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Portland Head Light

Portland Head Light

Titel: Portland Head Light Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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hättest du denn für sie tun können, wenn du früher etwas bemerkt hättest, Cameron? Was?“ Die Antwort musste 'nichts' heißen und dem darauffolgenden Gesichtsausdruck von Cameron nach zu urteilen, gefiel ihm das ganz und gar nicht. „Eben“, redete Dominic trotzdem gnadenlos weiter. „Du hättest nichts tun können. Nicht das Geringste.“
    „Was willst du? Dass ich ihren Tod einfach beiseite schiebe und weitermache, als wäre nichts gewesen?“
    „Nein“, antwortete Dominic und stützte sich auf einem Arm ab. „Das schaffe ich nicht und kann es da wohl kaum von dir verlangen, oder? Ich möchte nur, dass du aufhörst, dir die Schuld zu geben, denn du bist nicht an Madleens Tod schuld, Cameron. Genauso wenig wie ich an Toms Tod oder an Davids Unfall. Zumindest das habe ich mittlerweile akzeptiert.“
    Cameron rieb sich die Augen. „Keine Ahnung, ob ich das kann, aber das ist ohnehin egal.“
    Dominic runzelte die Stirn. Was sollte das denn jetzt bedeuten? „Wie meinst du das?“
    „Wenn ich nicht meine Wohnung verlieren und auf der Straße landen will, muss ich ab nächstes Jahr wieder arbeiten. Mir bleibt also gar nichts anderes übrig, als es einfach beiseite zu schieben und weiterzumachen.“
    Das würde nicht funktionieren. Tat es nie. Dominic wusste das. Er wusste es sogar so gut, dass er keine Sekunde nachdachte, bevor er Cameron anbot, „Du könntest hier bleiben.“
    „Hier?“, fragte Cameron völlig überrascht und Dominic sah genauso überrascht zurück. „Ähm, bist du dir sicher?“
    Nein, ganz und gar nicht. Hatte er das gerade wirklich angeboten? Ja, hatte er, und allein Camerons zweifelnder und zugleich auch hoffender Blick hielt Dominic davon ab, jetzt einen Rückzieher zu machen. David hatte er damals nicht helfen können, weil der es ihm nicht erlaubt hatte. Cameron hingegen wollte seine Hilfe, das war offensichtlich. Dominic würde den Teufel tun und ihn vor den Kopf stoßen.
    „Bis du dich entschieden hast, was du machen willst, kannst du im Gästezimmer bleiben. Und wenn du mir jetzt mit dem Thema Miete und so kommst, zieh' ich dir eine rein.“ Cameron grinste kurz. „Tu dir selbst einen Gefallen und nimm dir die Zeit, die du brauchst. Denk darüber nach. In aller Ruhe. Und selbst wenn du später wieder ganz normal als Physiotherapeut arbeiten willst...“ Dominic zuckte die Schultern, bevor er weitersprach. „Portland liegt um die Ecke und gute Leute sucht man überall, besonders in Heilberufen wie deinen. Also, warum nicht?“
    „Ich müsste meine Wohnung kündigen und meinen Kram einlagern oder herholen...“, meinte Cameron mehr zu sich selbst und grübelte dann eine Weile, bevor er schlussendlich nickte und mit einem zögernden Lächeln meinte, „Ja, warum eigentlich nicht?“

    Dass seine Entscheidung richtig gewesen war, merkte Dominic schon am nächsten Morgen, als er gähnend in die Küche kam und Cameron am Telefon vorfand, der gerade seine Wohnung kündigte. Dominic wollte ihn dabei nicht stören und nahm sich schweigend einen Kaffee, um sich damit an den Tisch zu setzen, auf dem ein handschriftlicher Brief lag, der sich auf den zweiten Blick als Kündigung entpuppte. Cameron machte Nägel mit Köpfen und für einen Moment bekam Dominic eine Gänsehaut bei der Vorstellung, ab sofort einen Mitbewohner zu haben. Aber er hatte Cameron das Angebot gemacht und dazu stand er auch.
    Montana miaute und sprang neben ihn auf den zweiten Stuhl. Der Kater wollte eindeutig sein Frühstück haben und das erinnerte ihn auch wieder daran, warum er überhaupt schon aufgestanden war. Weil er Hunger hatte. Dominic erhob sich, sah kurz zu Cameron, der mit dem Rücken zu ihm stand, und entschied dabei, für sie beide ein richtiges Frühstück zu machen. Inklusive Eiern, Speck und was er sonst noch so in den Schränken finden würde.
    Cameron verzog sich ein paar Minuten später in den Flur, nachdem er begonnen hatte, die Küche zu besetzen und so konnte Dominic in aller Ruhe die Eier schlagen, den Speck anbraten und dabei Schritt für Schritt den Tisch decken. Währenddessen lauschte er regelmäßig in den Flur, ob bei Cameron alles in Ordnung war, und fragte sich nebenher, woran es eigentlich lag, dass er mit Cameron bislang so gut auskam, was ihr Zusammenleben hier anging. Gut, es waren erst ein paar Tage, aber dennoch. Er war nicht der Typ dafür, auf engem Raum dauerhaft mit jemandem auszukommen, aber Cameron störte ihn nicht. Ob er ihm deswegen auch das Angebot gemacht hatte,

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