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Portland Head Light

Portland Head Light

Titel: Portland Head Light Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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bei ihm wohnen zu bleiben? Dominic war sich nicht sicher, hatte aber keine Lust am frühen Morgen darüber nachzudenken.
    „Mist“, fluchte Cameron plötzlich und Dominic runzelte die Stirn, bevor er die Pfanne mit den Eiern vom Herd nahm und fragte,
    „Alles okay?“
    „Ja“, kam zögernd zurück. „Kommst du bitte her? Die Schublade ist schon wieder aufgegangen. Tut mir leid.“
    Dieses verflixte Mistding. Er hatte sie doch gestern Abend noch geklebt. Dominic verdrehte die Augen und schaltete den Herd ab, um zu Cameron zu gehen, der vor der kaputten Schublade hockte, die ihren Inhalt bereits sehr säuberlich auf dem Boden verteilt hatte. Cameron sah ihn nur an, als er sich zu ihm hockte, um die Briefe wieder einzusammeln, und obwohl der blonde Wirbelwind kein Wort dazu sagte, hatte Dominic die Frage in dessen dunkelgrünen Augen deutlich gesehen.
    „Diese Briefe sind von meiner Mutter.“ Er wusste gar nicht, warum er überhaupt davon anfing, trotzdem redete weiter. „Mein Vater hat sie mir gegeben, als ich einundzwanzig war. Ich wusste nicht, dass sie mir geschrieben hat.“ Dominic seufzte und sah Cameron an. „Ich wünschte, sie hätte es nicht getan.“
    „Warum nicht?“
    „Weil ich nichts mit ihr zu tun haben wollte. Nie. Nicht, nachdem sie...“ Dominic brach ab und schüttelte den Kopf. „Ist doch egal.“
    Ganz im Gegenteil. Es war überhaupt nicht egal und Cameron schien das genauso zu sehen. „David hat mir erzählt, dass du einen sehr netten Bruder und überhaupt, dass du eine wunderbare Familie hast. Aber das stimmt nicht, oder?“
    „Ich habe eine wunderbare Familie“, hielt Dominic sofort dagegen und starrte dabei auf den obersten Brief in seiner Hand. „Es ist nur nicht meine... Jedenfalls rein biologisch gesehen.“ Er schaute wieder zu Cameron, der ihn ratlos ansah. „Ich bin adoptiert. Devin und ich sind nicht verwandt. Wir wurden als Kleinkinder adoptiert. Für mich hat das aber nie einen Unterschied gemacht, deswegen weiß auch niemand davon. Nicht einmal David. Devin ist mein Bruder und er bleibt es. Adoptiert oder nicht, ist mir vollkommen egal.“
    „Und diese Briefe?“, fragte Cameron nach einer Weile und deutete auf den Stapel, der den ersten und bisher einzigen Streit zwischen ihnen ausgelöst hatte. „Wieso hat sie... Ich meine deine leibliche Mutter... Wieso hat sie dir Briefe geschrieben?“
    Dominic stopfte alle Briefe in eine andere Schublade und schob diese viel heftiger zu, als nötig gewesen wäre, bevor er sich zu Cameron drehte. „Als ich zwei Jahre alt war, hat meine Mutter in einem schizophren Schub meinen Vater erstochen. In unserer Küche. Ich habe dabei zugesehen, weil sie es ursprünglich nur auf mich abgesehen hatte und mein Vater dazwischen ging, um mein Leben zu schützen.“ Cameron blieb entsetzt der Mund offenstehen. „Man hat sie verurteilt und in die Psychiatrie eingewiesen. Lebenslänglich. Ich kam in ein Heim und kurz darauf wurde ich adoptiert. Ich habe ihre Briefe weder gelesen, noch jemals Kontakt zu ihr aufgenommen. Warum sollte ich auch?“
    „Sie ist deine Mutter“, wandte Cameron leise ein.
    Dominic schüttelte den Kopf. „Sie hat meinen Vater erstochen und wollte mich umbringen. Diese Frau ist nicht meine Mutter. Sie wird es niemals sein. Und damit ist das Thema beendet!“

- 5. Kapitel -

    Frohe Weihnachten, mein Schatz.
    Die schönste Zeit des Jahres ist wieder da. Fünf Jahre bin ich jetzt hier und in einigen Monaten wirst du sieben Jahre alt sein. Die Zeit rennt so schnell dahin. Bald bist du ein Teenager und ein Blinzeln später wirst du groß sein. Ob du wohl so groß wirst, wie dein Vater es war? Bestimmt. Was würde ich alles darum geben, dich zu sehen. Ich wäre sogar mit einem Foto zufrieden, aber ich traue mich nicht, deine neuen Eltern darum zu bitten.
    Einer meiner Pfleger, er gehört zu den wenigen netten Menschen hier, hat mir vor ein paar Tagen flüsternd erzählt, dass du einen Bruder bekommen hast. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Dein Dad und ich wollten nie, dass du ein Einzelkind bleibst. Auch wenn du diese Briefe hier vielleicht nie lesen wirst, hoffe ich trotzdem, dass du immer gut auf ihn aufpassen wirst. Das machen große Brüder so, weißt du?
    Habt ihr schon einen Weihnachtsbaum? Wir haben hier einen in dem großen Aufenthaltsraum stehen, wo wir immer fernsehen oder spielen dürfen. Er sieht richtig schön aus und er ist groß. Der ganze Raum riecht jetzt nach Nadeln und abends, wenn die Lichter

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