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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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Neuguinea oder Heroin aus Thailand.
    Walter Erakor erwartete ihn in einem Hinterzimmer. Sein Gesichtsausdruck gefiel De Lisle überhaupt nicht. Er schien Mühe zu haben, seine Freude über schlechte Nachrichten zu zügeln.
    »Nun?«, wollte De Lisle wissen.
    Es sprudelte nur so heraus aus Erakor. »Bon jour, mein Freund. Ich fürchte, Sie müssen die Insel verlassen. Heute Abend, morgen, Sie müssen verschwinden.«
    De Lisle schwieg fürs Erste. Dann beschloss er, die Sache direkt anzugehen.
    »Verschwinden? Wieso? Ich bin gerade erst angekommen. Es gibt viel zu tun.«
    Walter tippte sich an den Nasenflügel. »Ein kleiner Vogel hat mir was gezwitschert.«
    »Was denn gezwitschert?«
    »Man ermittelt gegen Sie.«
    De Lisle antwortete nicht sofort. Er starrte Erakor an. Die Australier waren mit Sicherheit nicht hinter ihm her. Oder sollten sie etwa seine Auslieferung verlangt haben? Nein, nicht so schnell. Vor allem nicht, wenn sich auf der Insel die Typen aus »Australia’s Most Wanted« nur so tummelten, all die australischen Ganoven, Diebe und Dealer. Er sah auf die Uhr. Es war noch Zeit. So schnell kam zu Hause nichts in Gang.
    »Wer ermittelt gegen mich?«, fragte er schließlich.
    »Die Sittenpolizei.«
    »Die Sittenpolizei?«
    »Es geht um Ihre Haushälterin, Grace — ihr Vater hat Sie verklagt.«
    »Sie ist volljährig, Herrgott noch mal. Sie weiß, was sie tut.«
    Walter Erakor beugte sich über den Tisch und sagte sehr leise: »Aber sie war minderjährig, als sie in Ihre Dienste trat.«
    »Das habe ich nicht gewusst. Außerdem steht ihr Wort gegen meines.«
    »Vielleicht, mein Freund, aber ihr Vater ist ein Häuptling, wie Sie wissen.«
    Häuptling, dachte De Lisle. Ein Mann, der einen rostigen Mazda-Minibus fährt, das ist er, sonst nichts.
    »Inzwischen wird die Ermittlung mit ziemlichen Eifer betrieben«, fuhr Erakor fort. »Die Polizei hat Einsicht in Ihre Bankkonten und Geschäftsunterlagen beantragt.«
    De Lisle beugte sich vor und zischte: »Sie Mistkerl. Es geht gar nicht um Grace, Sie benutzen sie nur als Vorwand. Sie wollen an mein Geld. Mistkerl.«
    Erakor zuckte mit den Achseln. »Ich leite die Ermittlungen nicht.«
    »Aber Sie haben ihnen von meinen Einlagen bei der Bank berichtet, nicht wahr? Sie und Ihre miesen Kumpane, ihr wollt mich ausnehmen, mein Vermögen beschlagnahmen, weniger angeben, als vorhanden war, und die Differenz einstecken. Ich weiß, wie das funktioniert.«
    Erakor blickte ihn gelassen an. »Ich biete Ihnen eine Möglichkeit, zu entkommen.«
    De Lisle entschied sich für eine andere Taktik. »Sind die Vollziehungsbefehle bereits erlassen? Können Sie etwas unternehmen, damit sie aufgehoben werden? Walter, alter Freund ... «
    Doch Walter Erakor blieb kühl und in seiner Stimme schwang nichts Freundschaftliches mit. »Wir stellen sie morgen aus, vielleicht auch einen Tag später.«
    De Lisle fiel ein Stein vom Herzen. »Ich brauche vierundzwanzig Stunden, vielleicht auch weniger. Ich muss hier sein, wenn die Banken morgen früh öffnen.«
    Auf Erakors Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, ein Strahlen, mit dem er zu verstehen gab, er könne bei entsprechender Gegenleistung einen Aufschub ermöglichen. De Lisle stöhnte. Er sah wieder auf seine Uhr. Wenigstens war die Yacht startklar. Oh Gott, warum hatte er die Tiffany-Brosche nicht Grace gegeben, warum dieser Schlampe von Wintergreen? Dann wäre das alles nicht passiert.
    Er stöhnte wieder. Doch machte er sich da nicht etwas vor? Selbst wenn er Grace bei Laune gehalten hätte, Erakor und seine Kumpels wären so oder so gierig geworden. Sie mussten entzückt gewesen sein, als eine Grace auftauchte, die die Nase voll hatte und ihnen so den Vorwand lieferte, den sie brauchten.
    Er sah Erakor an. »Wie viel?«

    SIEBENUNDDREIßIG

    Es war immer eine Frage des Drumherums. Sieht man einen Arbeiter inmitten eines Pulks anderer Arbeiter, dann ist der Mann ein Arbeiter und sonst nichts. Genauso verhält es sich, wenn man einen Fluggast an Bord einer Maschine inmitten anderer Fluggäste sieht, da schaut man ebenfalls kein zweites Mal hin, nicht wenn man den Kopf voll hat mit drängenden Problemen. Aber als einer der Passagiere allein in der Flughafenhalle von Port Vila stand, den Kopf auf eine bestimmte Art und Weise zur Seite geneigt, da wusste Niekirk, dass er ihn schon einmal gesehen hatte. Eine Minute später wusste er auch wer und wo: Wyatt, der sich mit einer Hehlerin auf einer Parkbank in Melbourne getroffen hatte.
    Wo war

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