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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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herabklappen, und eine lange
Stichflamme schießt aus der Öffnung. Susan Biehl weicht
automatisch einen Schritt zurück.
    »Hey,
Wahnsinn«, sagt sie erschrocken, »wie machen Sie denn
das?«
    »Das ist
Puppenspielergeheimnis, Frau Biehl, aber wenn Sie mir versprechen,
es niemandem zu erzählen …«
    »Großes
Indianerehrenwort, Herr Dirkmann!«
    »Also, die Figur
ist einfach wie ein normales Feuerzeug konstruiert. Ich kann eine
kleine Gaspatrone in dem Körper installieren. Von dort
führt ein kleiner Schlauch bis zum Hals, und wenn ich den
Kiefer herunterklappe, wird dabei ein Feuerstein gedreht und
entzündet die Flamme. Genial, nech?«
    »Das ist mehr
als genial!«, mischt sich eine Stimme aus einiger Entfernung
dazwischen.
    Der Puppenspieler
schaut verwundert auf, und die Feuer speiende Puppe hängt im
Nu schlaff in den Seilen. Auch Susan Biehl hat einen Schreck
bekommen, erst als sie Hauptkommissar Jan Swensen erkennt, der in
seiner unverwechselbaren Gelassenheit durch den Raum auf sie zu
schlendert, kehrt ihr Lächeln zurück.
    »Herr Swensen?
Wo kommen Sie denn her?«
    »Unsere
Pressekonferenz zum Mordfall ist vor wenigen Minuten zu Ende
gegangen«, erklärt er. »Ich hab Sie zufällig
gesehen, als Sie vorhin an der Tür vorbeigehuscht sind. Ich
muss noch mal ungestört mit Ihnen reden,
Susan!«
    Die Sekretärin
zeigt dem Puppenspieler den Stromanschluss, erklärt in knappen
Worten, was er zu beachten hat und verspricht, gleich wieder
zurück zu sein. Danach geht sie vor die Saaltür, wo der
Hauptkommissar schon auf sie wartet.
    »Ich rede nicht
um den heißen Brei herum, Susan«, beginnt Swensen
sofort. »Die Ermittlungen haben ergeben, dass Ihre Freundin
Ronja einen unkonventionellen Lebensstil hatte, man könnte es
auch freizügig nennen. Was wissen Sie darüber,
Susan?«
    »Was ich
darüber weiß?«, wiederholt Susan Biehl mit leiser
Stimme. »Nichts, Herr Swensen, darüber weiß ich
wirklich nichts!«
    »Susan!«,
mahnt der Hauptkommissar. »Ich glaub Ihnen das nicht, und
ehrlich gesagt, ich weiß, dass Sie etwas
wissen.«
    »Herr Swensen!
Das … das …«
    »Susan, Sie
arbeiten bei der Kriminalpolizei! Ich brauch Ihnen doch nicht zu
erklären, dass Sie eine Ermittlung nicht behindern
dürfen.«
    »Diese
Zeitungsfrau, das war diese Teske, oder?«
    »Das ist doch
unwichtig, Susan. Denken Sie nach, und dann erzählen Sie mir,
was Sie alles wissen. Was hatte Ihre Freundin Ronja mit den beiden
Puppenspielern? Und was hat sie Ihnen über Staatsanwalt
Rebinger erzählt?«
    »Herr Swensen,
das können Sie nicht von mir verlangen. Wenn Herr Rebinger
erfährt, dass Sie alles von mir haben, dann ist mein Job in
der Inspektion keinen Pfifferling mehr wert.«
    »Quatsch, ich
versichere Ihnen, dass Rebinger nichts
erfährt.«
    »Wirklich?«
    »Ehrenwort,
Susan!«
    *
    Rudolf Jacobsen
versucht, mit dem Einfingersystem die richtigen Buchstaben auf der
Computertastatur anzusteuern. Der Oberkommissar ist verärgert,
dass der Scheißjob bei ihm gelandet ist. Als die Meldung vom
Überfall auf das Steuerbüro der Ørsted auf den
Tisch flatterte, hätte er gleich schalten müssen, ist ihm
nun klar.
    Nichts kommt von
ungefähr! Kollege Mielke ist schließlich immer der
Erste, der übereifrig den Arm in die Höhe reißt,
wenn es darum geht, einer unangenehmen Arbeit aus dem Weg zu gehen.
Wenn’s hart auf hart kommt, setzt der sich nicht in die
Nesseln. Den Letzten beißen halt immer die Hunde.
    Colditz hatte, gleich
nachdem Mielke geflüchtet war, Jacobsen aufgefordert, den
Bericht über die Ermittlungen in der Wohnung der Lechner zu
schreiben und ihn zügig an die Staatsanwaltschaft
weiterzuleiten.
    »Und alle
Details, ohne Rücksicht auf Verluste!«, hatte er gesagt
und damit seinen ganzen Unmut über das so spät
aufgetauchte Notizbuch zum Ausdruck gebracht. »Sie lassen auf
keinen Fall den Namen Rebinger weg.«
    Diese Aufforderung im
Hinterkopf, grübelt Jacobsen seit einer halben Stunde
über möglichst unspektakuläre Formulierungen nach.
Doch die wollen nicht so recht gelingen, und für Jacobsen
liegt das an der provokanten Vorgehensweise von Colditz, der seine
Untergebenen gnadenlos ins Sperrfeuer schickt, um seinen eigenen
Kopf nicht aus der Deckung nehmen zu müssen.
    Der kann doch nicht im
Ernst glauben, dass ein Staatsanwalt in einen Mordfall verwickelt
ist! Der Mann vertritt in diesem Land Recht und Ordnung. Als wenn
es nicht genug Gesocks gibt, das man unter die Lupe nehmen kann,
bevor man beginnt, die eigenen

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