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PopCo

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Titel: PopCo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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marschiert im Zimmer auf und ab.
    «Das kannst du doch nicht mit Hardys Postkarte vergleichen. Er hatte keine Beweise. Ich schon.»
    «Und warum veröffentlichst du sie dann nicht?»
    «Das haben wir alles besprochen, Beth. Du warst derselben Meinung wie ich.»
    «Da wurde meine Enkelin auch noch nicht von fremden Männern auf der Straße belästigt.»
    «Kannst du bitte damit aufhören, das alles so unnötig zu dramatisieren? Ich gebe zu, diese Männer sind keine allzu angenehmen
     Zeitgenossen, aber sie würden doch niemals einem Kind etwas antun. Sie wollen meine Adresse, damit sie herkommen und mich
     überreden können, ihnen zu verraten, was ich weiß. Genau wie all die anderen Schwachköpfe da draußen glauben sie, dass ihnen
     eines Tages einfach jemand eine Schatzkarte in die Hand drückt und sie um die halbe Welt fahren dürfen, um etwas für sich
     zu beanspruchen, was ihnen gar nicht gehört. Aber das werde ich nicht dulden. Und ich werde schon mit ihnen fertig, selbst
     wenn sie hier auftauchen sollten. Was heute passiert ist, war für Alice natürlich ein großer Schock, aber es ist längst nicht
     so bedrohlich, wie es scheint. Alice hat sich ganz richtig verhalten, ich bin sehr stolz auf sie. Und jetzt werde ich mich
     ein Weilchen verabschieden und dafür sorgen, dass so etwas nicht noch einmal vorkommt. Mach Alice einen starken Tee mit Zucker.»
    Die Haustür fällt hinter ihm ins Schloss, und ich bin mit meiner Großmutter allein. Obwohl sie sichtlich verärgert ist, macht
     sie mir doch einen Tee mit mehreren Würfeln Zucker darin und streicht mir übers Haar, während ich ihn trinke.Zerstreut macht sie sich einen weiteren Drink und wirft einen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims. Dann setzt sie sich und
     seufzt.
    «Was ist hier eigentlich los?», frage ich.
    Sie lacht nervös auf. «Wo soll ich bloß anfangen?»
    Und ich antworte mit meiner besten Erwachsenenstimme: «Vorne, würde ich sagen.»

KAPITEL FÜNFZEHN
    G egen halb fünf verlassen wir unseren Hügel, gehen in den Großen Saal und erklimmen das Boot. Ich hatte eigentlich erwartet,
     dass es stabil sein würde, doch es ist mit einer speziellen Federung ausgestattet und schwankt bei jedem Schritt. Wir lernen,
     wo wir uns festhalten müssen, um nicht über Bord zu fallen, und Gavin erklärt uns, dass wir Schwimmwesten tragen müssten,
     wenn wir richtig auf dem Wasser wären. Bei stürmischer See müssten wir uns sogar mit einem Tau ans Boot binden. Dann erzeugt
     er mit ein paar großen Ventilatoren «Wind», und wir müssen währenddessen die Segel setzen und sie wieder einholen. Wir lernen,
     dem großen Mastbaum auszuweichen, wenn er beim Halsen von der einen auf die andere Seite überkommt (offenbar gehen dadurch
     tatsächlich die meisten Leute über Bord), und uns beim Hissen nicht im Segel zu verheddern. Gavin beteuert immer wieder, dass
     dieses und jenes auf dem Wasser sehr viel besser funktioniere und auch leichter zu verstehen sei, was doch etwas seltsam wirkt
     angesichts der Tatsache, dass er dieses Trockentrainingsboot ja selbst entwickelt hat. Trotzdem ist es ein atemberaubendes
     Gefühl, als das Boot im künstlichen Wind krängt, und ich werde ganz aufgekratzt bei der Vorstellung, das auf See zu erleben.
     Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr wünsche ich mir, im Wasser zu sein. Es ist tatsächlich noch richtig heiß geworden.
    Irgendwo bei der Sporthalle soll es angeblich auch ein Schwimmbecken geben, und so verabschiede ich mich nach der Segelstunde
     von den anderen und gehe auf mein Zimmer. Dort krame ich ein dunkelblaues Höschen, das wie ein PaarShorts geschnitten ist, und mein Bikinioberteil aus dem Koffer und ziehe beides unter den Kleidern an. Bewaffnet mit einem
     Badetuch, gehe ich langsam über das Grundstück und spüre im Geist schon das kühle Wasser am Körper. Auf dem Weg höre ich wieder
     den Kids-Labor-Lärm, der jedoch leiser wird, je näher ich der Sporthalle komme. Als ich dort bin, höre ich gar nichts mehr.
     Hier sind nirgendwo Kinder.
    Das kleine Schwimmbecken ist menschenleer, das Wasser spiegelglatt. Es schwimmen keine Blätter und toten Insekten darin, wie
     ich befürchtet hatte – im Gegenteil, es wirkt sogar ganz erstaunlich frisch und sauber. Direkt daneben befinden sich ein paar
     improvisierte Umkleidekabinen mit Kartons darin, die kleine, in Plastik verschweißte Päckchen mit Pop-Co-Badekleidung und
     Handtüchern enthalten. Die Badeanzüge sind weiß, mit dem

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