Poseidon - Der Tod ist Cool
drückte den Rest der Zigarette im Aschenbecher aus. Er würdigte Frenzel keines Blicks.
„Sicher, ohne Probleme.“ Frenzel unterdrückte seine aufkeimende Wut.
„Schön.“
Reiter stand auf. Er schritt konzentriert auf und ab. Sein Zittern verebbte, das Tränen verschwand.
„Similia similibus currentur . Gleiches wird mit Gleichem geheilt. Das Prinzip Samuel Hahnemanns, dem Vater der Homöopathie, macht sich unter anderem den angeblichen Erinnerungseffekt des Wassers zunutze.“
Reiter vollführte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. „Sie haben vielleicht schon davon gehört – kennt mittlerweile jedes Kind.“
Er spuckte die Worte Frenzel vor die Füße.
Du Arschloch.
Frenzels Zorn wallte in kürzeren Abständen auf, die Eruptionen verstärkten sich. Er hatte Mühe, sich
zusammenzureißen. Er wollte die ganze Geschichte hören – jedes Detail konnte wichtig sein.
Reiter fuhr unbeirrt fort.
„Belegen konnte das bisher noch keiner. Im Jahre 1988 veröffentlichte das angesehene Wissenschaftsmagazin
Nature
die Forschungsergebnisse des Immunologen Jacques Benviste . Er machte für sich geltend, mit seinen Versuchen den Beweis erbracht zu haben, dass die Informationsübertragung in homöopathischer Hochpotenz möglich sei. Doch die Experimente hielten empirischen Untersuchungen nicht stand – die aufgeführten Resultate wurden von niemandem erfolgreich wiederholt.“
Reiter ging zu seinem Schreibtisch und holte sich neuen Tee.
„ Masaru Emoto , der viele Jahre das Wasser durch Schwingungsmessungen erforschte, wurde durch seine Wasserkristallfotografie bekannt. Dazu setzte er das Wasser verschiedenen Begriffen aus und fror es ein. Bei positiven Wörtern wie
Liebe
oder
Dankbarkeit
bildeten sich vollständige Kristalle aus. Bei Negativen dagegen nicht. Ebenso verhielt es sich bei Klassik und Rockmusik, schmutzigem und sauberem Wasser. Er glaubt, dies beweise das Gedächtnis des Wassers.“
„Und was denken Sie? Halten Sie es grunds...“
„ Ich bin noch nicht fertig. Dazu komme ich noch.“ Reiters Ton nahm an Schärfe zu. Frenzel atmete mehrmals tief durch.
„Es gibt viele andere Beispiele, wie das bekannte Ganter-Wasser , welches erfolgreich in der Industrie eingesetzt wird. Die Forschung läuft über den ganzen Erdball verteilt; Russland führte als erstes Land einen Lehrstuhl dafür ein - an der Universität in Moskau.“
Reiter machte eine Pause und sah bedeutungsvoll in Frenzels Richtung – er hatte ihn während seines gesamten Monologs ignoriert. Frenzel kam es vor, als blicke Reiter durch ihn hindurch.
„Nun komme ich zum wirklich interessanten Teil der Ausführungen. Der für Sie am spannendsten sein dürfte.“
Frenzel hoffte für Reiter, dass dies stimmte. Lange ertrug er dessen Arroganz nicht mehr – alles hatte Grenzen.
Reiter ging zum einzigen Fenster seines Büros, öffnete es und schüttete seinen Tee hinaus, ohne sich um die möglichen Konsequenzen zu kümmern oder einen Schluck davon getrunken zu haben. Während er dort stand und das nächtliche Treiben auf der Straße beobachtete, nahm er den Faden seiner Erklärungen wieder auf.
„Vor zirka drei Jahren gab es einen Brand in einem japanischen Forschungslabor. Die Ursache für dieses Unglück wurde nicht mit letzter Gewissheit geklärt – Gerüchte gab es viele. Verschwörungstheorien und dergleichen, sie kennen das ja. Das gesamte Team kam dabei wahrscheinlich ums Leben – die meisten verbrannten bis zur Unkenntlichkeit, DNA-Analysen unmöglich. Der Leiter dieser Einrichtung, Professor Murasaki Hideyoshi , eine der wenigen identifizierten Leichen, untersuchte im speziellen die Möglichkeiten, das Medium Wasser als Trägerstoff von Informationen zu nutzen. Das Projekt besaß höchste Geheimhaltungsstufe und wurde womöglich vom japanischen Militär beauftragt. Die Regierung hatte auf jeden Fall die Hände im Spiel. Trotzdem drangen Berichte nach Außen, wie so oft in solchen Fällen.“
Reiters Auge regte sich. Scheinbar kehrte seine Nervosität zurück.
„ Unbestätigten Meldungen zufolge standen sie kurz vor einem Durchbruch, der bekannte physikalische Maxime ad absurdum geführt hätte. Wenn diese Gerüchte ein Körnchen Wahrheit enthalten, kann ich mir durchaus vorstellen, dass Ihre - nun ja,
Theorie
- in die richtige Richtung geht.“
Reiter setzte sich an seinen Schreibtisch, öffnete den Laptop und bearbeitete seine Emails. Das Gespräch schien für ihn beendet.
„Könnten Sie mir noch mal den Namen
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