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Porträt eines Süchtigen als junger Mann

Porträt eines Süchtigen als junger Mann

Titel: Porträt eines Süchtigen als junger Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Clegg
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Überwachungsfahrzeuge sind. Überall sehe ich unauffällige amerikanische Pkws, und ich bin sicher, dass jeder einzelne von einem Rauschgiftbullen oder verdeckten Ermittler gefahren wird. Trotzdem ziehe ich jeden Abend nach Mitternacht meine schwarze Arcteryx-Jacke und die schwarze Parks & Recreation-Mütze an, fahre runter in die Lobby und schlurfe zum Geldautomaten in der Bodega Ecke 14th Street. Da stehen zwei Automaten nebeneinander, und nur einmal gelingt es mir, so schnell meine Karte einzuschieben und die PIN s und Beträge einzugeben, dass ich das 1000-Dollar-Limit knacke. In der Regel muss ich warten und fünf mal 200 Dollar abheben. Abend für Abend mache ich das, und dann decke ich mich mit Feuerzeugen ein. Wie viele von meiner Sorte die Leute hinter der Theke wohl zu Gesicht bekommen? Hunderte? Null?
     
    Bepackt mit meinen sämtlichen Drogen und Pfeifen, aus Angst, man könnte mein Zimmer durchsuchen, während ich weg bin, kehre ich zum Hotel zurück. Zweimal habe ich in der Halle Tüten mit Crack fallen lassen. Mein Gürtel hat mittlerweile zehn Löcher. Zuerst hatte er nur sechs. Ein paar habe ich mit einem Messer selbst reingemacht, die anderen sind in Lederwarengeschäften zwischen Hotels und Geldautomaten gestanzt worden. Trotzdem rutscht mir die Jeans noch vom Hintern.
     
    Ich bin nicht allein im Zimmer. Malcolm ist seit vier oder fünf, vielleicht auch sechs Tagen bei mir. Er tauchte eines Abends mit Happy auf, und seitdem sitzt er mit im Boot. Princeton-Absolvent, wie er sagt. Ein Schwarzer aus Harlem, wahrscheinlich erst dreißig und schön. Scheint nicht schwul zu sein und kann enorm viel Crack vertragen, ohne zittrig oder nervös zu werden.
     
    Eines Abends bin ich überzeugt, dass jeden Augenblick die Cops in unser Zimmer einfallen, und wir stürmen aus dem Hotel, als stünde es in Flammen. Wir lassen alles da – alles bis auf die Drogen – und melden uns im
W
am Union Square an. Ich stiefele wie ein Irrer durchs Zimmer, und Malcolm übt sich in Geduld und macht mir Wodkas mit Eis und Limonenscheiben. Zur Ablenkung erzählt er mir, dass er ein Stipendium für Princeton hat und Football spielt. Vor einem Jahr hat er das Studium abgebrochen, will aber weitermachen, wenn er genug Geld zusammenhat oder einen günstigeren Weg findet, es zu finanzieren. Er erwirbt gerade seine Maklerzulassung. Als ich ihn frage, woher er Happy kennt, sagt er, aus dem Viertel, und als ich einwende, dass Happy in Washington Heights wohnt, sagt er, da habe er früher auch gewohnt. Besonders stichhaltig ist seine Geschichte nicht, aber was soll’s? Er ist nett und sexy, und es wäre mir unerträglich, jetzt allein zu sein. Dass er bei mir ist, lässt die ganzen vorangegangenen Nächte und die in Aussicht stehenden unsagbar einsam erscheinen. In manchen dieser Nächte rufe ich einen Escort Service aus dem Anzeigenteil der
Village Voice
oder des
New York Magazine
an. Keiner dieser Escorts nimmt jemals Drogen mit mir, und die meisten bleiben nur exakt eine Stunde. Ihre Haut und ihr Mitgefühl – die meisten meinen irgendwann, ich solle kürzer treten, sonst könne ich mir schaden – reichen nie aus, sind niemals ganz das, was mir vorschwebt, und wenn sie gehen, bin ich fast immer erleichtert und enttäuscht.
     
    Das Zimmer im
W
ist klein im Vergleich zu dem im Gansevoort. Ein Kabuff, und die Lüftung taugt nichts – statt abzuziehen, schwebt der Rauch, den wir veranstalten, ewig um die Lüftungsklappen herum. Ich habe Angst, das könnte Feueralarm auslösen wie im 60 Thompson schon mal. Erneut das Hotel zu wechseln wäre eine Möglichkeit, aber allmählich mache ich mir Sorgen ums Geld – rund zwanzigtausend sind noch da, und mehr als vierzigtausend habe ich schon draufgehauen –, bleibt also nur das
W
oder das Gansevoort.
     
    Wir raffen unsere Siebensachen zusammen und gehen. Der Weg zurück zum Gansevoort ist schrecklich, doch obwohl ich überzeugt bin, dass unsere Festnahme bevorsteht, marschiere ich direkt zum Aufzug und durch den Gang ins Zimmer. Es ist noch genauso, wie wir es vor Stunden zurückgelassen haben. Ich gehe schnurstracks zum Fenster und sehe nach, ob unten Polizei vorgefahren ist. Nichts. Nur der Portier und ein paar Passanten. Dann zum Schrank und ins Bad, um zu sehen, ob uns jemand auflauert. Alles klar, und doch lässt die Panik erst nach ein paar fetten Hits, einer halben Flasche Wodka und Bettgetümmel mit Malcolm nach.
     
    Später, als die Sonne aufgeht, tritt Malcolm auf

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