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Poppenspael

Poppenspael

Titel: Poppenspael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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die beiden Russen, die ihr
Steuerbüro überfallen haben. Die Waffe, die
sichergestellt wurde, ist nicht die Tatwaffe und deshalb kommen sie
für die Morde nicht in Frage. Trotzdem stellen sich in diesem
Zusammenhang offene Fragen: Warum wurden die Akten der Firma
Asmussen von den Männern geraubt? Haben die Firmeninhaber oder
der Geschäftsführer etwas mit dem Überfall zu tun?
Sind sie vielleicht in die Planung involviert oder haben sogar den
Auftrag erteilt? Dann ist da noch die Sache mit einem der beiden
Söhne, der bei seinem Lehrer Florian Werner einen sexuellen
Übergriff beobachtet haben will. Aber ergibt es einen Sinn,
dass der Mann deswegen gleich Frau Ørsted umgebracht haben
sollte?
    Und unser lieber
Staatsanwalt Dr. Ulrich Rebinger, überlegt Swensen. Sein Name
fehlt noch immer an der Pinnwand, obwohl reichlich Verdachtsmomente
vorliegen.
    Selbst Colditz
verhält sich in der Sache merkwürdig loyal, stellt
Swensen fest, als im selben Moment der Leiter der Soko Schlosspark
durch die Tür kommt und die Frühbesprechung beginnt.
Knappe eineinhalb Stunden später ist zu Swensens individueller
Bestandsaufnahme nicht das Geringste dazugekommen. Rebinger ist und
bleibt ein Verdächtiger, dessen Name anscheinend nicht
ausgesprochen werden darf. Ansonsten bewegte sich die Besprechung
genau in dem Umfeld der Tatsachen, das Swensen schon vor Beginn der
Sitzung abgesteckt hatte. Konkret gibt es nur die Bemühung von
Silvia Haman, den Sportlehrer unbedingt zu einem Verhör in die
Inspektion einzubestellen.
    »Im
Verhörraum wird das Lügengebäude von diesem Werner
schon in sich zusammenfallen«, argumentiert sie. »Wenn
wir weiterhin nur Namen auf der Tafel hin und her schieben, sitzen
wir garantiert auch in einem Monat noch an der gleichen
Stelle.«
    »Ich finde es zu
früh, sich den Mann zu schnappen«, blockt Colditz den
Vorstoß der Hauptkommissarin ab. »Wir haben keine
handfesten Beweise, die ihn mit der Mordtat in Verbindung bringen.
Blinder Aktionismus bringt uns da nicht weiter. Außerdem gibt
es mehrere Personen, die in ähnlicher Weise verdächtig
sind. Dann könnten wir auch gleich Bender, Pohlenz und Keck
zum Verhör holen.«
    »Und was spricht
dagegen?«, kontert Silvia Haman.
    »Dass ich vorher
gern Fakten hätte, die eine Festnahme rechtfertigen und vor
Gericht standhalten. Also, macht eure Arbeit, geht Klinkenputzen
und findet neue Zeugen, die etwas wissen, das einen unserer
Verdächtigen überführen
könnte.«
    Die Beamten packen
ihre Zettel und Unterlagen zusammen und verlassen stumm den Raum.
Colditz fängt Swensen an der Tür ab.
    »Ich hab
gehört, du hattest einen Schlagabtausch mit Rebinger?«,
fragt er den Kollegen.
    »Nanu, und ich
dachte schon, der Name hat in der Zwischenzeit den Kultstatus von
Valdemort erreicht.«
    »Der, dessen
Namen man nicht ausspricht?«, grinst Colditz. »Ich
glaube, da hat sich etwas angestaut. Willst du darüber reden,
Jan?«
    »Wozu, du hast
hier die Verantwortung. Du machst sicher das, was du für
richtig hältst.«
    »Ich versuche,
die Sache mit unserem Staatsanwalt genauso zu behandeln, wie alle
anderen Fakten auch, Jan. Ich muss auch an das Team denken. Es
dient keinem von uns, rein perspektivisch gesehen, wenn ich hier
den Holzhammer raushole. Besonders ihr Husumer Kollegen müsst
auch morgen weiterhin mit dem Mann zurechtkommen. Egal, ob an den
Hinweisen etwas dran ist, für die Presse ist es immer eine
Freude, einen Staatsanwalt vorzuführen, allein um die Auflage
zu steigern.«
    »Fakt ist,
Rebinger hat sich mit seinen Eskapaden nicht nur angreifbar
gemacht. Ein Mann, der im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht
und regelmäßig ein Bordell besucht, macht sich auch
erpressbar. Vielleicht hat das Mordopfer Lechner die Liste nicht
nur zum privaten Vergnügen geführt. Es wurde in der
Vergangenheit schon für weniger gemordet.«
    »Ich bitte dich,
Jan! Glaubst du ehrlich, der hat etwas mit den Morden zu
tun?«
    »Ich bin
Kriminalbeamter, meine Arbeit hat nichts mit Glauben zu tun. Es
gefällt mir auch nicht, meine Nase in die
Privatangelegenheiten von Rebinger zu stecken, aber ich finde, er
hat sich verdächtig gemacht, und wir haben dem genauso
nachzugehen, wie wir das bei den anderen Verdächtigen auch
machen.«
    »Okay, Jan. Ich
kümmere mich persönlich darum, eine Art Verhör mit
Rebinger hinzubekommen.«
    Colditz klopft Swensen
unbeholfen auf die Schulter und geht mit ihm eine Strecke über
den Flur, bis er mit einem kurzen Gruß in seinem

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