Poseidon - Der Tod ist Cool
Grün vor dem Haus aus. Seine Gedanken tauchten in dieses Bild und verfingen sich darin. Jeder Halm trug eine Erinnerung, beugte sich unter dessen Last.
Alle waren Sie meiner Einladung gefolgt. Fröhliche Menschen füllten den Raum. Champagner benetzte Lippen, löste Zungen. Ich beobachtete ihre entspannten Gesichter. Aus einer Ecke drang das tiefe Lachen
Murasaki Hideyoshis
an mein Ohr. Die vielen Körper erhitzten die Luft. Einige bewegten sich im Rhythmus der Musik. Dabei verschütteten sie den Inhalt ihrer Gläser, der sich wie Quecksilber auf dem säurebeständigen Kunststoffboden ausbreitete.
Hier hatte ich die letzten Jahre verbracht - zwischen Chemikalien, wissenschaftlichen Geräten und Kollegen aus der ganzen Welt.
Wir feierten meinen Geburtstag.
So dachten sie.
In Wirklichkeit feierte ich nur für mich.
Den Beginn einer neuen Ära.
Ihre Abschiedsparty.
Poseidon hatte gerufen und sie erhörten ihn.
Gemächlich manövrierte ich mich durch die Leiber, klopfte hier auf eine Schulter, prostete dort zu.
Nahm lächelnd Grüße entgegen.
Schließlich erreichte ich die Tür. Erregt öffnete ich sie und trat hinaus.
Die Kühle des Korridors hüllte mich ein, wie ein Regenschauer in der Hitze des Sommers.
Bedächtig warf ich noch einen kurzen Blick in das Labor. Ich nahm nur verschwommene Konturen dessen war, was so lange mein Leben bestimmte.
Ich schloss die Tür hinter mir und verabschiedete mich von meiner Vergangenheit.
Er fischte die Zeitung aus dem Briefkasten und ging ins Haus zurück. Nach wenigen Seiten las er Nowotnys Todesanzeige. Seine Beerdigung sollte in drei Tagen sein.
„
Dass ich lebe, ist nicht notwendig, wohl aber, dass ich tätig bin.
Dabei habe ich mich immer wohl befunden,
indes schreibe ich diese Methode niemanden vor,
und begnüge mich damit, sie für mich zu befolgen“
Friedrich II. an Voltaire
Schöne Worte auf dem letzten Weg, den ihr
alle
gehen werdet.
24. Kapitel
Die von verknöcherten Eichen gesäumte Allee bohrte sich in das Villenviertel. Anwesen an Anwesen fächerförmig aneinandergereiht, umgeben von Hecken oder Zäunen aus geschmiedetem Stahl. Jedes besaß seinen eigenen Charme, der in prunkvollen Bauten aus der Gründerzeit unter dem Schatten der Bäume hervor spähte.
Frenzel hatte die ganze Nacht zu Hause wach gelegen. Die Entdeckung, dass die Witwe eines der Forschungsmitglieder nicht einmal fünfundvierzig Minuten von der Innenstadt entfernt wohnte, ließ ihm keine Ruhe. Er fuhr bereits um zwei Uhr früh zu besagter Adresse, parkte in unmittelbarer Nähe und beobachtete das Anwesen. Letztendlich übermannte ihn doch die Müdigkeit. Er schlief ein.
Frenzel wachte mit abgestandenem Geschmack im Mund auf. Das Shirt unter seiner Lederjacke war vom schrägen Sitzen im Auto zerknittert. Es passte zu den Bartstoppeln im Gesicht. Sogleich verfluchte er sich. Sein Aussehen war ohne diese zusätzlichen Details schon gewöhnungsbedürftig und wenig vertrauenserweckend, Polizist hin oder her. Er griff in seine Innentasche. Umständlich kramte er eine Packung Pfefferminzbonbons heraus. Eines hatte er in all den Jahren gelernt – guter Atem war die halbe Miete. Frenzel nahm das Handy aus der Halterung und wählte eine eingespeicherte Nummer.
„Hannelore Falk, guten Morgen.“
Die Stimme klang weich. Zerbrechlich. Fast ätherisch.
„Guten Morgen Frau Falk. Hier spricht Hauptkommissar Peter Frenzel. Es geht um Ihren verstorbenen Mann.“
Er bemühte sich, ruhig und gelassen zu sprechen.
Keine Antwort.
Nur das Rauschen in der Leitung versicherte ihm, dass sie nicht aufgelegt hatte.
„Hallo, sind Sie noch dran?“
Stille.
„Frau Falk, ich weiß, es mag Ihnen ungewöhnlich erscheinen, aber es handelt sich um reine Routinefragen im Zuge eines aktuellen Falles. Es könnte Verbindungen geben.“
„Ich habe der Polizei bereits alles gesagt.“
Die Antwort flatterte zögernd an Frenzels Ohr.
„Davon bin ich überzeugt. Während neuer Ermittlungen sind wir auf das Forschungsteam aus Japan gestoßen, in dem Ihr Mann gearbeitet hatte. Dazu möchten wir Sie um Ihre Unterstützung bitten. Es sind nur ein paar Fragen und es wird nicht viel Ihrer Zeit in Anspruch nehmen.“
Frenzel hielt die Luft an.
„Wenn es denn unbedingt sein muss. Meinetwegen.“
„Vielen Dank, Frau Falk.“ Er seufzte innerlich. „Passt es Ihnen in einer halben Stunde?“
Sie schien kurz zu überlegen.
„ Mir wäre es in einer Stunde lieber.“
„Gut, in
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