PopCo
werdet neue Wege der Ideenfindung kennenlernen und einiges darüber erfahren, wie Teenies funktionieren
und was für Netzwerke sie sich schaffen. Ihr werdet Zugang zu topaktuellen Forschungsergebnissen erhalten, die noch nicht
veröffentlicht sind. Allerdings heißt das auch, dass ihr eine Zeitlang nicht an euren Arbeitsplatz zurückkehren werdet. Der
Deal lautet: Ihr bleibt alle hier im Dartmoor. Wir sorgen für die Mahlzeiten, kümmern uns um euch, geben euch die nötige Stimulation
– bezahlen euch auch ein bisschen mehr, als ihr bisher bekommen habt –, und ihr braucht einfach nur zu denken. Ihr denkt, plant, diskutiert, entwickelt und geht spazieren, und irgendwann –
peng!
– habt ihr die zündende Idee. Wir wollen hier etwas schaffen, das noch ansteckender ist als SARS. Aus den großen Metropolen
kommt schon lange nichts Brauchbares mehr. Die richtig guten Ideen stammen alle aus abgelegenen Ideenlabors; dieser Erkenntnis
können auch wir uns nicht mehr verschließen. Vielleicht gibt es an Orten wie London und New York ja zu viel Ablenkung, oder
sie sind inzwischen nur noch für Altes gut: alte Ideen, alte Häuser, alte Produkte. Die Großstadtkultur verkommt nicht nur
– sie ist schon lange tot. Es sind kaum noch Nährstoffe im Boden, die wurden alle längst aufgenommen. Atmet also ein wenig
die saubere Luft hier draußen und freut euch an der Landschaft. Ich werde mindestens die erste Woche mit hier sein, Georges
wird sich auch hin und wieder blicken lassen. Und es gibt auch sonst mehr als genug Leute, die euch unterstützen werden.»
Großer Gott. Ich habe das Gefühl, gerade bei einem Preisausschreiben gewonnen zu haben, ohne recht zu begreifen, was das eigentlich
für ein Preis ist. Eine Art Urlaub? Oder doch eher eine Gefängnisstrafe? Das ist … nun, vor allem ist es völlig unerwartet. Und wieso bin gerade ich dafür ausgewählt worden? Das verstehe ich am allerwenigsten.
Ich arbeite imSegment für Neun- bis Zwölfjährige, das völlig anderen Regeln folgt als das Teeniesegment. Ich bin nicht mal besonders cool.
Aber um Produkte für Teenies zu entwickeln, muss man doch cool sein. Was soll das alles?
«Möchte vielleicht jemand gehen?», fragt Mac mit ernster Miene. Wieder wird nervös gekichert, doch keiner rührt sich. Rachel
hat eine randvolle Unterlagenmappe auf dem Schoß, die sie jetzt aufschlägt. Die Papiere drohen herunterzufallen, sie schafft
es gerade noch, sie festzuhalten, und wird ein wenig rot.
«Fein», sagt Mac. «Also dann. Manche von euch werden sich sicher fragen, warum niemand aus dem K-Umfeld hier ist. Was soll ich dazu sagen? Im Augenblick sind wir eben auf der Suche nach einem anderen Ansatz. K ist klasse, aber
schließlich und endlich ist es doch auch nur
Merch
– ich glaube, das war das Wort, das Georges eben benutzt hat. Da ist absolut nichts Falsches dran, und die Leute machen ihre
Sache auch sehr gut, aber wir wollen etwas anderes. Ihr wurdet sehr sorgfältig ausgewählt, und wir sind uns sicher, dass ihr
alle über genau die richtigen Fähigkeiten für diese Aufgabe verfügt. Ich verlange gar nicht viel von euch – bis auf das ultimative
Produkt, versteht sich! Vor allem aber müsst ihr wissen, dass ich das Projekt bis auf weiteres geheim halten möchte. Erzählt
also bitte nicht den Kollegen davon und unterhaltet euch auch untereinander nicht darüber, solange die anderen noch hier sind.
Wir wissen schließlich alle, wie leicht Gerüchte entstehen. Für eure PopCo-Mailadressen an eurem jeweiligen Arbeitsplatz wird
eine automatische Abwesenheitsmeldung eingerichtet, die nur besagen wird, dass ihr eine Zeitlang nicht im Büro seid. Während
des Aufenthalts hier werdet ihr nicht auf E-Mails zugreifen können.»
«Scheiße!», flucht Esther kaum hörbar.
«Mac.» Jemand meldet sich zögernd zu Wort. «Was ist dennmit Terminen und Deadlines und alldem? Mein Terminkalender für nächste Woche ist ziemlich voll.»
Das habe ich mich auch gerade gefragt. Was wird aus meinem KidScout-Set (das ich inzwischen fast lieber
KidTracker
taufen würde)? In etwas über einer Woche soll ich den ersten Entwurf präsentieren.
«Eure Teamleiter wurden natürlich benachrichtigt, und alle Termine können warten, bis ihr diese Aufgabe erfüllt habt. Wir
verschieben die Deadlines und überarbeiten alle Planungen, um das hier zu ermöglichen. Daran seht ihr schon, wie wichtig uns
dieses Projekt ist. Der Rest des Unternehmens wird
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