Ahnung», sagt Esther. «Aber dazu kriegt man doch sowieso nie einen Milchshake, nur so eine verwässerte Cola   …»
    Ben verzieht das Gesicht. «Die Milchshakes in diesen Läden bestehen doch nur aus den Körperflüssigkeiten freiheitsberaubter
     Tiere, gemischt mit Eiter, Blut, Hühnerfett, künstlichen Aromastoffen und Zucker», sagt er. «Aber wenn du das wirklich willst   …»
    «Im Himmel ist das sowieso nicht echt», sagt Esther. «Außerdem würde ich noch einen Eiskaffee dazunehmen   …»
    «Noch mehr Eiter», kommentiert Ben. «Und noch mehr Blut.»
    «Klappe, Ben!», sagt Esther. «Wo war ich? Ach ja, einen Eiskaffee, einen schönen Devonshire Cream Tea mit allem Drum und Dran   – Klappe, Ben!   –, eine Familienpackung Benson & Hedges, einen Riesenberg Koks, ein, zwei Ecstasy und   … ach, was soll’s, auch noch ein bisschen Heroin.»
    «Habe ich’s nicht gesagt?», meint Ben zu mir. «Die spinnt.»
    «Ich spinne überhaupt nicht. Das ist alles vollkommen logisch!»
    Ich kann gar nicht mehr aufhören zu lachen. «Was genau ist daran logisch? Ich fürchte, da komme ich nicht mehr mit.»
    «Dass man im Himmel alles kriegt, was man im Leben nicht hatte. Da oben gibt es von allem natürlich nur die grausamkeits-
     und schmerzfreie Variante. Wenn man also sein Leben lang nur zu McEkel geht und Tiefkühlgerichte frisst, muss man in der Ewigkeit
     ständig Linsen essen. Und wenn man im Leben nur Linsen gegessen hat, darf man in der Ewigkeit Fastfood mampfen. Mit Zigaretten
     und Drogen ist es genauso. Und eine Ewigkeit ist ja schließlich besser als ein Leben, nicht? Da kann man auch jetzt alles
     richtig machen, denn die ganzen guten Sachen gibt es dann ja, wenn man tot ist.»
    Ben sieht sie kopfschüttelnd an. «Das bringst auch nur du fertig, dir den Himmel als ewiges Fastfood-Restaurant voller Drogendealer
     vorzustellen.» Doch er lächelt dabei, und ich spüre, dass er Esther gern hat.
    «Aber Moment mal», sage ich zu ihr. «Du rauchst doch, also kannst du im Himmel keine Benson & Hedges kriegen.»
    «Nein, nein», berichtigt sie mich. «Inzwischen rauche ich ja nur noch Gras. Früher habe ich etwa dreißig Zigaretten am Tag
     geraucht, dann habe ich aufgehört. Daher weiß ich auch das mit dem Juckreiz   … Jedenfalls war das insgesamt tierisch unangenehm, und ich habe festgestellt, dass ich einfach was rauchen muss. Erst dachte
     ich, ich könnte vielleicht Zigarren oder Pfeife rauchen, aber dann war es mir zu viel, das extra zu lernen. Joints habe ich
     schon immer gern geraucht, da dachte ich mir,

Weitere Kostenlose Bücher