PopCo
ihn schließlich an Bord holten,
um das Logo zu entwickeln, das wir bis heute verwenden. Vor einigen Jahren hat Gavin sich dann aus der Technikabteilung verabschiedet,
um allein den Globus zu umrunden – ein Projekt, das, wie sich einige vielleicht erinnern, von PopCo gesponsert wurde.» Mac
macht eine demonstrative Pause, und wir applaudieren Gavin und seinen Leistungen. «Und nun sieht es so aus, als würden wir
wieder einmal zusammenarbeiten. Gavins neue Firma hat eine Produktserie entwickelt, die sich sowohl für Segelanfänger als
auch für Leute eignet, die durch gemeinsames Segeln ein besseres Team werden wollen. In den nächsten zwei Wochen werden wir
die Produkte hier testen, und ich bin sicher, ihr werdet Gavin alle nach Kräften unterstützen, damit die Sache ein Erfolg
für ihn und für PopCo wird. Und falls sich jemand wundern sollte, ein Boot hier im Saal vorzufinden: Schämt euch! Lest einfach
nochmal eure Notizen zum lateralen Denken. Und macht euch auf etwas gefasst, denn Gavin hält einige Überraschungen für euch
bereit. Damit überlasse ich euch auch schon ihm. Ahoi!»
«Der ist so was von peinlich», murmelt Esther.
Mac verlässt den Saal durch die Tür hinter dem Podium, und wir bleiben mit Gavin allein.
«Hallo zusammen», sagt er. «Ich fürchte, dieser Einführung werde ich wohl kaum gerecht werden können.»
Er hat ein offenes Gesicht und strubbeliges blondes Haar. Wir lachen höflich.
«Habt ihr irgendwelche Fragen, bevor ich anfange?»
Dan meldet sich. «Wie war es denn, einmal um die Welt zu segeln?»
Gavin grinst. «Tja, das war … ehrlich gesagt ist es schwer zubeschreiben. Aber wisst ihr was? Danach konnte ich fast eine Woche lang nicht mehr richtig auf dem Festland laufen. Mein Gleichgewichtssinn
wollte sich einfach nicht umstellen. Und auch sonst war es eine äußerst intensive Erfahrung. Es gibt absolut atemberaubende
Momente, da fühlt man sich, als wäre man Teil des Himmels, und dann geht die Sonne unter, und plötzlich begreift man zum ersten
Mal, dass die Erde ein Planet ist. An manchen Abenden hat der Sonnenuntergang Stunden gedauert, der ganze Himmel war rot.
Und dann die Unwetter. Einmal dachte ich wirklich, das war’s jetzt. Ich konnte die Segel nicht schnell genug einholen und
habe meine Fock verloren. Und dann natürlich die Einsamkeit, die zwischendurch fast unerträglich war. Manchmal spricht man
wochenlang mit niemandem. Aber das gehört eben auch dazu: das Alleinsein. Eine solche Erfahrung verändert einen, so viel kann
ich sagen. Und hinterher erkennt einen auch kein Mensch mehr, weil man so braun ist und einen Bart hat.» Er schaut sich etwas
unbehaglich um. «Ich glaube, ich komme jetzt mal von diesem Podium runter. Ich fühle mich ja wie bei einer Autorenlesung,
obwohl da nie so viele Leute sind.»
Er springt vom Podium und kommt zu dem Boot herüber, dann zieht er sich einen Stuhl heran und setzt sich. Diejenigen von uns,
die noch nicht sitzen, tun es ihm gleich. «So, das ist doch viel gemütlicher», sagt er, obwohl es seltsam ist, ihn sitzen
zu sehen. Ein Mensch wie er sollte eigentlich ständig in Bewegung sein und mit Segeln hantieren.
«Dann hast du also ein Buch geschrieben?», fragt Mitzi.
«Ja. Aber frag mich jetzt bloß nicht danach, sonst komme ich mir endgültig vor wie bei einer Lesung. Und es gibt nichts Deprimierenderes
als Autorenlesungen.» Gavin steht wieder auf und umrundet das Boot, berührt es hier und dort. «Also gut. Mac hat euch ja schon
angekündigt, dass es hier um Teambuilding gehen soll, und so ist es auch. Ihr werdet in kleinenGruppen Segeln lernen. Ich hoffe allerdings, dass ein paar von euch bereits Segelerfahrung haben und als Teamleiter fungieren
können. Mac hat angedeutet, dass einige von euch Segeln als Hobby im Lebenslauf angegeben haben. Also, wer ist schon mal gesegelt?»
Fünf, sechs Leute melden sich, darunter auch Dan und Chloë.
«Super», sagt Gavin. «Bestens. Bei der PopCo-Verwaltung weiß man ja nie so genau.»
Seltsam: Ich hätte gedacht, dass die PopCo-Verwaltung immer alles richtig macht. Auch wenn man nie ganz begreift, wie sie
das fertigbringt.
Gavin ruft die Leute mit Segelerfahrung zu sich ans Boot. «Super. Könnt ihr uns jetzt vielleicht alle ein bisschen was von
euch erzählen? Wo ihr Segeln gelernt habt zum Beispiel, was eure Stärken und Schwächen sind und was ihr sonst noch sagen wollt.»
Chloë meldet sich als Erste zu Wort. Bevor
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